Hoeneß kündigt neue Investoren an

SID
Uli Hoeneß: "Dann hätten wir die Allianz Arena sofort abbezahlt"
© Getty

Beim FC Bayern München steigt womöglich bald ein neuer Großinvestor neben den bestehenden Partnern Audi und Adidas ein. Vereinspräsident Uli Hoeneß kündigte einen Investor an, der "mehr als 100 Millionen Euro" bezahlen würde.

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Der Applaus war lang und anhaltend. Die Herren in den schwarzen Anzügen und die Damen in den eleganten Kostümen waren amüsiert, der Abend war gelungen. Darauf noch einen Prosecco. Uli Hoeneß hatte ihnen einen spritzigen Rausschmeißer beim 4. "Zeit"-Wirtschaftsforum in Hamburg geliefert. Als Abendunterhaltung für rund 400 Wirtschaftsgrößen, als Schlusspunkt eines Tages mit Vorträgen von Schwergewichten wie Helmut Schmidt, Wolfgang Schäuble, Daimler-Boss Dieter Zetsche oder Oscar Lafontaine sorgte der Fußball-Manager zunächst für Verwunderung, erwies sich aber als Volltreffer.

In der ehrwürdigen Handelskammer ließ er im Gespräch mit Chefredakteur und TV-Moderator Giovanni di Lorenzo kaum ein Thema aus. Von Steinbrück bis zum Frauenfußball, von Obama bis Magath - und schließlich kündigte der Präsident des FC Bayern München noch die Aufnahme eines dritten Gesellschafters nach Adidas und Audi in die Bayern München AG an, die mit einem Schlag über 100 Millionen Euro in die Kassen des Fußball-Unternehmens spülen würde. "Dann hätten wir die Allianz Arena sofort abbezahlt", sagte Hoeneß.

Keine Scheichs und Oligarchen

Je neun Prozent an der nicht börsennotierten Profiabteilung halten beide Partner, der Rest gehört dem gemeinnützigen Verein. Rund 370 Millionen Euro habe die Firma im letzten Geschäftsjahr umgesetzt, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Hoeneß. Ein dritter Partner solle ebenfalls mit neun Prozent einsteigen. Eventuell interessierten Scheichs oder Oligarchen erteilte Hoeneß eine klare Absage: "Es muss auf jeden Fall ein deutsches Unternehmen sein. Es muss jemand sein, der sich total identifiziert." Namen nannte er nicht, Großsponsor Telekom oder die Allianz kann man sich vorstellen.

Hoeneß war gut drauf, kein Wunder nach den Auftritten seines Teams zuvor. "Wenn die Mannschaft so spielt, ist sie schwer zu schlagen", freute er sich. Über aktuellen Fußball aber wurde gar nicht so viel gesprochen, Hoeneß äußerte sich klar politisch ("Was mit Per Steinbrück aufgeführt wird, ist eine Unverschämtheit"), unterstützte US-Präsident Obama und verdammte die "Heuschrecken" der Weltwirtschaft, forderte die Transaktionssteuer und die Abschaffung von Hedgefonds und Differenzgeschäften. Die Gäste staunten.

"Ich bin wirtschaftlich total unabhängig, ich kann mir immer erlauben, die Wahrheit zu sagen", erklärte der 60-Jährige. Da muss er auch keine Rücksicht mehr auf Felix Magath nehmen, den er als Auslaufmodell einer gestrigen Trainergeneration sieht. Misstrauisch sei Magath, wolle totale Machtfülle und quäle Spieler unmenschlich. "Er wird als Trainer in Deutschland nicht mehr zurückkommen", erwartet Hoeneß, "vielleicht im Ausland."

Selfmade-Manager in der ersten Liga

In der kommenden Woche will er sich erneut zur Wahl des Vereinspräsidenten stellen. "Es gibt keinen besseren Job auf der Welt als Chef von Bayern München", sagte Hoeneß. Er wolle die kommenden Jahre damit verbringen, den FC Bayern in der Führungsetage "neu aufzustellen". Dazu gehörte auch die Verpflichtung von Sportchef Matthias Sammer: "Wenn ich Widerworte nicht vertragen könnte, hätte ich ihn nicht geholt." Er habe in der Wirtschaft aber oft genug erlebt, dass Nachfolgerregelungen schiefgegangen seien: "Das will ich Bayern München ersparen."

Die Gäste hingen an seinen Lippen. Ein Selfmade-Manager, der in der ersten Liga spielt. Und der sich so ganz anders präsentierte, als viele ihn aus der Sportschau kennen. Der damit beste Werbung für seinen Verein machte. Und dann doch noch einen raushaute, so wie man ihn kennt: "Damenfußball ist anders. Ich will nicht sehen, dass eine der anderen die Knochen poliert. Beim Herrrenfußball will ich das!"

Uli Hoeneß im Steckbrief