Magaths Resterampe: VfL Wolfsburg II

SID
Marco Russ steckt wie einige andere Profis beim VfL Wolfsburg in der Klemme
© Getty

Es liest sich wie die Defensiv-Abteilung eines Bundesligisten, in Wolfsburg handelt es sich aber vielmehr um die aktuell prominenteste zweite Mannschaft Deutschlands. Gestandene Bundesliga-Profis wurden von Felix Magath zu den Amateuren verbannt - ein Muster, mit dem Magath bereits Erfahrung hat.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Sollte Felix Magath bis zum 31. August keine Abnehmer für seine aussortierten Spieler finden, könnte dem SV Meppen, dem Goslarer SC, dem VfB Oldenburg und allen anderen Teams der Regionalliga Nord bald hochkarätige Gegenspieler gegenüberstehen.

Alexander Madlung, Peter Pekarik, Marco Russ, Makoto Hasebe, Patrick Ochs, Mateusz Klich und Hrvoje Cale können sich einen neuen Verein suchen und spielen im Profi-Kader der Wolfsburger (vorerst) keine Rolle mehr.

Simon Kjaer darf zwar weiterhin den Verein verlassen, wurde bislang von Felix Magath aber nicht zur zweiten Mannschaft geschickt. In Stuttgart wurde der Däne in der Schlussphase sogar eingewechselt, um den 1:0-Sieg über die Zeit zu retten.

Während die meisten der degradierten Spieler aktuell nur bei den Amateuren mittrainieren, stand Patrick Ochs bereits zum Saisonauftakt gegen den TSV Havelse auf dem Platz. Weitere der Ex-Bundesliga-Spieler dürften auch bald ihr Regionalliga-Debüt feiern, sollten sie keinen neuen Verein finden.

Eine ähnliche Situation gab es unter Magath auch vor zwei Jahren auf Schalke, als er aus seinem aufgeblähten Kader unter anderem Escudero, Sarpei, Jones und Baumjohann nur noch bei der zweiten Mannschaft trainieren ließ. Lichtblick für die Wolfsburger Spieler dürfte Kyriakos Papadopoulos sein, der zeigte, dass man auch nach der Degradierung zu den Amateuren den Sprung zurück zu den Profis schaffen kann.

Wie sieht aktuell die Perspektive für die Wolfsburger Spieler, unter denen sich mehrfache Nationalspieler befinden und die zusammen stolze 768 Bundesliga-Spiele vorweisen können, aus? SPOX beleuchtet die Situation von Magaths Streichkandidaten.

Makoto Hasebe (28, Vertrag bis 2014): Seit Januar 2008 steht der Japaner beim VfL unter Vertrag. Erst vor einem Jahr hat Hasebe seinen Vertrag bis 2014 verlängert, wurde von Magath als "fester Bestandteil unserer Mannschaft" bezeichnet. Ins Trainingslager durfte der Japaner dieses Jahr aber nicht mitreisen, er soll sich einen neuen Verein suchen.

Für den 58-fachen Nationalspieler gibt es wohl die meisten Optionen. Laut der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" verhandelt der 28-Jährige mit seinem ehemaligen Verein Urawa Red Diamonds, außerdem sollen mehrere englische Vereine Interesse signalisiert haben. "Es gibt Gespräche, aber es ist die Frage, ob die Ablöse bezahlt werden kann", beschreibt Hasebe die Situation. Auch eine Art Verrechnungsgeschäft beim Deal um Wunschspieler Benat Etxebarria mit Real Betis ist denkbar.

Sollte keiner der Interessenten die Ablöse bezahlen wollen, dürfte Hasebe am ehesten die Chance haben, wieder zu den Profis zu kommen. "Wenn es zu keinem Wechsel kommt, dann werde ich wieder für Wolfsburg spielen", sagt Hasebe selbstbewusst.

Alexander Madlung (30, Vertrag bis 2013): Der gebürtige Braunschweiger ist seit 2006 beim VfL Wolfsburg und damit der dienstälteste Profi im Kader. Der Innenverteidiger absolvierte letztes Jahr noch 23 Bundesligaspiele, durch die Verpflichtungen von Naldo und Pogatetz ist Madlung aber ins Abseits geraten.

Für den 1,93 Meter großen Rechtsfuß gibt es zwei konkrete Optionen: Mit dem englischen Erstligisten West Bromwich Albion steht Madlung bereits seit Anfang Juli in Kontakt, es wurde bislang aber keine Einigung erzielt. Außerdem Interesse angemeldet hat bereits Madlungs Ex-Trainer Armin Veh. Während Vehs siebenmonatigem Engagement in Wolfsburg war Madlung Stammspieler, jetzt könnte er die Defensive von Aufsteiger Eintracht Frankfurt verstärken.

Da die Wolfsburger auch ohne Madlung sechs Innenverteidiger im Kader haben, erscheint eine Rückkehr in den Profikader höchst unwahrscheinlich.

Peter Pekarik (25, Vertrag bis 2013): Pekarik, der 2009 aus Zilina in die Autostadt kam, war in der vergangenen Saison an Kayserispor ausgeliehen, jetzt hat Magath für den Slowaken, der immerhin auf 55 Bundesligaspiele kommt, keine Verwendung mehr.

Pekarik wurde nicht nur in die zweite Mannschaft versetzt, der Rechtsverteidiger bekam mit dem Brasilianer Fagner, der für drei Millionen Euro von Vasco da Gama kam, auch noch einen teuren Neuzugang vor die Nase gesetzt - eine Rückkehr in die erste Mannschaft erscheint ausgeschlossen.

Aktuell hat der 36-fache Nationalspieler noch keine Interessenten gefunden, über Verhandlungen mit anderen Vereinen ist noch nichts bekannt. Er erhielt aber bereits trainingsfrei und soll in der Slowakei auf Vereinssuche gewesen sein.

Marco Russ (27, Vertrag bis 2014): Erst vor einem Jahr kam Marco Russ von Eintracht Frankfurt zum VfL Wolfsburg, die Situation für den 27-Jährigen ist ähnlich wie bei Madlung: Durch die Neuverpflichtungen von Pogatetz und Naldo, sowie die Rückkehr von Kjaer und Kyrgiakos ist die Innenverteidigung überbesetzt, und Russ fällt dem wohl zum Opfer.

Russ trainiert bereits seit Anfang August bei der zweiten Mannschaft, kam in der Regionalliga aber noch zu keinem Einsatz. "Er hat Nachholbedarf - auch im konditionellen Bereich", kommentierte Magath nüchtern.

Der 1,90 Meter große Rechtsfuß soll sich einen neuen Verein suchen, zumal die aussortierten Profis kaum eine Chance auf viele Einsätze bei der zweiten Mannschaft bekommen werden: "Ich weiß nicht, wie lange sie bei uns sind - da macht das keinen Sinn", erklärte VfL-II-Trainer Lorenz-Günther Köstner.

Patrick Ochs (28, Vertrag bis 2015): Wie auch Marco Russ kam Ochs erst im Sommer 2011 von Eintracht Frankfurt in die Autostadt, drei Millionen Euro überwies der VfL an den Main. Nach 174 Bundesligaspielen für die Eintracht absolvierte der Rechtsverteidiger aber nur 14 für den VfL, und davon auch nur fünf über 90 Minuten.

Nach seiner Leisten-OP im Juni wurde Ochs von Magath aus dem Profikader gestrichen. Ochs sei noch nicht bereit, das volle Trainingspensum zu absolvieren. Seitdem trainiert er mit den Amateuren und stand zum Saisonauftakt der zweiten Mannschaft des VfL in der Startelf.

Obwohl Ochs bereits die Freigabe von Magath erhalten hat, könnte es noch eine Chance auf die Rückkehr zur ersten Mannschaft geben: Sollte Pekarik den Verein verlassen, stünde neben dem neuen Rechtsverteidiger Fagner auf der Position nur noch der unerfahrene Michael Schulze zur Verfügung. Hannover 96 zeigte bereits Interesse an Ochs, die geforderte Ablöse war den 96ern aber zu hoch.

Mateusz Klich (22, Vertrag bis 2014): Der Pole bekam vor drei Wochen aus dem Nichts so etwas wie eine neue Chance, als er überraschend an Stelle des schwer verletzten Patrick Helmes mit ins Trainingslager der Profis nach Villach fahren durfte. Davor musste sich Klich bei den Amateuren verdingen, spielte bei deren Auftakt gegen Havelse eine halbe Stunde lang.

Die kurze Hochphase fand aber schnell wieder ein Ende. Zwar gelang ihm in einem Testspiel sogar ein Treffer, seitdem ist Klich aber bei den Profis kein Thema mehr.

Hrvoje Cale (27, Vertrag bis 2014): Der Kroate konnte Magath offenbar zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Ablösefrei kam der 27-Jährige 2011 von Trabzonspor nach Wolfsburg und spielt jetzt, nach insgesamt 26 Minuten Spielzeit, drei gewonnenen Zweikämpfen und neun erfolgreichen Pässen (beim 0:3 gegen Freiburg am 4. Spieltag) bei den Wölfen keine Rolle mehr.

Schon im Winter hatte Magath Cale aussortiert, durch die quasi nicht vorhandene Einsatzzeit in der vergangenen Saison dürfte es für den Linksverteidiger aber schwer werden, einen neuen Verein zu finden. Am ehesten denkbar erscheint für den zweifachen kroatischen Meister (2007 und 2008) eine Rückkehr in die Heimat.

Der aktuelle Kader des VfL Wolfsburg

Artikel und Videos zum Thema