"Jupp Heynckes hat keinen Korb kassiert"

Von Interview: Jochen Tittmar
Fabian Giefer wechselte von Bayer Leverkusen zu Fortuna Düsseldorf
© Getty

Fabian Giefer ist nach seinem Wechsel zu Fortuna Düsseldorf auf Anhieb zu einem der stärksten Torhüter der Bundesliga aufgestiegen. Dabei wäre der Ex-Leverkusener fast beim FC Bayern gelandet. Warum der Wechsel nicht geklappt hat, wieso er Leverkusen unbedingt verlassen wollte und warum er über Norbert Meier schmunzeln muss, verrät der 22-Jährige im Interview.

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SPOX: Herr Giefer, in einem Ihrer ersten Interviews wurden Sie gefragt, ob der FC Bayern oder Köln Ihr Lieblingsverein als kleiner Junger gewesen ist. Sie verneinten dies, eine Auflösung konnte man damals aber nicht lesen. Verraten Sie es jetzt?

Fabian Giefer: Wenn ich das hätte aufklären wollen, dann hätte ich es ja schon damals tun können. Nein, das möchte ich nicht verraten. Nur so viel: Mein Herz schlägt jetzt für die Fortuna (lacht).

SPOX: Sie sind 2003 in die Jugendabteilung von Bayer Leverkusen gewechselt. Wo lag denn der Schwerpunkt auf Ihrer Ausbildung?

Giefer: Einen spezifischen Schwerpunkt für den Einzelnen gab es nicht. Die Ausbildung baut ja aufeinander auf: In der C-Jugend wird noch mehr Fußball gespielt, ab der B-Jugend stehen erstmals taktische Dinge im Vordergrund und in der A-Jugend wird die körperliche Komponente betont. Letztlich läuft all das natürlich darauf hinaus, den Torhüter so komplett wie möglich zu machen.

SPOX: Wie neu war anfangs die Art des Torwarttrainings für Sie?

Giefer: Ich kam ja von einem Dorfverein und da hat nicht jede Jugendmannschaft einen Torwarttrainer. Wenn man dann plötzlich fünf Mal die Woche trainiert und es immer torwartspezifischer wird, dann ist das schon ein Unterschied, der zum Himmel schreit.

SPOX: Nebenbei haben Sie den Sportzweig in einem Eliteinternat in Leverkusen besucht. War es ungewohnt, professionelles Training und schulische Aufgaben unter einen Hut zu bringen?

Giefer: Eigentlich nicht wirklich. Es war Bestandteil meiner gesamten Jugend, morgens in die Schule zu gehen und später zu trainieren. Dieses Eliteinternat war im Grunde auch nur eine normale Schule. Ich hätte dort nach zehn Jahren aufhören können, habe aber drei Jahre drangehängt und mein Abitur gebaut. Aber diese Tagesabläufe kannte ich schon ganz genau.

SPOX: Sie waren auch beim DFB fester Bestandteil der Nachwuchsnationalmannschaft, doch nach Ihren Einsätzen für die U 17 kam in der U 18 und der U 20 nur noch ein Spiel hinzu. Wieso?

Giefer: Das kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Der damalige Trainer hatte wohl einfach andere Vorstellungen, als mich einzuladen. Das war natürlich schade, zumal ich ja davor immer die Nase gegenüber meinen Konkurrenten vorne hatte. Da kam ja keiner aus dem Nichts, der das Torwartspiel neu erfunden hätte. Daher hätte ich schon noch gerne ein paar weitere Länderspiele absolviert.

SPOX: Das Kapitel Leverkusen war dann im Sommer für Sie nach neun Jahren beendet. Wieso war nun der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel? Spielpraxis hätten Sie ja möglicherweise schon zuvor sammeln können.

Giefer: Nicht unbedingt. Mein ganz klares Augenmerk lag ja darauf, in Leverkusen die Nummer eins zu werden. Das war auch ein realistisches Ziel. Es ist aber anders gekommen und so wusste ich im Verlauf der letzten Saison, dass ich mich nun eben umschauen muss. Es haben sich dann Alternativen ergeben und dabei hat sich die Fortuna als beste Variante herauskristallisiert.

SPOX: Als Sie mit Düsseldorf auf den FC Bayern getroffen sind, waren Sie im Vorfeld in aller Munde. Das gab es zuvor in dem Maße auch noch nie.

Giefer: Klar, aber das ist ja aufgrund meiner Vorgeschichte auch normal. Wenn man gegen die Bayern antritt, steht auch grundsätzlich schnell mal der gegnerische Torhüter im Blickpunkt. Für mich war das eigentlich unproblematisch.

SPOX: Das große Thema dabei war das Angebot, das Ihnen der FC Bayern vor der Saison gemacht hat. Sie sagten, Sie hätten es abgelehnt, Jupp Heynckes meinte, er habe keinen Korb kassiert. Welche Variante ist denn politisch korrekt?

Giefer: In dem Sinne hat Herr Heynckes keinen Korb kassiert. Er ist da auch nicht ausschließlich als Trainer des FC Bayern aufgetreten, sondern ist ja ein Förderer von mir. Wir haben uns zusammen abgesprochen und er konnte meine Beweggründe für die Fortuna sehr gut verstehen. Das war auch schon alles.

SPOX: Heynckes sagt selbst, dass es für Sie wichtig war, regelmäßig spielen zu können. Welche Argumente hat er denn dann überhaupt pro FC Bayern vorbringen können? Schließlich waren Sie dort ja als Nummer zwei hinter Manuel Neuer eingeplant.

Giefer: Wenn man sieht, dass über die alleinige Anfrage des FC Bayern so viel geredet und diskutiert wird, dann dürfte es auch genügend Gründe geben, dort zu unterschreiben.

SPOX: Wie kam es dazu, dass Sie mit Ihrem Ex-Trainer gemeinsam nach einer Lösung gesucht haben?

Giefer: Wir hatten in Leverkusen einen sehr guten Draht zueinander, unsere Beziehung war sowohl menschlich als auch professionell ausgezeichnet. Ich bin sehr dankbar, dass ich in meiner Laufbahn unter ihm trainieren durfte. Er hat mich wirklich weiter gebracht.

SPOX: Ihr jetziger Trainer Norbert Meier begegnete Fragen, weshalb die Fortuna destruktiven Fußball spielen würde, mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus. Wie gefällt Ihnen das Auftreten Ihres Trainers in der Öffentlichkeit?

Giefer: Es gibt eben unterschiedliche Typen und er reagiert halt dann auch mal sarkastisch oder lustig. Da müssen wir schon auch mal schmunzeln. Er hat ja auch ein Mehr an Lebenserfahrung und weiß daher sehr gut, wie er in solchen Situationen auftreten muss. Wir vertrauen ihm da voll und ganz.

SPOX: Inwiefern sind denn das Gerede vom Mauerfußball oder die Tatsache, dass man die Fortuna vor Saisonstart als sicheren Absteiger tituliert hat, auch eine Motivation?

Giefer: Es ist ganz einfach: Wir wissen, dass wir eine richtig schwere Saison vor uns haben. Wir wissen aber auch, was wir tun müssen, um in dieser Liga zu bestehen. Und dass wir das können, haben wir ja bereits bewiesen. Wir müssen es eben immer wieder hundertprozentig abrufen, ganz egal, wie die Partien zuvor geendet sind. Die Berichterstattung wird sicherlich nicht unsere Herangehensweise beeinflussen, da wären wir ja schön bescheuert.

SPOX: Sie haben nun innerhalb von zwei Monaten so viele Bundesligaspiele absolviert wie während Ihrer gesamten Zeit in Leverkusen. Wie intensiv kommt Ihnen die aktuelle Phase vor?

Giefer: Darüber mache ich mir keine Gedanken. So, wie es jetzt ist, ist es wunderbar und genauso wollte und musste ich es ja auch haben. Genau dafür bin ich nach Düsseldorf gewechselt.

Fortuna Düsseldorf im Steckbrief