Die einzig logische Wahl

Von Thomas Gaber
Da ist das hässliche Ding. Franck Ribery bestaunt die Trophäe ungläubig
© getty

Franck Ribery ist zu Recht zu Europas Fußballer des Jahres gewählt worden. Der Franzose war für den FC Bayern nie wertvoller, weil er sich selbst nicht so wichtig nimmt. Zum absoluten Glück fehlt aber noch etwas.

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Eine gewisse Hässlichkeit haben Pokale, die man im Sport gewinnen kann, per se an sich. Ein besonderes Exemplar ist beispielsweise der fransige Gold-Arm für den Sieger der Handball-Champions-League.

Die Skulptur-Künstler der Trophäe für den besten Fußballer Europas waren auch nicht gerade mit Kreativität gesegnet. Ein muskulöser Oberkörper mit abgesägten Armen, der linke noch etwas stumpenhafter als der rechte.

Viel wichtiger als das Gebilde an sich ist aber der Name, der für den besten Fußballer der Saison 2012/13 in Europa eingraviert wurde: Franck Ribery.

"Ein spezieller Moment"

Hier hat die Kunst alles richtig gemacht. Von den drei Spielern, die zur Auswahl standen, war der Flügelspieler des FC Bayern München die einzig logische Wahl. Weder Lionel Messi, noch Cristiano Ronaldo waren diesmal an der Reihe, wenngleich sie abermals eine sehr starke Saison für den FC Barcelona bzw. Real Madrid gespielt haben.

"Das ist ein sehr spezieller Moment für mich. Ich freue mich sehr. Ich danke meinen Mitspielern, den Menschen beim FC Bayern, den Fans, auch meiner Frau und meinen Kindern. Wir hatten ein tolles Jahr", sagte Ribery.

53 Journalisten konnten ihre Stimme abgeben, 36 entfielen auf Ribery, 14 auf Messi und 3 Ronaldo. Es konnte auch nur ein Spieler des FC Bayern München Europas Fußballer des Jahres werden. Maßgebend für Sportlerwahlen sind Titel. "Franck hat mit dem FC Bayern alle wichtigen Titel gewonnen. Bei allem Respekt vor Messi und Ronaldo, das haben sie nicht geschafft", sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

Auch Michel Platini, Präsident der Europäischen Fußball-Union, hat die Wahl von Bayern Münchens Star Franck Ribéry zu Europas Fußballer des Jahres nicht überrascht. "Ich denke, es ist logisch, dass ein Bayern-Spieler ausgezeichnet wurde", sagte der Franzose am Freitag: "Sie haben eine großartige Saison gespielt. Das Abstimmungsergebnis war ja auch deutlich."

König der Vorbereiter in der Königsklasse

Auch wenn ihm vielleicht der Makel anhaftet, keine entscheidenden Tore erzielt zu haben, hat Ribery die Krönung seiner Karriere absolut verdient. Im Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund leitete er das 1:0 durch Mario Mandzukic mit einem genialen Pass auf Arjen Robben ein, das 2:1 durch Robben bereitete er direkt vor.

Seit 2007 spielt der Franzose für den FC Bayern, wertvoller als in den letzten zwölf Monaten war er nie. Seine individuelle Klasse ist seit jeher unbestritten, er setzte sie aber mehr denn je gewinnbringend für die Mannschaft ein. Kein Spieler bereitete in der letzten Champions-League-Saison mehr Torschüsse seiner Mitspieler vor als Ribery (69 in 12 Spielen).

"Luis Figo hat es einst zum besten Fußballer der Welt gebracht, weil er der beste Vorbereiter der Welt war. Er ließ lieber andere glänzen. Bei Franck ist es genauso. Er freut sich über das Tor eines Mitspielers, dem er den Ball aufgelegt hat, genauso wie über ein eigenes Tor", sagt Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps.

Verbessertes Defensivspiel

Zudem hat Ribery sein Defensivspiel stark verbessert. Weite Wege bis in den eigenen Strafraum waren früher verpönt; mittlerweile hat Ribery erkannt, dass Abwehrarbeit zu Rüstzeug eines Offensivspielers gehört. "Frühe habe ich es gehasst, nach hinten zu laufen. Aber im Fußball kann man auch als nicht mehr nur vorne rumstehen und auf Bälle warten. Nur wenn ich mich für die Mannschaft in der Defensive aufopfere, kann ich für sie wertvoll sein."

Mit 30 Jahren hat Ribery im Vereinsfußball alles erreicht. Dennoch braucht er keine neue Herausforderung bei einem anderen Verein.

"Ich liebe München, ich liebe den FC Bayern. Es ist alles perfekt, auch für meine Familie. Ich habe das Vertrauen des ganzen Vereins und der Fans. Das ist wichtig für mich, ohne Vertrauen kann ich keine Leistung bringen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, meine Karriere in München zu beenden", sagte Ribery.

Nächstes Ziel: WM 2014

Was ihm fehlt, sind Erfolge mit der Nationalmannschaft. Hier hat Ribery Nachholbedarf, erst recht aufgrund der für die gesamte Equipe Tricolore beschämenden WM 2010. "Ein Titel mit der Nationalmannschaft ist das größte, was ein Spieler erreichen kann. Ich hoffe, dass wir bald dran sind, vielleicht ja schon bei der WM in Brasilien."

Erst einmal muss Ribery aber seine Kollegen vom FC Bayern beglücken. "Franck wird jetzt erst mal etwas ausgeben müssen. Er hat es sich verdient, er hat eine geile Saison gespielt", sagte Thomas Müller und Rafinha forderte mindestens die 100-prozentige Übernahme eines Essens.

Das wird Ribery verkraften. Er ist jetzt im Klub der Auserwählten. Und das haben nur die größten Fußballer geschafft.

Franck Ribery im Steckbrief