Letzte Saison totgesagt, jetzt angesagt

Von Jochen Rabe
Rene Adler, Ivica Olic und Co. greifen nach einem Seuchenjahr wieder voll an
© Getty

Verletzungen, zu starke Konkurrenz oder einfach fehlende Einstellung - letzte Saison spielten sie keine Rolle. Jetzt sieht alles anders aus: Mit oder ohne Vereinswechsel sind Rene Adler, Karim Bellarabi und Co. wieder angesagt.

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Rene Adler (27, Hamburger SV)

Zurück in der Bundesliga, zurück zu Topleistungen: Rene Adler hat seine Leidenszeit überstanden und ist sofort wieder selbstbewusst. "Ich fühle mich so gut wie noch nie", sagte der Torhüter im "Hamburger Abendblatt". Abgesehen von einer Phase in seiner Leverkusener Zeit "gab es in den letzten Jahren niemals einen so guten Adler wie jetzt", meint er.

In besagten Jahren gab es häufig gar keinen Adler. Der ehemalige Nationaltorhüter (zehn A-Länderspiele für Deutschland) wurde immer wieder von Verletzungen geplagt. Mit Patellasehnenproblemen verpasste er so die gesamte letzte Saison bei Bayer Leverkusen.

In seiner Abwesenheit festigte Neuzugang Bernd Leno die Position als Nummer eins - sodass Adler keine Zukunft mehr bei der Werkself hatte.

Der 27-Jährige wechselte zum Hamburger SV, wo er Jaroslav Drobny auf die Bank verdrängte. In den ersten fünf Ligaspielen war der Leipziger direkt Leistungsträger und Führungsfigur. Mit dem "Kicker"-Notendurchschnitt 1,8 ist er bislang der beste Torhüter der Liga.

Für seine starke Form ist der Wechsel zum HSV verantwortlich, so Adler: "Es war sehr wichtig, eine neue Herausforderung zu sehen."

Karim Bellarabi (22, Bayer Leverkusen)

Eigentlich stand auch Karim Bellarabi auf der Streichliste von Bayer Leverkusen. Nach seinem Wechsel von Eintracht Braunschweig zur Werkself im Sommer 2011 kam der Außenstürmer in der vergangenen Saison lediglich auf zehn Einsätze als Einwechselspieler.

Zwar deutete er mit seinem Zaubertor in der Champions League gegen Barcelona sein Potenzial an, richtig in die Mannschaft spielen konnte er sich aber nicht. Vor allem die mangelnde Einstellung des Deutsch-Marokkaners kritisierte sein Trainer Sascha Lewandowski.

Zur neuen Saison scheint sich Bellarabi aber etwas vorgenommen zu haben. Im "Kicker" sprach sein Coach ihm ein Sonderlob aus: "Wir haben hier vom ersten Tag der Vorbereitung an einen ganz anderen Karim erlebt als noch gegen Ende der vergangenen Saison. Er ist hochkonzentriert, lernwillig und setzt die Dinge sehr gut um, die wir ihm vorgeben. Er ist sehr risikofreudig, frech und kommt mit viel Tempo, und das alles zeigt er bislang vor allem auch konstant."

Die hohe Meinung, die der Übungsleiter von ihm hat, spiegelt sich auch in Bellarabis Spielzeit wider: Bislang machte er alle Pflichtspiele, vier davon von Beginn an.

Der Rechtsaußen kämpft mit Renato Augusto, Gonzalo Castro und Sidney Sam um einen Stammplatz. In diesen Kampf geht Bellarabi mit Selbstbewusstsein: "Ich habe das große Ziel, mich hier endlich durchzusetzen. Dafür arbeite ich jeden Tag."

Tim Hoogland (27, VfB Stuttgart)

Der Rechtsverteidiger ist ein echter Pechvogel. In seiner zweiten Schalker Zeit (2010-2012) kam Hoogland aufgrund zahlreicher Verletzungen nie wirklich in Tritt. Knieprobleme und eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse setzten ihn anderthalb Jahre außer Gefecht. Er brachte es in der letzten Saison gerade einmal auf drei Einsätze für die Königsblauen.

Hoogland wechselte zum VfB, bei dem er größere Perspektiven sah. Dort lief es am Anfang auch entsprechend gut, Hoogland war erste Wahl auf der Rechtsverteidiger-Position, Konkurrent Sakai nicht mal im Kader.

Genau in dieser Situation verletzte sich Hoogland jedoch wieder. Am 3. Spieltag gegen Düsseldorf musste der Rechtsverteidiger nach einer knappen halben Stunde raus. Diagnose: Bänderriss im Sprunggelenk, bis zu sechs Wochen Pause.

Die Perspektiven werden aber auch nach seiner Verletzungspause wieder da sein, denn der VfB hat einen Mangel an Außenverteidigern. Als Hoogland gegen die Fortuna runter ging, rückte mit William Kvist ein Mittelfeldspieler nach hinten rechts.

Per Nilsson (30, 1. FC Nürnberg)

Seit seinem Transfer zu Nürnberg hatte der Schwede immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Wegen einer Achillessehnenreizung und Innenbandzerrung fehlte er fast die gesamte letzte Saison. Insgesamt kam er nur auf fünf Einsätze, drei davon von Beginn an. In seiner Abwesenheit überzeugten Philipp Wollscheid und Dominic Maroh in der Innenverteidigung.

Doch auch als diese beiden den Club im Sommer verließen, deutete vieles darauf hin, dass Nilsson wieder außen vor bleiben würde. In der Vorbereitung und schließlich auch im Pokalspiel gegen Havelse setzte Trainer Dieter Hecking auf Timm Klose und den brasilianischen Neuzugang Marcos Antonio.

Die schlechte Organisation in der Abwehrzentrale und das daraus resultierende Pokalaus wurden zu Nilssons Glück: Im ersten Ligaspiel gegen Hamburg spielte der Schwede anstelle von Antonio.

"Marcos war nicht in der Lage, das zu verbessern. Das liegt aber einzig daran, dass er noch Sprachschwierigkeiten hat", begründete Hecking seine Entscheidung.

Nach einem starken Saisonstart und einem Platz im gesicherten Mittelfeld der Tabelle hatte der Trainer zunächst keine Veranlassung, das Duo Klose/Nilsson wieder auseinander zu reißen. Am fünften Spieltag gegen Hannover 96 erwischte Nilsson jedoch einen rabenschwarzen Tag und verschuldete durch krasse Unzulänglichkeiten gleich zwei Gegentreffer. Spätestens jetzt dürfte der Schwede auf Bewährung spielen.

Seite 2: Olic, Petersen, Sobiech und Trapp

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