Künstler, der Heiland und kauzige Burschen

Von SPOX
Vier Köpfe der Hinrunde: Felix Magath, Rene Adler, Christian Streich und Juan Arango (v.l.)
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Die Rekordjäger der Hinrunde: Bayern München

Den Startrekord von acht Siegen in den ersten acht Spielen erreichte in den 49 Jahren Bundesliga-Geschichte davor noch kein Klub, gleiches gilt für die ersten fünf Auswärtsspiele ohne Gegentor. Und so früh wie die Bayern diesmal (nach dem 14. Spieltag) stand auch noch kein Verein als Herbstmeister fest. 42 Punkte nach 17 Spieltagen sind demzufolge natürlich ebenfalls unerreicht. Hochgerechnet auf die komplette Saison würden die Münchener damit auch die erst wenige Monate alte Bestmarke von Borussia Dortmund (81 Punkte) knacken. Und mit bisher lediglich sieben Gegentoren ist Manuel Neuer ganz klar auf Kurs neuer Rekord. Der alte liegt bei 21 Gegentoren in einer Saison, gehalten von Oliver Kahn.

Der Wechsel der Hinrunde: Klaus Allofs

Am Ende war es das übliche Spielchen: A will B, B will zu A. B dementiert artig und ausdauernd und unterschreibt ein paar Stunden später dann doch bei A. C schaut dumm aus der Wäsche. Es war nicht irgendein Wechsel, der da Ende November vollzogen wurde. Es war der erste Transfer eines Sportmanagers während einer Saison innerhalb der Liga überhaupt. Und es war für Werder Bremen nicht weniger als der Verlust einer Institution. Klaus Allofs hatte den Klub 13 Jahre lang geführt, mit ihm sehr viele Höhen und ein paar Tiefen erlebt, im Tandem mit Trainer Thomas Schaaf gab er Werder ein neues Gesicht. Und dann war plötzlich Schluss. Allofs wollte etwas Neues probieren, Wolfsburg zahlte kräftig, Bremen ließ ihn erstaunlich leicht ziehen. Das Übliche eben - und dieses mal doch ein wenig anders.

Die Sehnsucht der Hinrunde: Rafael van der Vaart

Er war noch gar nicht ganz da, da hatte Rafael van der Vaart eine ganze Stadt in Trance versetzt. Als sich der Transfer des Niederländers von den Tottenham Hotspur zurück an die Elbe abzeichnete, schlüpfte van der Vaart ganz unfreiwillig in die Rolle des Heilands. Zuletzt hatte Kevin Keagan vor gut 30 Jahren beim HSV eine derart überzogene Hysterie ausgelöst. Van der Vaart soll in Hamburg alles sein: Idol, Anführer, Lichtgestalt, Torschütze und -vorbereiter. Ganz so einfach ist es dann doch nicht, wie die erste Halbserie gezeigt hat. Auch der Messias ist ein normaler Mensch. Den Glauben an eine erfolgreichere Zukunft mit und dank van der Vaart lassen sich die HSV-Fans deshalb aber noch lange nicht nehmen.

Das Comeback der Hinrunde: Rene Adler

Von den vielen Problemen, die den Hamburger SV vor Beginn der Saison plagten, war die Besetzung der Torhüterposition noch das kleinste. Jaroslav Drobny hatte eine überzeugende Rückrunde absolviert und trotzdem machte der HSV 3,5 Millionen Euro locker, um Rene Adler aus Leverkusen freizukaufen. Fast ein Jahr lang hatte Adler kein Bundesligaspiel mehr bestritten, war schwer verletzt. Es hielten sich zu Recht hartnäckige Zweifel, ob der ehemalige Nationalkeeper jemals wieder seine alte Form erreichen könnte. Was Adler dann aber in den 17 Spielen ablieferte, macht ihn zu einer der prägenden Figuren der Halbserie. Der 26-Jährige wurde zum besten Torhüter der Saison, rettete dem HSV so viele Punkte wie kein anderer seinem Team und gilt neben van der Vaart als Gallionsfigur in Hamburg. Dazu schaffte Adler quasi aus dem Reha-Zentrum den Sprung zurück zu Joachim Löw. Besser kann ein halbes Jahr kaum laufen.

Der Künstler der Hinrunde: Juan Arango

Einfach kann ja jeder. Gehen wir also Juan Arangos fünf Treffer in der Hinrunde mal durch: Am ersten Spieltag jagt er Tim Wiese einen Freistoß aus 18 Metern in den Winkel. Gegen Frankfurt trifft Arango aus 35 Metern - natürlich ebenfalls in den Winkel. In Hannover dreht ein frecher Freistoßdreher ins Torwarteck die Partie für die Borussia. Gegen Wolfsburg knallt er einen weiten Pass aus vollem Lauf volley ins lange Eck. Und dann halt noch das hier: Im Spiel gegen Mainz grätscht Arango an der Seitenlinie in eine verunglückte Abwehraktion von Keeper Heinz Müller. Der Ball beschriebt die höchste Flugbahn, die vermutlich je ein Ball erreicht hat und senkt sich aus 44 Metern ins Mainzer Tor. "Die schwierigen Tore liegen mir", sagt Arango. Kann man so stehen lassen.

Der Fehlschuss der Hinrunde: Vedad Ibisevic

Erster Spieltag, 90. Minute, zwischen Stuttgart und Wolfsburg steht es 0:0. Vedad Ibisevic kann jetzt dafür sorgen, dass man beim VfB von einem absolut gelungenen Start spricht. Vom Elfmeterpunkt war der Bosnier bisher unfehlbar. Und dann das: Ibisevic' Versuch entschärft Diego Benaglio. Nur rappelt sich Wolfsburgs Torhüter eben nicht mehr schnell genug auf. Das Tor ist quasi leer, der Ball hat sich nun bis auf drei Meter ans Glück herangeschoben. Ibisevic knallt mit rechts volley in vollem Risiko drauf. Ein Schubser mit dem Kopf, dem Knie, dem Bauch, alles hätte genügt. Aber Ibisevic verfehlt. Statt Tor für den VfB gibt es Abstoß für Wolfsburg. Im Gegenzug fällt das 0:1 für die Gäste.

Das Nerv-Thema der Hinrunde: Das Sicherheitspapier und die Folgen

Es hatte sich lange angedeutet, dass die DFL so manchem Treiben der Fans auf den Rängen in der Form nicht mehr zuschauen würde. Also wollte man sich zusammensetzen. Doch alsbald wurden die Fans von den Gesprächsrunden ausgeschlossen, kochte die Liga ihr eigenes Süppchen und schaffte vollendete Tatsachen. Teile der Fans protestierten dagegen eloquent und nachhaltig, benahmen sich dann aber nur Minuten später doch wieder daneben. Am 12. Dezember wurde dann ein Sicherheitspapier verabschiedet, das eigentlich so brisant gar nicht ist. Für den Zuschauer ist das alles offenbar einigermaßen verwirrend. Am Spieltag danach kam es unter den Fans zu Streit, wie man sich nun im Stadion am besten verhalten sollte. Weiterer Protest, gar Provokation? Doch wieder anfeuern? Momentan scheint sich der eine oder andere gar nicht auszukennen. Spötter sprechen von einem Kindergarten. Gut, dass jetzt Winterpause ist.

Die Tabelle nach dem 17. Spieltag