"Neben Eto'o zu spielen, ist normal"

Von Interview: Markus Matjeschk
Eric Maxim Choupo-Moting gehört zu den Leistungsträgern in Mainz und Kamerun
© Imago

Selbst der sonst strenge Mainz-Trainer Thomas Tuchel gerät bei Eric Maxim Choupo-Moting ins Schwärmen. Einige sehen in ihn einen zukünftigen Topstar und Volkshelden, andere hingegen einen Phlegmatiker. Der 23-Jährige über seine besondere Gabe und die Vorurteile gegen sich.

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SPOX: Herr Choupo-Moting, Ihr Mainzer Trainer Thomas Tuchel hatte der Mannschaft eine brutale Saisonvorbereitung prophezeit. Mit etwas zeitlichem Abstand: Wie schlimm war's?

Eric Maxim Choupo-Moting: Es war sehr intensiv und wir haben viel trainiert. Da kam uns Spielern die eine Woche Urlaub zwischendurch ganz gut entgegen. Alles in allem war die Vorbereitung hart, aber das gehört eben dazu, das war schon in Ordnung so. (lacht)

SPOX: Sie stiegen noch früher in die Saison ein, genauer bereits Anfang Juni, weil Sie mit Kameruns Nationalmannschaft in der Qualifikation zur WM 2014 und dem Africa Cup ran mussten. Wie haben Sie die Spiele erlebt?

Choupo-Moting: Für mich ist es immer wieder etwas Besonderes, für Kamerun zu spielen. Gerade die WM-Quali-Spiele sind extrem wichtig gewesen, weil die Enttäuschung nach dem Verpassen des letzten Afrika Cups natürlich riesig war. Deshalb lastet ein großer Druck auf uns, das hat man im Land selbst auch gespürt. Von daher war es gut, dass wir drei von vier Spielen gewonnen und gleich das erste Spiel gegen die Demokratische Republik Kongo für uns entschieden haben. Wenn wir nicht gewonnen hätten, weiß ich nicht, was los gewesen wäre.

SPOX: Was hätte Sie denn erwartet?

Choupo-Moting: Die Fans sind natürlich unruhig. Kamerun ist in Afrika nach wie vor eine der großen Fußball-Nationen. Wir haben jede Menge Qualität in der Mannschaft und hätten sogar das Potenzial, den Africa Cup zu gewinnen. Derzeit bleibt der Erfolg aber aus. Der Afrika Cup hat höchste Priorität, erst dann kommt die WM 2014. Wenn wir uns für den Afrika Cup nicht qualifizieren, ist das heikel. Man bekommt das auf der Straße mit. Das ist in Kamerun schon etwas ganz anderes, wenn du dort eine Niederlage kassierst, als wenn in Deutschland ein Meisterschaftsspiel verloren geht.

SPOX: Sie selbst sind in Hamburg aufgewachsen, Ihr Vater ist in Kamerun geboren. Ist die Reise zu den Länderspielen mit Heimatgefühlen verbunden?

Choupo-Moting: Klar, ich sehe mich genauso als Kameruner wie als Deutscher. Ich kenne Kamerun sehr gut. Schon als Kind bin ich regelmäßig für längere Zeit dort gewesen, seitdem ist Kamerun immer in meinem Herzen. Ich hatte früher immer das Ziel, einmal mit den Idolen um Samuel Eto'o in der Nationalmannschaft zu spielen. Dass das jetzt in Erfüllung gegangen ist, macht mich sehr, sehr stolz. Für mich ist es umso schöner, beide Länder miteinander verbinden zu können. Ich spiele und lebe in Deutschland, reise dann nach Kamerun und sehe dort, welch hohen Stellenwert Fußball dort genießt. Diese Euphorie vor den Spielen, das Land, die Menschen zu sehen, wie glücklich sie sind, das ist schon immer wieder was Besonderes und nochmal etwas anderes als in Deutschland.

SPOX: Schaffen Sie es abseits der Länderspiele auch privat, nach Kamerun zu reisen?

Choupo-Moting: Theoretisch ja, im letzten Winter habe ich das gemacht, auch wenn die Zeit schon knapp bemessen ist. Wenn ich eine Woche frei habe, dann ziehe ich es meistens vor, wirklich dort Urlaub zu machen, wo ich mich erholen kann. Das ist in Kamerun eher schwer. Da will einen gleich immer die ganze Familie sehen. Meine Großeltern zu besuchen ist auf jeden Fall schön, aber mit Erholung hat das wenig zu tun. (lacht)

SPOX: Wie vertreiben Sie sich auf den Reisen nach Kamerun die Zeit?

Choupo-Moting: Die Zeit vergeht recht schnell. Der größte Teil der Nationalmannschaft spielt in Frankreich und ich fliege meistens über Paris. Da quatscht man im Flieger auch mal über Dinge, die nichts mit Fußball zu tun haben.

SPOX: Mit wem verstehen Sie sich am besten?

Choupo-Moting: Mit Joel Matip, mit ihm fliege ich oft. Oder auch mit Stephane Mbia von Olympique Marseille. Aber eigentlich kommt das einfach nur darauf an, wer gerade im Flieger sitzt. Wir verstehen und alle sehr gut.

SPOX: Sie haben von der U 19 bis zur U 21 für den DFB gespielt und gehörten seit 2007, mit dem Gewinn der Fritz-Walter-Silbermedaille als zweitbester U-19-Spieler Deutschlands, zu den Hoffnungsträgern. Warum haben Sie sich letztlich für Kamerun und gegen den DFB entschieden?

Choupo-Moting: Weil die kamerunische A-Nationalmannschaft angeklopft hat. Eine große Ehre! Zumal die WM vor der Tür stand. Ich fühlte mich auch beim DFB wohl und habe die Zeit genossen. Aber ich hatte das Gefühl, dass die Wertschätzung bei Kamerun stärker war. Am Ende lief es auf eine Herzensangelegenheit hinaus.

SPOX: Wie lief die Integration im Sommer 2010, als Sie erstmals mit der kamerunischen Mannschaft trainierten? Gab es jemanden, der Sie an die Hand genommen hat?

Choupo-Moting: Das ging super einfach. Ich hatte den Vorteil, dass ich zweisprachig aufgewachsen bin und fließend Französisch spreche. Die älteren Spieler wie Samuel Eto'o und Rigobert Song haben mich sofort super aufgenommen. Wir waren ja auch gleich fünf Wochen am Stück zusammen. Wenn man jeden Tag zusammen isst und auch sonst Zeit miteinander verbringt, wird das alles lockerer.

Teil II: Choupo-Moting über die Nachfolge von Weltstar Eto'o, Zinedine Zidane und unfaire Vorurteile

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