Zwischen Klauseln und Europa League

Von Fabian Herbers
Der Kader des SC Freiburg 2013/14 - genug gereift für die Europa League?
© getty

Die Ausstiegsklauseln wurden dem SC Freiburg im Sommer 2013 zum Verhängnis: Gleich fünf Stammspieler und Säulen der Mannschaft wurden von anderen Vereinen aus ihrem Vertrag herausgekauft. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, hatten sich die Breisgauer doch nach langer Zeit wieder für Europa qualifiziert. Die Neuzugänge sind fast alles Wundertüten - zeugen aber auch von großer Qualität.

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Eigentlich sollte in Freiburg absolute Jubel-Stimmung herrschen. Seitdem Christian Streich Cheftrainer im Breisgau ist, geht es schließlich nur noch bergauf. Man ist direkt für die Europa-League-Gruppenphase qualifiziert und das Stadion ist regelmäßig bis auf den letzten Platz gefüllt.

"Vielleicht spielen wir nächste Saison Champions League, vielleicht steigen wir nach dem Umbau der Mannschaft auch ab, dann eben 2. Liga", bremste jedoch Christian Streich nach dem letzten Spieltag etwas die Euphorie.

Die Säulen gehen - hält das Konstrukt trotzdem?

Was Freiburgs Trainer damit sagen will: Gleich fünf Spieler haben den SC Freiburg verlassen, obwohl diese noch laufende Verträge hatten, denn sie machten von ihrer Ausstiegsklausel gebrauch. Davon gab es in Freiburg letzte Saison zu viele. "Wenn es darum geht: doppeltes Gehalt oder Ausstiegsklausel, würde ich mich immer für die Ausstiegsklausel entscheiden", erklärt Präsident Fritz Keller der "Badischen Zeitung" und steht damit vor einem Scheideweg.

Die Konsequenz ist, dass absolute Führungsspieler wie Jan Rosenthal, Johannes Flum, Cedric Makiadi, Daniel Caligiuri und Max Kruse den Verein verlassen haben. Die nächste Konsequenz ist, dass diese Spieler für die neue Saison wieder adäquat ersetzt werden müssen. Freiburg hat jetzt die Chance zu zeigen, dass es geht - oder dass Ausstiegsklauseln den Vereinen das Genick brechen, die nachhaltig eine Mannschaft über Jahre hinweg aufbauen wollen.

Die Neuen: Viel Talent, viele Fragezeichen

Fakt ist: Der SC Freiburg hat, trotz seiner begrenzten Möglichkeiten, gut auf den Super-GAU reagiert. Spieler von internationalem Format sind gekommen, dazu Bundesliga-erfahrene Akteure. Streich hat sie behutsam ausgewählt, sie sollen sein System verstehen und anwenden können: Offensives Pressing, Kurzpassspiel, schnelles Spiel nach vorne.

Sie bringen das nötige Talent mit, dass ein Verein wie Freiburg braucht, doch es ist nicht sicher, ob sie das leisten können, was in der kommenden Saison von ihnen erwartet wird: Der Spagat zwischen Bundesliga und Europa. Streich ist von den Neuzugängen überzeugt, auch wenn für ihn die Europa League ebenfalls noch Neuland ist.

Zudem wurde ein weiteres Problem noch nicht gelöst: Durch die neu entstandene Doppelbelastung ist ein breiterer Kader zwingend notwendig. Vor allem im Mittelfeld und im Sturm ist der SC aber noch viel zu dünn besetzt. Auf einen Abstiegskampf, den Streich nicht ganz ausschließen will, wird sich der neue Kader aber wohl nicht einlassen müssen.

Torhüter

Zugänge: Keine.

Abgänge: Keine.

Offene Positionen: Keine.

Die Situation: Fast drei Jahre ist es nun her, als sich der damalige Freiburg-Stammkeeper Simon Pouplin am Sprunggelenk verletzte und durch den damals 20-jährigen Oliver Baumann ersetzt wurde. Mit tollen Leistungen empfahl sich der U-20-Nationaltorhüter für die Bundesliga und gab auch nach Pouplins Genesung seinen Platz zwischen den Pfosten nicht mehr her.

Mittlerweile ist aus Oliver Baumann trotz seines noch jungen Alters einer der besten Bundesligatorhüter geworden - ausgebildet in der eigenen Jugendakademie in Freiburg. Kein Grund also, auf dieser Position etwas zu verändern. Hinter Baumann lauern die beiden Ersatztorhüter Daniel Batz und Alexander Schwolow, ohne wirklich die Chance zu haben, Baumann aus dem Tor verdrängen zu können.

Für Stammtorhüter Baumann, der auch bei der U-21-EM in Israel ein Spiel bestritt, wird die kommende Saison ein Prüfstein auf internationaler Ebene. In der deutschen Torhüterriege hat es der 23-Jährige nicht leicht, zu groß ist die Konkurrenz. Vielleicht kann er mit internationalen Erfahrungen zu Torhütern wie Marc Andre ter Stegen oder Bernd Leno aufschließen, teamintern verspürt er jedoch keinen Druck von hinten. Für die beiden U-23-Torhüter Dominik Bergdorf und Marco Preuß kommt der Konkurrenzkampf in Freiburg noch zu früh.

Seite 1 - Torhüter: Baumann unangefochten

Seite 2 - Abwehr: Konstanz ist der Knackpunkt

Seite 3 - Mittelfeld: Die Säulen gehen

Seite 4 - Sturm: Ein Hanke für Europa

Der Kader des SC Freiburg im Überblick