Nächster Auftrag: Feintuning

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Fatih Demireli
Kurz vor Beginn der 51. Bundesliga-Saison hat Pep Guardiola (r.) ein Mannschaftsgerüst im Kopf
© getty

Der FC Bayern hat die Saisonvorbereitung mit dem Finalsieg im Audi Cup gegen Manchester City erfolgreich abgeschlossen. Vor dem ersten Pflichtspiel der Saison hat Trainer Josep Guardiola eine Stammformation im Kopf, auch wenn hier und da noch Fragezeichen bestehen. Dennoch kann Pep jetzt zur nächsten Entwicklungsstufe übergehen: zum Feintuning.

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Wer den FC Bayern in der Saisonvorbereitung 2013/2014 kritisch sieht, sollte sich die nackten Tatsachen zu Gemüte führen und diese haben einen Namen: Triple-Sieger. Schon wieder. Die Münchener gewannen im Trentino den Paulaner Cup, am vergangenen Mittwoch den Uli-Hoeneß-Cup gegen den FC Barcelona und nun zum runden Abschluss der Vorbereitung den Audi Cup. Zugegeben, ein eher kleines Triple.

"Das war eine sehr gute Vorbereitungsphase", bilanziert Dante, wobei dieser den größten Teil des Vorspiels zur 51. Bundesliga-Saison entweder beim Konföderationen-Pokal und im Urlaub verbracht hat. Zwölf Spiele haben die Bayern bestritten: Anfangs gegen viele Amateure, später wurde die Schlagzahl und Qualität der Gegner deutlich stärker. Und auch wenn es hier und da noch Wehwehchen gibt, sagt Trainer Josep Guardiola zufrieden: "Wir sind bereit."

75 Prozent Ballbesitz

Das 2:1 gegen Manchester City darf als Beleg herhalten. Der FC Bayern spielte in der ersten Halbzeit einen taktisch hochwertigen Fußball, eine Struktur war klar erkennbar und die Münchener erzeugten phasenweise bis zu 75 Prozent Ballbesitz gegen einen Gegner, der selbst überzeugend agierte. Ganz nach dem Gusto des Trainers, der bei Barca solche Werte gewohnt war.

"Wir haben den Ball in der ersten Halbzeit gut laufen lassen", sagte Geburtstagskind Bastian Schweinsteiger. Auch Thomas Müller, der das 1:1 selbst erzielte und das 2:1 vorbereitete, sieht seine Bayern schon "auf einem sehr guten Level". Allerdings, und das wissen die Münchener auch, ist es noch kein Top-Level, auf dem man sich befindet.

"Wir haben noch ein paar Sachen zu korrigieren", sagt Dante. Es ist vor allem die Spielbalance, die schon im Supercup in Dortmund die sehr ordentliche Vorstellung letztlich trübte, an der die Münchener noch arbeiten müssen. "Vorne müssen wir klarere Torchancen erspielen und hinten die eine oder andere Situation schneller erkennen und uns besser positionieren", sagt Schweinsteiger.

13 Startelf-Spieler im Audi Cup

Das Feintuning ist Guardiolas Hauptaufgabe in den nächsten Wochen, zumal sich ein Gerüst, gar eine Stammelf allmählich herauskristallisiert. Für beide Startelf-Formationen im Audi Cup benötigte Guardiola 13 Spieler - gegen ManCity rotierten Thiago, der zuvor angeschlagen war, und Thomas Müller in die Startelf. Der Rest durfte sich einspielen: auf das DFB-Pokal-Spiel beim BSV Rehden und dann möglicherweise auch auf das erste Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach.

Vor Manuel Neuer, der nach einigen Pausen endlich zwei Mal 90 Minuten Einsatzzeit bekam, so scheint es, werden Dante und Javi Martinez die Innenverteidigung bilden. Dabei ist gerade der Spanier noch längst nicht so weit, Top-Leistungen abliefern zu können. "Er hat gerade mal fünf Trainingseinheiten mitgemacht", sagt Guardiola und fordert Geduld.

Dass der möglicherweise beste defensive Mittelfeldspieler der letzten Saison als Innenverteidiger keine besonders gute Figur abgibt, mag Pep nicht so stehen lassen: "Ich bin sehr zufrieden mit ihm." Ob es dabei bleibt, ist dennoch eine Frage der Zeit: "Da sind noch Jerome und Daniel und ich muss auch um meinen Platz kämpfen", sagt Dante, der sich aber wohl am wenigsten Sorgen machen muss.

Lahms Probeläufe beendet

Auf den Außenpositionen gibt es keine Überraschungen. Philipp Lahm ist nach ein paar Probeläufen im Mittelfeld wieder zurück in seinem Metier, wo er sich am wohlsten fühlt. "Ich habe bewiesen, dass ich im Mittelfeld spielen kann", sagt Lahm. Ausüben will er den Job dennoch nicht.

Im Mittelfeld war das größte Rätselraten: Große Auswahl für nur fünf Plätze. Schweinsteiger bekommt die Rolle als Sechser, führte sie gegen Man City phasenweise stark aus, bis dann aber auch die Kräfte schwanden. "Das war wieder ein Schritt nach vorne", sagte Bayerns Vizekapitän zu seinen Auftritten im Audi Cup. Das Sprunggelenk ist stabil.

Das zentrale Duo vor Schweinsteiger bilden Thiago und Toni Kroos. Guardiola setzt auf deren Passstärke. Thiagos Rolle erinnert bisweilen doch sehr an Barcelonas Xavi.

Ribery und Robben sind die Gewinner

Die eigentlichen Gewinner der Vorbereitung heißen aber Franck Ribery und Arjen Robben, die sich in den Testläufen gegenseitig gute Auftritte verschafften. "Ich habe ein gutes Gefühl, was die Saison angeht", sagt Robben.

Wie die Gefühlslage des Thomas Müller im Sturmzentrum ist, darüber darf spekuliert werden. Klar ist, dass sich Müller nach der Einwechslung von Mario Mandzukic auf der Außenbahn sichtlich wohler fühlte.

Die Konkurrenzsituation wird durch die eindrucksvollen Leistungen des Kroaten im Sturmzentrum zusätzlich angeheizt. "Er gibt unserem Spiel sehr viel", sagt Guardiola. Von atmosphärischen Störungen zwischen Stürmer und Trainer war zumindest am Donnerstag nichts zu sehen.

Zweite Reihe überzeugt

Fast alle Profis haben es ihrem Trainer in der Vorbereitung so schwer gemacht, wie es nur geht. Dass Guardiola nach dem Audi-Cup-Sieg explizit die eingewechselten Spieler lobte, war kein Zufall, zumal neben Mandzukic auch Jan Kirchhoff und Xherdan Shaqiri überzeugten.

"Ich bin mit der Einstellung der Spieler zufrieden. Sie haben gut gearbeitet", sagte Guardiola. Und das gilt auch für ihn. Nach einem Jahr Pause ist Pep voller Elan und fast schon wie besessen, seine Ideen an den Mann zu bringen. Guardiola pflegt eine sehr rege Art der Kommunikation: Gegen Sao Paulo und gegen ManCity rief er Schweinsteiger, Lahm und Co. immer wieder heran, um ausführlichere Instruktionen geben zu können.

Und Guardiola denkt auch nicht daran, damit bald aufzuhören: "Die Saison ist lang und wir haben Zeit, uns zu verbessern." Denn das Ziel ist seit letzter Saison klar: Die Verteidigung des Triples.

Bundesliga, 1. Spieltag