"Gemeinsam Front gegen Gewalt"

SID
Zum Sicherheitsgipfel entsendete Union Berlin als einziger Verein keinen Vertreter
© Getty

Die deutschen Fußball-Verbände und die Politik wollen mit verschärften Sanktionen gegen die Gewalt in deutschen Fußballstadien vorgehen.

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Das ist das Ergebnis des Sicherheitsgipfels in Berlin, an dem neben Vertretern von 53 der 54 deutschen Profiklubs, dem Präsidenten des DFB, Wolfgang Niersbach, dem Chef der DFL, Reinhard Rauball, auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich teilnahm.

"Wir wollen einen Weg skizzieren, der dazu führt, dass Gewalttäter aus unseren Stadien verbannt werden", sagte Niersbach. "Wir machen gemeinsam Front gegen Gewalt, es gibt eine Null-Toleranz-Politik ab der kommenden Saison." Die Liberalisierung der Stadionverbot-Regelung wird wieder zurückgenommen, die Maximalstrafe steigt wieder von drei auf fünf Jahre, bei besonders schweren Vergehen sind laut Rauball bis zu zehn Jahre möglich.

Ein gemeinsamer Verhaltenskodex soll überdies das "friedliche Miteinander" gewährleisten. Darin ist auch ein klares "Nein" zur Pyrotechnik in den Stadien verankert, für deren Legalisierung sich eine bundesweite Fan-Initiative stark gemacht hatte. Der Kodex sei einstimmig von allen Beteiligten unterzeichnet worden, sagte Rauball. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier, der ebenfalls an den Gesprächen teilnahm, sagte, es müsse klar sein, dass "Stadien kein rechtsfreier Raum" seien.

Bernhard Witthaut, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), begrüßte die Stellungnahme. "Durch Pyrotechnik entsteht ein Verletzungspotenzial, das müssen die Fans akzeptieren", sagte er.

"Klare Grenzen, klare Sanktionen"

"Fankultur und Gewalt schließen sich aus. Das sehen 99,5 Prozent der Fans dieses Landes so. Heute haben wir Beschlüsse erlebt, die in deren Interesse stehen", sagte Friedrich. "Keine Gewalt, keine Pyrotechnik. Klare Grenzen, klare Sanktionen", umriss er die gemeinsame Vorgehensweise von Politik und Verbänden.

DFB und DFL werden sich künftig stärker an den Kosten für die Fanprojekte der Vereine beteiligen. Ihr Anteil an dem insgesamt neun Millionen jährlichen Kosten steigt von einem Drittel auf die Hälfte, Länder und Kommunen müssen nur noch je 25 Prozent tragen.

Eine Abschaffung der Stehplätze in den deutschen Stadien ist nach Auskunft der Beteiligten aber kein Thema. "Sie sind ein Markenzeichen des deutschen Profifußballs und der Fußballkultur. Die Stehplätze wird es weiter geben", sagte Rauball.

Fanvertreter hatten DFB und DFL nicht zu dem Gipfel eingeladen, was ihnen vonseiten der Anhänger Kritik eingebracht hatte. Die Fans seien in der DFB-Taskforce und in einer AG beim DFB eingebunden, rechtfertigte sich Rauball. "Aber heute haben diejenigen zusammengesessen, die die Verantwortung und die Haftung haben und dafür gerade stehen. Ein solcher Weg muss uns erlaubt sein."

Als einziger Klub nahm der Berliner Zweitligist 1. FC Union nicht an dem Gipfeltreffen teil. Die Kürze der Zeit habe eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Vorschlag für einen gemeinsamen Kodex leider nicht zugelassen, hieß es in einer Presseerklärung der Berliner, die kurz nach Ende des Gipfels versandt wurde.

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