Abschiedsfest für den Rekordmann

SID
In der Vorsaison spielte Claudio Pizarro (r.) noch mit Werder Bremen gegen die Bayern
© Getty

Claudio Pizarro kehrt mit Bayern München ins Bremer Weserstadion zurück. Nach seinem Wechsel an die Isar erwartet der Peruaner wütende Pfiffe der Werder-Fans.

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Seine erste Rückkehr ins Weserstadion hat er noch immer nicht vergessen. "Da waren schon ein paar Pfiffe dabei", sagte Claudio Pizarro. Die Erinnerung an den Fan-Ärger von vor elf Jahren war wieder präsent im Telefongespräch mit der "dapd" Nachrichtenagentur am Tag vor der neuerlichen Rückkehr mit Bayern München am Samstag zu Werder Bremen.

Und die Befürchtung, dass es wieder so kommen könnte. Denn natürlich weiß der 33-Jährige, was die Werder-Anhänger von seinem neuerlichen Wechsel ausgerechnet zu den Bayern halten.

Sie hätten ihn gerne behalten in Bremen. Wochenlang kämpften Trainer Thomas Schaaf und Geschäftsführer Klaus Allofs um den Verbleib des Top-Torjägers. Mit ihm wollten sie eine neue Mannschaft aufbauen - mit ihm als Leitwolf. Doch der 33-Jährige wollte nicht. "Es war die richtige Entscheidung für mich", sagte der Peruaner.

Pizarro spielt, weil Heynckes rotiert

Wie es scheint, darf sich Pizarro auf einen Einsatz von Beginn an freuen. "Ich hätte ihn schon vorher spielen lassen, aber er hatte verletzungsbedingte Defizite, war dann beim Länderspiel", sagt Jupp Heynckes. Der Bayern-Trainer denkt drei Tage vor der Champions League in Borissow an Rotation im Sturm. "Jetzt bietet es sich natürlich an, auch auf der Position zu wechseln." Soll wohl heißen: Pizarro spielt und Mario Mandzukic pausiert.

"Wir haben Topstürmer, da ist es nicht einfach, in die Mannschaft zu kommen", sagt Pizarro. "Aber ich fühle mich wieder sehr gut; die Probleme vom Beginn der Saison sind überstanden." In vertrauter Umgebung will er sich profilieren und dafür sorgen, dass die Bayern auch das sechste Saisonspiel gewinnen. Aber er warnt auch vor seinem alten Verein, der sich enorm gesteigert habe.

"Werder überrascht mich positiv", sagte Pizarro über die runderneuerte Bremer Mannschaft, in der die Bayern-Leihgabe Nils Petersen seinen Platz übernommen hat. Der 23-Jährige rackert wie Pizarro und hat die hart gesottenen Fans im Werder-Block schon für sich eingenommen. Doch Petersen hat in Joseph Akpala einen harten Konkurrenten, der mit seinem Tor in Freiburg Pluspunkte sammelte. "Wer spielt, kann ich noch nicht sagen", erklärte Schaaf am Freitag.

Aufhören "nicht im Kopf"

Ein Publikumsliebling wie Rekordmann Pizarro ist Petersen noch nicht. Davon trennen ihn allein schon die Tore. 160 hat Pizarro als bester ausländischer Bundesligaprofi aller Zeiten erzielt. Eine Bestleistung wie seine 337 Ligaspiele. "Der Rekord für die meisten Tore hat für mich eine größere Bedeutung. Es ist nicht einfach, in der Bundesliga Tore zu schießen", sagt Pizarro.

Am Samstag soll es gleich gar nicht passieren. "Ich freue mich immer, wenn ich ihn sehe", sagte sein früherer Trainer Schaaf: "Aber diesmal freue ich mich auch, wenn er kein Tor schießt und mal nicht so gut spielt." Vor dreizehn Jahren kam Pizarro aus Peru nach Deutschland. Genauer gesagt zum SV Werder. 2001 wechselte er für sechs Jahre zu den Bayern und ging dann zum FC Chelsea. Nach einer Saison kehrte er 2008 zurück nach Bremen.

Jetzt also wieder München. Und das nach langem Hin und Her mit einem Vertrag erstmal bis Ende der Saison, denn ans Aufhören denkt Pizarro noch nicht. "Das habe ich nicht im Kopf", sagt der Nationalspieler, dessen Abschied aus Bremen getrost als überstürzt bezeichnet werden kann. Die übliche kleine Feier auf dem Rasen im Weserstadion fiel deshalb aus. "Das wird jetzt nachgeholt", sagte Allofs. Ein Pfeifkonzert muss Pizarro diesmal sicherlich nicht befürchten.

Claudio Pizarro im Steckbrief