Bastian Schweinsteiger kann wieder lachen

SID
Bastian Schweinsteiger (l.) meldete sich gegen den VfB Stuttgart mit einem Treffer zurück
© Getty

Auf diesen Augenblick hatten fast alle in der Münchner Arena gewartet. Als sich der teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte am Spielfeldrand auf seinen ersten Einsatz für Bayern München vorbereitete, standen die Zuschauer auf und applaudierten begeistert.

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Aber der Beifall galt nicht ausschließlich dem 40-Millionen-Mann Javier Martinez, der unter der Woche die Schlagzeilen beim Bundesliga-Tabellenführer beherrscht hatte. Er galt auch Bastian Schweinsteiger.

Der Mittelfeldregisseur war beim 6:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart am Sonntag nicht der herausragende Akteur. Aber nach einer langen Leidensgeschichte meldete er sich mit einer guten Leistung eindrucksvoll zurück.

"Ich habe das erste Mal seit dem Champions-League-Finale wieder hier gespielt. Das ist ein sehr schönes Gefühl", sagte Schweinsteiger, der zum ersten Mal in dieser Saison von Anfang spielte und dabei prompt sein erstes Bundesligator seit gut sieben Monaten erzielte.

Statt Robben in der Anfangself

Dabei hatte Trainer Jupp Heynckes zunächst gar nicht mit Schweinsteiger in der Anfangself geplant. Der 28-Jährige war sowohl beim Liga-Auftakt in Fürth als auch im Pokal gegen Regensburg erst in der zweiten Hälfte eingewechselt worden, weil er bisher mit den psychischen und physischen Folgen der vergangenen Saison gekämpft hat.

Erst seit ein paar Tagen sei er "beschwerdefrei. Das erste Mal seit Februar habe ich das Gefühl, körperlich fit zu sein", sagte Schweinsteiger, der gegen Stuttgart vom kurzfristigen Ausfall von Arjen Robben (Erkältung) profitierte.

Mit seinem Auftritt gegen die Schwaben habe er gezeigt, sagte Heynckes, "dass der FC Bayern nur mit einem guten Bastian Schweinsteiger erfolgreich sein kann." Der Bayern-Trainer ist froh über den Verzicht seines Vizekapitäns auf die anstehenden Länderspiele gegen die Färöer-Inseln am Freitag dieser Woche und in Österreich am Dienstag darauf. Es sei ganz wichtig, dass Schweinsteiger während der Länderspielpause "zusammen mit Martinez hier in München trainiert".

Fünf Tore aus dem Mittelfeld

Nachdem Schweinsteiger in der 51. Minute den Ball aus kurzer Distanz ins Netz köpfte, rannte er wie entfesselt über den Platz, klopfte mit der rechten Hand auf sein Herz.

Er lachte endlich einmal wieder und ließ sich von seinen Kollegen feiern. Am 19. Mai hatte er nach seinem verschossenen Elfmeter im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea an gleicher Stelle noch geweint.

Die Partie war zu diesem Zeitpunkt längst entschieden, Schweinsteigers Treffer war der sechste und letzte für die Münchner in einer spektakulären Partie. Für die Glanzpunkte sorgten vor allem die Spieler, die nach der Verpflichtung von Martinez noch mehr gefordert waren.

Fünf der sechs Tore erzielten Mittelfeldspieler, neben Schweinsteiger noch Thomas Müller (32./51.), Toni Kroos (32.) und Luiz Gustavo (43.). Das einzige Stürmertor gelang Mario Mandzukic (47.), der in jedem der vier Pflichtspiele in dieser Saison getroffen hat und damit so einen guten Einstand in bei Bayern feierte wie einst Luca Toni.

Martinez-Konkurrent Gustavo überzeugt

Vor allem Gustavo wusste als direkter Konkurrent von Martinez um den Platz im Zentrum durch hohe Laufbereitschaft, Zweikampfstärke und Offensivqualitäten zu überzeugen. Als Kampfansage an den Zugang aus dem Baskenland wollte er seine gute Leistung aber nicht verstanden wissen. "Ich bin seit eineinhalb Jahren hier und habe seitdem jeden Tag Druck. Das bin ich schon gewohnt."

Das 14-Minuten-Debüt von Martinez, der nach wochenlangem Hickhack zwei Tage vor Ende der Wechselfrist doch noch für 40 Millionen Euro von Athletic Bilbao verpflichtet worden war, fiel unspektakulär aus. Deshalb war es für den Münchner Kapitän nur wenig aussagekräftig. "Es stand ja schon 6:1, deshalb war das kein Maßstab", sagte Philipp Lahm.

Martinez selbst kam es nach nur zwei Trainingseinheiten mit seinen neuen Kollegen nicht so sehr darauf an, sich in Szene zu setzen. "Vor seiner Kulisse so einen deutlichen Sieg zu feiern - ich bin wunschlos glücklich", sagte er dem Fernsehsender Sky. Später lobte er auch noch die Atmosphäre in der Mannschaft und im Stadion. Denn in der 76. Minute gab es nicht nur für Schweinsteiger Beifall, sondern auch für Martinez.

Bastian Schweinsteiger im Steckbrief

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