Der neue Vordenker

Von SPOX
Matthias Sammer beobachtet jedes Training beim FC Bayern
© Getty
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Sammers 1. Konter: Gegengewicht zu Hoeneß

Es waren mehr oder weniger ein paar Freundschaftsspiele, die auf hohem Niveau ausgetragen wurden in Hamburg. Der LIGA total! Cup war ein sinnvolles, aber dennoch nicht richtungweisendes Zusammenkommen wichtiger Bundesliga-Klubs. Matthias Sammer nutzte aber die Bühne für seinen ersten Konter Richtung Chefetage und zeigte, dass er auch anders kann.

Wenige Tage zuvor hatte Bayerns Präsident Uli Hoeneß bei einer Fan-Veranstaltung Mario Gomez öffentlich kritisiert sagte u.a., dass Mario Gomez "gut, aber nicht sehr gut", sei.

Sammer schützte den Angreifer mit offenen Worten: "Der Präsident hat alle Rechte, aber so richtig hat uns das nicht gefallen. Dass er öffentlich kritisiert wird, lassen wir nicht zu. Der Präsident ist eine Persönlichkeit, die diesen Verein sehr geprägt hat. Aber wie er selbst sagt, wenn wir den Schritt von gut zu sehr gut machen wollen, müssen wir das in allen Teilen des Vereins machen."

Der Martinez-Transfer: Die gewünschte Persönlichkeit

Das verlorene Finale dahoam nagte lange an Jupp Heynckes. Am ersten Trainingstag Anfang Juli machte der Coach mit einem Satz deutlich, was seiner Mannschaft im Champions-League-Endspiel fehlte. "Didier Drogba hat uns in der 88. Minute den Ball ins Tor geköpft. Den bring' ich doch vorher um auf dem Feld."

Diese Kompromisslosigkeit, gepaart mit fußballstrategischen Fähigkeiten war dem FC Bayern 40 Millionen Euro wert. Ende August hatte das Tauziehen um Javi Martinez ein Ende: der spanische Nationalspieler wechselte als teuerster Einkauf der Bundesliga-Geschichte von Athletic Bilbao nach München. "Er ist ein Gigant, der in der Rückwärtsbewegung den Laden zusammenhält", urteilte Rafa Beato, Bilbao-Korrespondent der Zeitung "Marca".

Laut Heynckes verkörpert Martinez den "Spielertyp, den man im modernen Fußball auf der Sechser-Position braucht. Javi kann das Spiel lesen, er sieht das ganze Feld. Und er kann auch mal ordentlich dazwischenhauen." Sammer setzte sich vehement für Martinez' Verpflichtung ein. Er sah in ihm einen Spieler, der dem Gegner mehr weh tun kann als andere, der das Spiel des Gegners zerstört und das eigene belebt. Und Martinez brachte als Welt- und Europameister Siegermentalität mit. "Er ist der Spieler, der uns gefehlt hat", sagte Sammer.

Der 1. Zoff: Heynckes, Sammer und der Friedensgipfel

Der FC Bayern startet mit einer beeindruckenden Serie in die neue Saison. Sieg im Supercup gegen Dortmund, Sieg im Pokal gegen Regensburg, Sieg in der Champions League gegen Valencia, dazu sechs Bundesligasiege am Stück. Eigentlich alles in Butter. Nur nicht beim FC Bayern und Matthias Sammer.

Der nimmt die durchwachsene Leistung in Bremen zum Anlass, dem Team erstmals die neue Gangart zu präsentieren. Lange Zeit sei es "ein richtiger Käse" gewesen, viele Spieler seien "lätschern" gewesen. Sammer will vor dem Auswärtsspiel in Minsk bei BATE Borissow keinen Schlendrian aufkommen lassen und fordert in jedem Spiel von seiner Mannschaft volle Leistungsbereitschaft.

Mit seiner Kritik trifft er aber offenbar einen empfindlichen Nerv des Trainers. Obwohl Sammer am Montag behauptet, die Aussagen seien mit Heynckes abgestimmt gewesen, bezeichnet der Trainer diese als "überzogen. Mit der Form, Art und Weise war ich nicht einverstanden." Einen Tag nach der Niederlage legt Heynckes am Minsker Flughafen nach, er wirft Sammer wegen seiner öffentlichen Kritik "Populismus" vor.

Die Reaktion des Vereins: Ein Friedensgipfel an der Säbener Straße mit Heynckes, Sammer und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Ich bleibe dabei zwischen Jupp Heynckes und mich passt kein Blatt Papier", sagt Sammer. Heynckes meint: "Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren."

Wegzuwischen ist der öffentliche Disput der sportlichen Führung aber nicht und dass sich die Bosse Rummenigge und Uli Hoeneß in der Sache auf Sammers Seite geschlagen haben, wird auch Heynckes registriert haben.

Die Termine des FC Bayern in der Saison 2012/13