Hoffenheim will "Zurück zu den Wurzeln"

Von Nikolai Mende
Beim 1:1 im Hinspiel traf Robbie Kruse (l.) für Düsseldorf - der Einsatz im Rückspiel ist gefährdet
© getty

Am Freitagabend sollen bei 1899 Hoffenheim die Uhren wieder rückwärts laufen. Mit neuem Trainer und altem Spielstil planen die Kraichgauer im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf den Endspurt um den Klassenerhalt einzuleiten.

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Pünktlich zum 28. Bundesliga-Spieltag präsentierte die TSG am Dienstag mit Markus Gisdol den siebten Cheftrainer innerhalb von 27 Monaten. Der Zeitpunkt für einen letzten Rettungsversuch hätte kaum besser gewählt sein können, denn das Duell gegen Düsseldorf (Fr., 20.15 Uhr im LIVE-TICKER) gleicht einem Abstiegskrimi. Hoffenheim liegt mit derzeit 20 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz, die Fortuna ist mit neun Punkten Vorsprung auf Rang 15.

"Momentan denke ich, dass die Hoffenheimer mehr unter Druck stehen als wir und wir uns auch entscheidend absetzen können", erklärte Düsseldorfs Trainer Norbert Meier am Donnerstag. Der Klassenerhalt wäre für den 54-Jährigen "genauso viel wert, wie der Aufstieg".

Zurück zum Rangnick-Fußball

Der Fokus der Öffentlichkeit liegt an diesem Spieltag jedoch auf den Hausherren. Die Paukenschlag-Entlassung von Trainer Marco Kurz und Manager Andreas Müller soll den Weg frei machen für eine Rückkehr zu den Tugenden der Saison 2008/2009. Mit erfrischendem Offensivfußball und starkem Pressing schnappte der damalige Aufsteiger aus Hoffenheim dem FC Bayern die Herbstmeisterschaft weg.

"Wir wollen zurück zu den Wurzeln, und Markus Gisdol ist eine dieser Wurzeln", gab TSG-Präsident Peter Hofmann die Richtung vor. Mäzen Dietmar Hopp ergänzte: "Wir wollen Talente integrieren, unseren Fans wieder attraktiven Fußball bieten, neue Zuschauer gewinnen und auf dem bewährten Weg wieder nach vorne kommen." Gisdol, damals Assistent von Ex-Trainer Ralf Rangnick, erklärte im "Kicker", dass er besagte Spielphilosophie "in Fleisch und Blut" habe und deswegen auch verpflichtet wurde.

Bereits in den ersten Trainingseinheiten standen schnelles Umschalt- und Kurzpassspiel sowie zügiges Gegenpressing im Vordergrund. "Das ist eine unglaublich schwierige Situation für die Mannschaft. Die müssen da was umstoßen. Ich sehe da auch die Bereitschaft der Mannschaft, aber wir hoffen, dass der Funke überspringt auf die Zuschauer. Dann denke ich, haben wir eine Chance", gab der neue Trainer auf der Pressekonferenz am Donnerstag zu verstehen.

Gespräche mit Tim Wiese

Meldungen, dass der zuletzt degradierte Torhüter Tim Wiese auch unter ihm nicht im Kader stehen würde, dementierte Gisdol. Er wolle im Laufe des Donnerstags "noch in Ruhe mit Tim sprechen" und machte deutlich, dass alle Spieler eine Chance verdient hätten. Gegenüber dem "Kicker" hatte er zuvor jedoch eingeräumt, dass es wenig Veranlassung gebe, "eine neue Baustelle aufzumachen", schließlich habe der von Tottenham Hotspur ausgeliehene Heurelho Gomes "bislang sehr gute Leistungen gezeigt".

Generelle Änderungen in der Mannschaft wollte der Trainer aber nicht ausschließen. "Ich muss mir schnell ein Bild machen von den Spielern und der Dynamik in der Truppe. Wer ist stabil? Wer spricht auf meine Impulse an? Da kann es Überraschungen geben", so der 43-Jährige.

Die unmittelbare Ausgangslage ist für beide Mannschaften jedoch gleich. Während Hoffenheim am vergangenen Wochenende mit 0:3 beim FC Schalke unterlag, verlor die Fortuna zu Hause mit 1:4 gegen Bayer Leverkusen.

Personell bereitet Norbert Meier vor allem der Ausfall seines Defensiv-Strategen Adam Bodzek Probleme. Der Deutsch-Pole musste bereits gegen Leverkusen wegen eines Blutergusses pausieren und konnte nicht gleichwertig ersetzt werden. "Es nützt nichts zu klagen. Ich habe vollstes Vertrauen in die, die zum Einsatz kommen", so Meier, der wieder Andreas Lambertz die Chance geben wird.

Robbie Kruse fraglich

Tobias Levels, am vergangenen Spieltag zur Pause für Leon Balagun eingewechselt, kann sich hingegen nur geringe Hoffnungen auf einen Einsatz als Rechtsverteidiger machen. "Ich habe Leon nur rausgenommen, weil er gelb-rot-gefährdet war. Man muss auch mal hinter einem Spieler stehen, wenn er Fehler macht", stellte der Fortuna-Trainer klar.

Trotzdem sei Levels für den Fall der Fälle bereit und ist sich der Bedeutung des Spiels bewusst: "Mit einem Sieg können wir einen großen Schritt machen und Hoffenheims Hoffnung dämpfen." Zumal der Trainerwechsel beim Gegner nicht bedeute, dass die TSG "jetzt wie ein Deutscher Meister" spielen würde. "Die Mannschaft bleibt die gleiche und wird nicht vor Selbstvertrauen strotzen."

Unklar ist aktuell noch der Einsatz von Angreifer Robbie Kruse, der beim 1:1 im Hinspiel getroffen hatte. Der Australier, dem in 24 Bundesliga-Spielen vier Tore und acht Vorlagen für Düsseldorf gelangen, reist zwar gemeinsam mit der Mannschaft an, ist aufgrund von Problemen mit der Patellasehne jedoch fraglich.

Voraussichtliche Aufstellungen:

TSG 1899 Hoffenheim: Gomes - Beck, Abraham, Delpierre, Johnson - Weis, Williams - Ochs, Volland, Roberto Fimino - Schipplock

Fortuna Düsseldorf: Giefer - Balogun, Latka, Malezas, van den Bergh - Lambertz, Tesche - Bolly, Kruse, Bellinghausen - Reisinger

Der 28. Spieltag im Steckbrief