Die Dimension Borussia Dortmund

SID
Vor allem seit den Siegen gegen Bayern München sorgt Dortmund auf international für Aufsehen
© Getty

Wenn man aus Westen auf der Bundesstraße 1 die Schnettkerbrücke überquert, wird einem die Dimension Borussia Dortmund unweigerlich vor Augen geführt. Seit der Beendigung der letzten Ausbaustufe kurz vor der WM 2006 bestimmt das 80.720 Zuschauern Platz bietende Stadion das Bild im Emschertal.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor allem in den Zeiten der größten Krise des einzigen deutschen börsennotierten Fußballvereins, der 2005 vor der Insolvenz stand, war dieses Monument Ausdruck der tausendfachen innigen Liebe zu Schwarz-Gelb.

Mit Trainer Jürgen Klopp, Sportdirektor Michael Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kam sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg dazu - in rasender Geschwindigkeit.

"Die Meisterschaft im vergangenen Jahr war schon durchaus prägend. Das, was aber danach passiert ist, mit der zweiten Meisterschaft und dann als Kulminationspunkt mit dem 5:2 gegen die Bayern hat das Interesse der Menschen weiter nach oben getrieben. Der BVB ist in Deutschland ein riesiges Thema", sagte Watzke im Trainingslager Dortmund im schweizerischen Bad Ragaz.

"Angefangen, Geschichte zu schreiben"

Nun, Hektik ist in dem Kurort im Heidiland wegen Borussia Dortmund nicht gerade ausgebrochen. Die mediale Präsenz ist übersichtlich, vielleicht aber deswegen, weil vieles abgeblockt werden musste. Schon für das erste Trainingslager in Kirchberg hatte es für Erfolgscoach Jürgen Klopp 480 Interviewanfragen gegeben. Ähnlich sahen die Bestellungen bei Marco Reus oder den Nationalspielern Mats Hummels und Mario Götze aus. Das erste Double in der 103-Jährigen Vereinsgeschichte hat noch einmal alles angefeuert.

"Borussia Dortmund als Klub ist eben auch sexy. Es ist nicht nur immer England und die schöne große, weite Welt. Hier haben viele Spieler angefangen, Geschichte zu schreiben", sagt Sportdirektor Zorc. Attraktiver Fußball, eine junge Mannschaft mit Teenieschwärmen und Rekorde am Fließband.

Geschäftsführer Watzke genießt die angenehme Seite. Der Stand der Verbindlichkeiten konnte von einst 180 Millionen Euro auf rund 40 Millionen gedrückt werden. Der neue Ausrüster Puma spült bis 2020 geschätzte 50 Millionen Euro in die Kassen, ein krisengeschüttelter deutscher Autobauer (Opel) erhofft sich durch seine Investitionen beim BVB Absatzsteigerungen.

Jeder will ein Stück vom Kuchen

Doch wie jede Medaille hat auch die Dortmunder eine Kehrseite: Denn nun möchte jeder ein ordentliches Stück vom BVB-Kuchen, Vereine wie Berater. "Weil man erfolgreich war, entsteht bei Außenstehenden der Eindruck, dass man bereit ist, chronisch erhöhte Ablösesummen zu bezahlen", sagt Zorc: "Da muss man lernen, auch mal Nein zu sagen. Da darf man nicht nur nach den wirtschaftlichen Möglichkeiten handeln."

Dies tat man allerdings bei Marco Reus ganz bewusst, den man für 17,1 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach zurückholte. Ein derartiger Coup hilft en passant auch, ein Team zusammenzuhalten. Für Kagawa reichte es nicht mehr, da nahm man ein Jahr vor Ablauf des Vertrages "diese nicht unerhebliche Ablöse doch lieber mit" (Zorc).

Der Japaner wechselte für ca. 15 Millionen Euro zu Manchester United. Doch neben Reus, der bis 2017 unterschrieb, besitzen unter anderem Leistungsträger wie Hummels (2017), Götze, Lukasz Piszczek und seit Dienstag auch Jakub Blaszczykowski (alle bis 2016) langfristige Verträge.

So geht alles ein wenig in Richtung des Rekordmeisters Bayern München. Der Etat für die Lizenzspieler wurde um 3,5 auf 48,5 Millionen Euro angehoben, die 53.500 verkauften Dauerkarten sind eine Ansage. Für Hans-Joachim Watzke ist eigentlich alles beim alten, wie bei der Fahrt über die Schnettkerbrücke: "Es hat sich nicht so wahnsinnig viel verändert. Die Wahrnehmung ist anders, und der Verein hat sich weiter prächtig entwickelt."

Borussia Dortmund in der Übersicht

Artikel und Videos zum Thema