"Wunder hat es schon immer gegeben"

SID
Trotz einer schwachen Hinrunde geht Mohamed Amsif davon aus, dass der FCA die Klasse hält
© Getty

Nach einer schwachen Hinrunde erwartet der FC Augsburg nun zum Jahresabschluss 2012 den FC Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale (Di., 20.15 Uhr im LIVE-TICKER). FCA-Keeper Mohamed Amsif zieht im Exklusiv-Interview mit SPOX eine Hinrunden-Bilanz, spricht über Markus Weinzierl, den Abstiegskampf, seinen persönlichen Anspruch und die Erfahrungen mit Manuel Neuer.

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SPOX: Herr Amsif, Sie sprachen im Vorfeld der Partie beim Schlusslicht Greuther Fürth (1:1) gegenüber der "Augsburger Allgemeine" von einem "Kampfspiel", in dem es für beide Mannschaft um Leben und Tod gehe.

Mohamed Amsif: Ich wollte mit der Aussage an die Mannschaft appellieren, welche Bedeutung dieses Spiel hat und um was es geht. Aber natürlich ist dieses Ergebnis für beide Mannschaften zu wenig. Wir haben zwei Punkte dort liegen lassen. Wir hätten mehr auf das zweite Tor spielen müssen. Das ist uns nicht gelungen. Und am Ende müssen wir froh sein, dass wir nicht noch verloren haben.

SPOX: Also ein enttäuschendes Unentschieden. Woran lag es denn speziell in der zweiten Hälfte, dass es nicht zum ersehnten Sieg gereicht hat?

Amsif: In der ersten Halbzeit haben wir sehr stark agiert. Wir hatten uns viel vorgenommen, haben das Spiel dominiert und uns auch einige Torchancen herausgespielt. Die Fürther mussten dann kommen und ein Zeichen setzen. Schließlich ging es ja auch für sie um alles. Dass wir uns dann aber so zurückgezogen haben, kann ich mir selbst nicht erklären. Das darf uns einfach nicht passieren. Wir hätten frühzeitig das zweite Tor machen müssen, dann wäre das Spiel erledigt gewesen und wir wären mit einem Dreier nach Hause gefahren.

SPOX: Wie haben Sie den Ausgleich aus Ihrer Sicht erlebt?

Amsif: Die Ecke wird hereingeschlagen und ich versuche den Ball wegzuboxen, aber bekomme ihn nicht aus der Gefahrenzone. Dann kommt der Ball von der Grundlinie rein, wird noch abgefälscht, springt auf die Latte und Lasse Sobiech köpft ein. Da sehen wir alle schlecht aus, auch ich. Diese Situation können wir besser lösen.

SPOX: Das große Manko über die gesamte Hinrunde war der mit zwölf Treffern ungefährliche Angriff. Wie fühlt man sich als Torwart, wenn man von hinten miterleben muss, dass die Bälle nicht reingehen?

Amsif: Natürlich ist das ärgerlich. Aber wir dürfen jetzt nicht den Fehler begehen und irgendwelche Schuldzuweisungen machen. Heute ist es der eine, morgen ist der andere. Wir sind ein Team, stehen das gemeinsam durch und sind zuversichtlich, dass wir das in der Rückrunde noch packen.

SPOX: Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist also auch nach einer schwachen Vorrunde mit gerade mal neun Punkten immer noch intakt?

Amsif: Selbstverständlich. Es kommt noch eine Rückrunde, auch dort stehen 17 Spiele an. Nach dem 34. Spieltag sprechen wir dann wieder darüber.

SPOX: Trainer Markus Weinzierl ist unter den Spielern also immer noch unumstritten?

Amsif: Auf jeden Fall. Der Trainer erreicht uns mit seinen Ansprachen, sonst würden wir auf dem Platz ganz anders auftreten. Diese Frage stellt sich überhaupt nicht.

SPOX: Weinzierl musste in Fürth auf die Tribüne, man kassierte vier Gelbe Karten und einen Platzverweis. Die nötige Aggressivität für den Abstiegskampf ist also vorhanden?

Amsif: Diese Aggressivität muss da sein, sonst packt man das auch nicht. Gegen Fürth haben wir in der zweiten Halbzeit dennoch zu wenige Zweikämpfe gewonnen. Da werden wir in Zukunft noch eine Schippe drauflegen müssen. Denn wenn wir diese Zweikämpfe gewonnen hätten, hätten wir dieses Spiel auch nicht mehr aus der Hand gegeben.

SPOX: Vor dem FC Augsburg liegen mit 1899 Hoffenheim und dem VfL Wolfsburg ambitionierte, finanzstarke Vereine, die nun in der Winterpause personell nachlegen können. Wie groß ist die Gefahr, dass man den Anschluss schon bald gänzlich verliert?

Amsif: Was die anderen Vereine machen, interessiert uns wenig. Mit Hoffenheim oder Nürnberg warten in der Rückrunde Heimspiele auf uns, die wir gewinnen wollen. Das werden sehr, sehr wichtige Spiele für uns. Wir haben tolle Fans im Rücken und diese Fans sind mehr wert, als wenn Hoffenheim teure Neuzugänge holt.

SPOX: Am Dienstag wartet im DFB-Pokal-Achtelfinale zum zweiten Mal innerhalb von knapp zwei Wochen der FC Bayern München. Das richtige Spiel, um sich Selbstvertrauen für die Mission Klassenerhalt in der Rückrunde zu holen?

Amsif: Gegen die Bayern zu spielen, ist immer etwas Besonderes, etwas Tolles. Man darf trotzdem nicht vergessen, dass Bayern momentan die Übermacht im deutschen Fußball ist. Aber Wunder hat es schon immer gegeben und daher sind wir auch so zuversichtlich, dass wir auch gegen diesen Gegner etwas holen können.

SPOX: Was muss man dafür dieses Mal anders machen als bei der vergangenen 0:2-Niederlage?

Amsif: Wir müssen die Zweikämpfe annehmen, individuelle Fehler abstellen, die nötigen Torchancen herausspielen und am Ende ein Tor mehr machen als der Gegner.

SPOX: Im vergangenen Jahr sicherte sich der FCA erst durch eine überragende Rückrunde mit 23 Punkten den Klassenerhalt. Die Hoffnungen liegen also wieder auf der zweiten Saisonhälfte?

Amsif: Wenn wir nicht mit diesem Optimismus an anstehende Herausforderung herangehen würden, könnten wir uns gleich geschlagen geben. Wir werden alles dafür tun, dass es so läuft wie im vergangenen Jahr.

SPOX: Sollte dies nicht gelingen und der FC Augsburg müsste absteigen, würden Sie den Weg in die Zweitklassigkeit mitgehen?

Amsif: Diesem Verein habe ich viel zu verdanken. Ich wurde hier sehr herzlich und familiär aufgenommen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt kann man dazu noch keine Aussage machen. Das steht alles in den Sternen und liegt viel zu weit weg. Wer sagt denn überhaupt, dass wir absteigen?

SPOX: Seit Ihrer Ankunft in Augsburg haben Sie einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wo sehen Sie in Ihrem Spiel noch das größte Potenzial?

Amsif: Das müssen andere beurteilen. Ich habe eine gute Entwicklung genommen, aber es geht immer noch besser.

SPOX: Sehen Sie noch fußballerische Defizite?

Amsif: Es geht immer besser. Wenn man zufrieden ist, dann geht es bergab. Aber fußballerische Defizite sehe ich bei mir auf gar keinen Fall.

SPOX: Markus Weinzierl bezeichnete Sie gegenüber SPOX als "jungen Torwart, dem die Zukunft gehört". Sie sind auch so selbstbewusst, dass Sie sagen, dass Sie auch nach der Rückkehr der verletzten Simon Jentzsch weiterhin im Tor stehen werden?

Amsif: Na klar. Es ist immer schön, vor so einer Kulisse im Tor zu stehen und das will ich auch in Zukunft tun.

SPOX: Sie hatten also auch nach der Verpflichtung von Alexander Manninger keinerlei Zweifel an ihrem Status als Nummer eins?

Amsif: Nein, man hat damals das Gespräch mit mir gesucht und mir erklärt, warum man Manninger verpflichtet hat. Ich spiele und deshalb ist auch alles im grünen Bereich.

SPOX: Mit 15 Jahren kamen Sie zum FC Schalke 04, haben dort auch mit Manuel Neuer zusammen trainiert. Was konnten Sie sich von ihm abschauen?

Amsif: Seine Ruhe und seine Gelassenheit, die immer für ihn spricht. Er verkörpert das moderne Torwartspiel. Man sieht heutzutage bei vielen anderen Torhütern ähnliche Bewegungen, wie ich sie von Manuel kenne.

SPOX: Sie gelten als harter Arbeiter, nicht als das größte Talent. Was zeichnet denn die Spielweise des Mohamed Amsif aus?

Amsif: Ich lebe von meinen Reflexen und meiner Sprungkraft. Und auch von meinen fußballerischen Fähigkeiten. (lacht)

SPOX: In der Winterpause besteht nun die Möglichkeit, zu regenerieren und sich auf den Saisonendspurt 2012/2013 vorzubereiten. Wie sehen Ihre Planungen aus?

Amsif: Ich werde nach Düsseldorf zu meiner Familie fahren. Dort werde ich Kraft und Energie tanken. Wenn ich dann zurückkomme, werde ich mit viel Optimismus in die Rückrunde gehen.

Mohamed Amsif im Steckbrief

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