"In diesem Geschäft gibt es nur Kollegen"

Von Adrian Bohrdt
Im Dezember 2011 tritt Jermanin Jones Marco Reus absichtlich auf den bereits lädierten Fuß
© getty

Jermaine Jones vom FC Schalke 04 hat sich in einem Interview offen zu seinem Image und seiner Vergangenheit geäußert. Während er unter Ralf Rangnick und Felix Magath einen schweren Stand hatte, lobt der 31-Jährige Ex-Trainer Huub Stevens. Der Tritt gegen Marco Reus in der vergangenen Saison habe ihm im Nachhinein leidgetan.

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Nachdem Jones 2011 vom FC Schalke 04 an die Blackburn Rovers ausgeliehen war, habe er sich teilweise vergessen gefühlt.

Das Pokalfinale 2011, in dem Schalke Duisburg mit 5:0 besiegte, habe er sich "nicht angesehen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt mit dem Klub abgeschlossen", erzählt Jones im Interview mit "11 Freunde". Freundschaften seien im Profifußball schwer zu finden. "In diesem Geschäft gibt es nur Kollegen", bilanziert der Mittelfeldspieler.

Unter Rangnick auf der Bank

Auch während seiner Zeit bei Schalke hatte Jones Probleme und absolvierte nach seiner Rückkehr aus England nur eines der ersten neun Saisonspiele über 90 Minuten. Jones sieht die Verantwortung dafür beim damaligen Trainer Ralf Rangnick: "Ich habe damals noch im Hotel am Vereinsgelände gewohnt und nach einem Spiel habe ich dort in der Bar mit einigen Fans ein bisschen gefeiert."

Anschließend bekam Rangnick "Wind davon und setzte mich auf die Bank. Ich lebte im Hotel, meine Familie war noch in England und ich habe mit ein paar netten Leuten ein Bier getrunken und mich unterhalten. Mehr nicht", beteuert der Jones.

Auch zuvor unter Felix Magath habe es keineswegs reibungslos funktioniert: "Die Kommunikation war katastrophal. Er hat meistens gar nicht gesprochen - und wenn, dann nur mit Raul."

Foul an Reus "einfach asozial"

Reue zeigt der Deutsch-Amerikaner für seinen Tritt auf den gebrochenen Zeh von Marco Reus im Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach im Dezember 2011: "Das Foul war schlicht und einfach asozial. Mein Umfeld kann mich völlig zu Recht für sowas kritisieren. Andererseits nervt es, von Leuten, die im Leben noch nie gekickt haben zu hören: 'Sowas gehört sich nicht'. In dem Augenblick, in dem es passiert ist, habe ich leider gar nicht nachgedacht."

Im Nachhinein ärgere er sich über die eigenen Fehltritte. "Natürlich kommt es vor, dass ich am Abend, wenn ich manche Szenen im "Sportstudio" sehe, die Hände über dem Kopf zusammenschlage und denke: 'Was hast du da nur wieder angestellt?", gibt Jones zu, betont aber gleichzeitig: "Aber natürlich gehe ich auf den Platz, um zu gewinnen. Da ist mir - blöd gesagt - fast jedes Mittel recht."

Jones nimmt neue Führungsrolle an

Immer wieder wurde Jones ein Bad-Boy-Image angedichtet. Dagegen könne man sich kaum wehren. "Darüber habe ich mit den Kollegen aus der Medienabteilung schon oft diskutiert. Es gibt viele, die schon in jungen Jahren in so eine Schublade gesteckt werden: Kevin Prince Boateng, Zlatan Ibrahimovic, gerade wird auch bei Marko Arnautovic der Deckel drauf gemacht. Und wenn der erst mal drauf ist, kommt man nur schwer wieder raus."

Im Sommer war Jones als neuer Schalker Kapitän im Gespräch. Dagegen sollen sich allerdings einige Aufsichtsratsmitglieder im Klub ausgesprochen haben. "Im Sommertrainingslager hatte ich ein langes Gespräch mit Huub Stevens dazu. Er war auf meiner Seite in der Angelegenheit, dennoch teilte er mir mit, dass ich aus bestimmten Gründen nicht Kapitän werde."

Daraufhin habe er sich auch aus dem Mannschaftsrat zurückgezogen. "Dann gab es ein ausführliches Gespräch mit Horst Heldt, in dem er mir sagte, wie wichtig ich als Typ für das Team sei. Seitdem versuche ich, wieder mehr Führungsaufgaben zu übernehmen", berichtet Jones, der in dieser Saison bereits 31 Pflichtspiele für Schalke absolviert hat.

Jermain Jones im Steckbrief