Abgang als Vorbild

Von Thomas Gaber
Jupp Heynckes beendete seine Trainer-Laufbahn mit dem Gewinn des Triples beim FC Bayern
© getty

Jupp Heynckes hat seine Trainerkarriere für beendet erklärt. Er hat seinem Charakter entsprechend den leisen Abschied gewählt und geht als Vorbild.

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Jetzt also doch. Was die Fachwelt schon am 4. Juni erwartet hatte, holte Jupp Heynckes knapp zwei Wochen später in einem Interview nach: Er erklärte seinen Rücktritt vom Trainergeschäft.

Nach dem Gewinn des Triples mit dem FC Bayern München hatte Heynckes die Münchner Journalisten zur Abschieds-Pressekonferenz geladen. Es gab Fotos mit den vier Pokalen der Saison (inklusive dem DFL-Supercup), jede Menge Streicheleinheiten der Herren Heynckes, Hoeneß und Rummenigge und rheinischen Sauerbraten, Heynckes' Leibspeise.

Breaking-News-Charakter hatte die 80-Minuten-Veranstaltung dagegen nicht; Heynckes gab lediglich bekannt, sich eine Pause zu gönnen und nicht sofort einen anderen Verein zu übernehmen. Der 68-Jährige konnte sich nach dem größten Erfolg seiner Karriere nicht entscheiden.

Ein paar Tage Zeit zuhause haben Heynckes offenbar geläutert. Es ist schwer vorstellbar, dass er zwischen Gassigehen mit Schäferhund Cando und Obstschälen für seine Frau den Entschluss gefasst, nie wieder in der Coaching Zone eines Fußballstadions zu stehen.

Letztlich ist es aber auch egal, wann Heynckes klar wurde, dass sich die Fußballwelt in Zukunft ohne ihn drehen muss. Er hat sich auf jeden Fall richtig entschieden.

Durch den totalen Triumph mit den Bayern ist Heynckes in die Riege der ganz großen Trainer aufgestiegen. Er hat sich höchste Anerkennung von Trainerpersönlichkeiten wie Alex Ferguson ("Jupp ist fantastisch: als Trainer und als Mensch") verdient und geht als Vorbild für jüngere Kollegen in Rente.

Die Zusammenarbeit mit Heynckes in den letzten beiden Jahren war für einen FC Bayern-Reporter auch in weniger erfolgreichen Zeiten sehr angenehm und von gegenseitigem Respekt geprägt.

Die Art der Bekanntgabe seines Rücktritts passt zu seinem Charakter: Statt der großen Bühne wählte er den leisen Abgang mittels eines Interviews mit einem Nachrichten-Magazin. Der FC Bayern hat ihn durch das große Tor verabschiedet, Heynckes dafür das kleine Hintertürchen genommen. Auch das verdient Respekt.

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