Ein Türsteher als entscheidender Schlüssel

Von Florian Schimak
Da macht selbst Zlatan dicke Backen: Salif Sane (l.) war bester Zweikämpfer in der Ligue 1
© getty

Hannover 96 verpasste in der vergangenen Saison einen Europa-League-Platz aufgrund der teilweise katastrophalen Defensiv-Leistung. Nun fand ein Umdenken statt. Mit Salif Sane verpflichtete 96 den besten Zweikämpfer der Ligue 1 und einen Defensivspieler von rustikalerem Format, der als eine Art Türsteher fungieren soll.

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Gegen den FC Bayern München zu verlieren, war in der letzten Saison nun wirklich keine Schmach. Allerdings war die 6:1-Niederlage gegen den Rekordmeister für Hannover 96 in zweierlei Hinsicht sehr ärgerlich. Zum einen waren die Bayern zu diesem Zeitpunkt bereits Meister, zum anderen ging es für 96 noch um einen Europa-League-Platz. Doch Hannover verlor aufgrund einer vogelwilden Defensivleistung und war am Ende noch gut bedient.

Dieses Spiel hatte einen gewissen Symbol-Charakter für die Saison der Niedersachsen. Zwar erzielte Hannover 60 Treffer und damit die viertmeisten der Liga, mit 62 kassierten sie aber auch die drittmeisten Gegentreffer nach Bremen und Hoffenheim. Ein Tor schossen die 96er immer, fingen in Regel aber mehr als sie erzielten konnten. Am Ende sprang daher nur Platz neun heraus. Nach zwei Jahren in Europa tritt 96 im nächsten Jahr damit nicht international an.

Sane soll 96-Defensive stärken

"Dieses Problem haben wir erkannt, da müssen wir stabiler werden", sagte Dufner: "Das hinzubekommen, ist Aufgabe des Trainers in der Vorbereitung auf die neue Saison." Und die eines Neuzugangs: Salif Sane. Der 22-jährige Defensivspieler, der für knapp zwei Millionen vom Ligue-1-Absteiger AS Nancy-Lorraine kommt, soll die Defensive der 96er stärken.

Der Senegalese, der in Frankreich geboren wurde, ist eine durchaus nachvollziehbare Verpflichtung. Bereits im Winter erkannte man an der Leine die Zeichen der Zeit und verstärkte die Mannschaft mit den Defensivakteuren Johan Djourou und Franca. Der Schweizer konnte in Ansätzen überzeugen, war aber nur vom FC Arsenal ausgeliehen und wechselte nun zum Hamburger SV. Franca hatte zunächst mit seiner Körpergröße, später mit Verletzungen und Krankheiten zu kämpfen und kam zu keinem Bundesliga-Einsatz. Fraglich bleibt, ob er 96 in der kommenden Saison helfen kann.

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Sane ist aber genau der Spielertyp, der Mirko Slomka noch fehlte: Er kann sowohl in der Innenverteidigung, als auch auf der Sechs spielen. Das Kopfballspiel des 1,96-Mannes ist herausragend. Er lebt von seiner Physis und seiner Zweikampfstärke und ist trotz seiner Körpergröße ein guter Fußballer. "Wir haben jemanden gesucht, der sich sofort einen Stammplatz erarbeiten kann und der Entwicklungspotenzial hat", erklärte Dufner.

Aus der Jugend von Bordeaux

In der Jugend von Girondins Bordeaux ausgebildet, wechselte Sane im Sommer 2011 zunächst auf Leihbasis nach Nancy, wo er auf Anhieb Stammspieler wurde und in zwei Jahren insgesamt 66 Spiele absolvierte (vier Treffer, vier Vorlagen). Den Abstieg von ASNL konnte er trotz seiner starken Leistungen am Ende der letzten Saison nicht verhindern. Immerhin feierte er am 16. Juni sein Länderspiel-Debüt für den Senegal.

In Hannover schätzt man sich glücklich, den besten Zweikämpfer der vergangenen Ligue-1-Saison verpflichtet zu haben. "Unser Bestreben war, unsere Defensive für die kommende Saison personell zu verstärken. Salif Sane hat in einer starken europäischen Liga überzeugend agiert. Er bringt alle Voraussetzungen mit, sich in der Bundesliga als wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft durchzusetzen", äußert sich Trainer Mirko Slomka über den Neuzugang, der einen Vertrag bis 2017 erhielt. Auch Sane selbst freut sich auf das Abenteuer Bundesliga: "Es ist toll, dass es geklappt hat. Die deutsche Bundesliga ist eine der stärksten Ligen der Welt. Mein Ziel ist es, mich hier durchzusetzen."

Körperliche Präsenz als Schlüssel

Seine Flexibilität in der zentralen Defensive bringt Trainer Slomka auch neue taktische Optionen. Mit Felipe, Karim Haggui, Christian Schulz und dem Rückkehrer Christopher Avevor hat 96 eigentlich vier potenzielle Innenverteidiger im Aufgebot, dennoch kam Sane in den ersten Vorbereitungsspielen an der Seite von Schulz zum Einsatz und traf promt. "Erstes Spiel, erstes Tor! Das ist toll! Salif ist es hervorragend gelungen, sich in das Team zu integrieren", jubelte Slomka nach dem 4:0 gegen ETSV Weiche.

Mit seiner körperlichen Präsenz soll er helfen, dem Spiel der Niedersachsen Sicherheit zu geben. Sane wird in oder vor der Abwehr - nicht nur aufgrund seiner Statur - als eine Art Türsteher fungieren, dem Defensivverbund Sicherheit geben oder auch der Offensive den Rücken freihalten. Slomka und Dufner sehen in ihm den neuen Defensiv-Schlüssel.

In der Vergangenheit setzten die Hannoveraner meist auf die spielerische Variante der Doppel-6. Gerade hier bietet sich Sane als eine neue, andersartige Alternative an. Abgesehen von Andre Hofmann hatte 96 bisher im defensiven Mittelfeld mit Manuel Schmiedebach oder dem viel zu oft verletzten Leon Andreasen kaum eine körperliche Komponente. Neuzugang Edgar Prib ist zwar ein Kämpfer, aber kein Abräumer.

Überraschung beim Medizin-Check

Das ändert sich nun mit der Verpflichtung des Hünen. Egal ob im Mittelfeld oder in der Abwehr, der Senegalese bringt ganz neue Eigenschaften für das Spiel der 96er mit. Ab und an aber schießt Sane mit seiner körperlichen Präsenz noch über das Ziel hinaus. Stolze 13 gelbe Karten kassierte der Neuzugang in der vergangenen Saison.

In einem Interview verriet er kürzlich, dass er ein Fan von Mario Balotelli sei. Aber vergleichen würde er sich mit dem Enfant Terrible nicht: "Ich bin ein ruhiger Typ, auch auf dem Feld. Klar, manchmal bin ich auch dort emotional, aber ich kann mich eigentlich immer beherrschen."

Für eine erste positive Überraschung sorgte der Neuzugang allerdings bereits kurz nach seiner Verpflichtung: Beim Medizin-Check stellte man fest, dass er zwei Zentimeter größer war als im Scouting-Brief der Niedersachsen notiert. Da hatte man in Hannover schon ganz andere Geschichten erlebt.

Salif Sane im Steckbrief