Gomez über letzte Saison: "Beste überhaupt"

Von Adrian Bohrdt
Mario Gomez berichtet im Interview von offenen Gesprächen mit Pep Guardiola
© getty

In einem Interview hat Mario Gomez seinen Wechsel vom FC Bayern zum AC Florenz begründet. Vom neuen Münchner Trainer Pep Guardiola schwärmte der Mittelstürmer, dazu äußerte er sich zu dem Wechsel-Theater um Robert Lewandowski und gab ein unerwartetes Fazit für die vergangene Saison ab.

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Nach einer Sprunggelenksverletzung kam Gomez erst am Ende November für die Münchner wieder zum Einsatz und konnte seinen Stammplatz von Neuzugang Mario Mandzukic nicht zurückerobern. Dennoch überraschte er in der "Sport Bild" mit seinem persönlichen Fazit: "Sportlich war die vergangene Saison jedoch meine beste überhaupt."

Er habe nämlich "etwas geschafft, was ich vorher nicht imstande war zu schaffen. Ich war als Stammspieler nicht mehr gefragt. Aber wenn ich zum Einsatz kam, habe ich funktioniert und dem Team richtig helfen können. Das war der größte Schritt in meiner Karriere bisher."

"Werde dem Verein gegenüber ewig dankbar sein"

Seine vier Jahre beim FC Bayern bewerte er insgesamt als "traumhaft", schränkte jedoch ein: "Aber die Zeit war sicherlich auch unterschiedlich. Mit Erfolg und Misserfolg. Misserfolg bedeutet Platz zwei in München. Ich habe beim Abschied zu Karl-Heinz Rummenigge gesagt, dass ich dem Verein ewig dankbar gegenüber sein werde. Der Klub hat mir den größten Traum, die Champions League zu gewinnen, erfüllt."

Allerdings sei auch an ihm das Wechsel-Hick-Hack um Robert Lewandowski von Borussia Dortmund nicht spurlos vorüber gegangen (Gomez: "Das hat mich geärgert"). Seit Monaten bemüht sich der FC Bayern bereits um Lewandowski, der BVB erteilte einem Wechsel des im kommenden Sommer ablösefreien Stürmer mittlerweile aber eine Absage.

"Der Wunsch der Vereinsführung nach Robert Lewandowski wurde immer intensiver, das habe nicht nur ich gespürt. Im Laufe der Rückrunde hat es sich so herauskristallisiert, dass alle wollen, dass es im Sommer zu Ende geht", erklärte Gomez. Das Theater um den Polen hätte ihn geärgert: "Rückendeckung gab es für die Stürmer, die da waren, von Vereinsseite nicht. Uns wurde gesagt, dass wir doch nicht alles so dramatisch sehen sollten."

Gomez mit früher Wechselabsicht

Dennoch hatte er sich nach der Saison früh für den Wechsel entschieden und teilte das auch Guardiola mit: "Ich bin gleich am ersten Tag zu ihm gegangen und habe mit ihm gesprochen. Ich sagte: 'Trainer, wir müssen uns nichts vorspielen. Es ist entschieden, dass ich den Klub verlassen möchte. Ich würde gerne kein Testspiel mehr bestreiten. Mein Abschied war traumhaft schön, ich habe mit meinem letzten Ballkontakt ein Tor im Pokalfinale zu einem Titel erzielt."

Guardiola habe diesen Wunsch sofort verstanden und ihm seine Unterstützung bis zum letzten Tag zugesichert: "Ich fand das großartig von ihm. Er hat mir diesen Wunsch erfüllt - ich bin ihm sehr dankbar dafür." Außerdem habe er ihm versprochen, "dass wenn ich bleibe, wir gut zusammenarbeiten werden. Ich halte ihn für einen hervorragenden Typ und einen großen Trainer."

Dabei berichtete Gomez auch von ersten Trainingseindrücken unter Guardiola: "Er spricht die Mannschaft beeindruckend an. Mit welcher Demut und Freude er arbeitet und dabei der beste Trainer der Welt ist. Das ist Wahnsinn."

"Guardiola stellte mir die Entscheidung frei"

Guardiola habe ihm außerdem auch die Möglichkeit gelassen, in München zu bleiben. "Er hat aber offen und ehrlich gesagt, dass es seine Philosophie ist, mit kleinen, wendigen Spielern zu agieren. Dennoch wollte er sich den Qualitäten von Bayern anpassen mit den vorhandenen langen Mittelstürmern. Er stellte mir die Entscheidung frei, wo ich glücklich werden wolle", berichtete der Stürmer.

Gomez wählte den Wechsel: "Klar ist mir, dass der Schritt von Bayern weg riesig ist. Für mich war immer klar, dass, wenn ich überhaupt wechseln würde, ich ins Ausland gehe. Da kamen nur Italien und Spanien infrage." Zudem habe er sich bewusst gegen einen Wechsel zu einem sportlich gleichwertigen Klub entschieden: "Genau so einen Wechsel wollte ich trotz des Interesses des einen oder anderen Top-5-Klubs nicht."

Zwar habe es "echte Top-Angebote" gegeben, doch für Gomez waren diese keine Option: "Dann hätte ich auch bei Bayern bleiben können. Bayern ist und war mein Traumverein. Also habe ich diesen Schritt gewählt. Mit meiner Freundin und meiner Familie habe ich mich für Florenz entschieden. Der Verein hat sich extrem um mich bemüht, und die Stadt ist einfach überragend."

Gomez: Florenz als Gesamtpaket entscheidend

Darüber hinaus wollte er mit dem Wechsel nach Florenz bewusst etwas anderes machen: "Ein aufstrebender Klub, der interessante Ziele hat. Das Gesamtpaket mit Team, Verein, Stadt, Kultur und am Ende meinem Gefühl hat zu diesem Wechsel geführt. Ich weiß, dass meinen Schritt einige Menschen nicht nachvollziehen können."

Verständnis für sein Wechselziel fand Gomez jedoch beim neuen Bayern-Coach: "Guardiola zum Beispiel hat mir gesagt, dass Florenz den besten Fußball in Italien gespielt hat. Ich habe früh meinen Beratern mitgeteilt: Ich gehe nur nach Florenz oder bleibe in München. Alle anderen Anfragen habe ich ausgeschlossen", betonte Gomez.

In der vergangenen Saison gelangen dem 28-Jährigen in 21 Bundesliga-Spielen (davon neun in der Startelf) elf Tore und zwei Vorlagen. In der Champions League steuerte er in sieben Partien zwei Tore und zwei Assists bei. Sein Vertrag beim AC Florenz läuft bis 2017, am Montag wurde er vor 30.000 Fans bei der Fiorentina vorgestellt.

Mario Gomez im Steckbrief