Vom Feeling her ein Arschgeweih

Von Stefan Moser
Fangfrage: Was ist schwarz-gelb gestreift und eigentlich zu dick zum Fliegen?
© getty

Der FC Bayern hat schon wieder einen neuen Rekord geknackt: Die Alternative Liste widmet ihm im Mai genau: null Punkte. Weniger hat keiner! Dafür blicken wir zurück auf die Erotik des Abstiegskampfes, küren den Kaninchenzüchter des Jahres und erklären den Unterschied zwischen Sisyphos und Syphilis.

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Die dunkle Seite hat gewonnen, das Geld schoss ein Tor mehr und bekommt damit noch mehr Geld, während der SC seine besten Spieler verliert. Recht so! jubelt nun das Establishment, die Spinner aus dem Breisgau hätten den deutschen Fußball in Europa ohnehin nur blamiert, wenn sie mit gepiercten Genitalien und bemalten VW-Bussen in London, Madrid oder Barcelona vorgefahren wären. Schade drum! trauert dagegen die Alternative Liste.

Der Tweet des Jahres: Hätte man es nicht mit eigenen Augen gesehen, man würde es nicht glauben: Eine Hummel kann fliegen! Und der HSV hatte am 34. Spieltag tatsächlich noch die Chance auf einen Europa-League-Platz! Beides kommt dem gesunden Menschenverstand irgendwie falsch vor, denn beide scheinen jeweils nicht dafür geschaffen. Immerhin kann sich die dicke Hummel vermutlich noch auf obskure mathematische Berechnungen berufen, um ihre Flugshow zu rechtfertigen. Aber der HSV? Gibt es überhaupt einen Menschen auf der Welt, der die Borderliner aus Hamburg noch halbwegs vernünftig einzuschätzen vermag? Wenn, dann nur Hans Sarpei. Und der beurteilte die europäischen Ambitionen an der Elbe folgendermaßen: "Internationale Klasse hat beim HSV nur van der Vaart. Und die ist ja jetzt mit einem Franzosen zusammen."

Trainer des Jahres: Weil Jupp Heynckes den Titel gar nicht nötig hat und Markus Weinzierl immer noch so rüberkommt, als würde er im Seniorenzentrum Bingo-Runden moderieren, geht der Preis verdient an Christian Streich. Der Weise aus dem Breisgau bewies erst am Samstag wieder, dass er mühelos zwischen Sisyphos und Syphilis unterscheiden kann - und versprach auch gleich, den Stein, den ihm der Transfermarkt im Sommer ins Tal werfen wird, höchstpersönlich wieder bergauf zu schleppen. Und dabei drücken wir die Daumen. Denn der Mann hat offensichtlich Ahnung, Ausstrahlung und ein erfrischend autonomes Auftreten. So cool wie Streich hat keiner die Schablonen der medialen Leitästhetik ignoriert. Schon sein Haarschnitt scheint in breitem Badisch in die Kameras zu murmeln: Leck mich, Hippster!

Abschied des Jahres: Weil selbst ein nordisch-lapidares Kaninchenzüchter-Charisma ein Farbklecks in der uniformen Zunft der Bundesliga war, tragen wir auch für Thomas Schaaf ein Tränchen im Knopfloch. Und seufzen ihm zum Abschied leicht verärgert hinterher: "Mann, Mann, Mann, do!" Denn das Anforderungsprofil, das Werder-Manager Thomas Eichin bislang für potentielle Nachfolger skizziert hat, klingt eher wie der Slogan einer x-beliebigen Pflegeserie: jung, frisch, unverbraucht. Wenn er auch noch gut riechen soll, dann läuft es wohl auf einen Weichspüler hinaus.

Die Kandidaten: Nachdem sich die ersten spontanen Hoffnungen zerschlagen hatten, dass Erich Kühnhackl neuer Werder-Trainer wird, wurde ausgiebig über diverse Namen spekuliert. Ins Gespräch gebracht wurden vor allem die Namen Torsten Lieberknecht, Holger Stanislawski, Heiko Vogel (von den Medien) und Lothar Matthäus (von Lothar Matthäus). Topkandidat ist allerdings wohl Roger Schmidt. Und Peter Neururer? Ist eine Ente. Hier der Beweis!

Apropos Abschied: Weil die Menschen im Norden nun mal Probleme damit haben, ihre Gefühle zu zeigen oder gar auszudrücken, verzichtete Thomas Schaaf auf einen Abschied im Rampenlicht und schickte stattdessen seinen Co-Trainer Wolfgang Rolff zum letzten Spieltag nach Nürnberg. Dem langjährigen Weggefährten freilich ging die ganze Situation selbst sehr zu Herzen - und er ließ seinen Empfindungen auch freien Lauf. Befragt nach seinem Seelenzustand räumte Rolff nach dem Spiel hemmungslos offen ein, es sei "schon ein emotionelles Gefühl" gewesen. Vom Feeling her also durchaus ein Gefühl. Immerhin. Sprachwissenschaftler wie Andi Möller nennen solche selbstbezüglichen Aussagen übrigens doppelt gemoppelt. Oder einfacher: Tautologie. Beliebte Beispiele sind der schwarze Rappe, die tote Leiche oder der aufgeblasene Arnautovic.

Absturz des Jahres: Etwas Farbe für die graue Maus? Mal was Fetziges, Schickes, Extravagantes vielleicht? Mit dieser Überlegung beginnt das Drama der Provinz-Prinzessin. Sie legt sich so ein teures Schmuckstück zu und trägt es stolz zur Schau.