Neue Gangart, neue Kräfte, neuer Angriff

Von Für SPOX am Gardasee: Fatih Demireli
Das Trainingslager in Arco ist auch für die jungen Spieler eine große Chance
© Getty

Tag eins des Trainingslagers am Gardasee: Bayern-Trainer Jupp Heynckes erhöht die Intensität - und verletzt sich dabei. Sport-Vorstand Matthias Sammer entgeht nichts und Arjen Robben schüttelt den Frust der letzten Saison locker ab. SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen zum Trainingslager des FC Bayern.

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Was steht für den FC Bayern auf dem Programm?

"Raus aus dem Regen, rein in die Sonne", heißt es auf der Webseite des FC Bayern. Dabei hätte es fast geheißen: "Raus aus dem Regen, rein in den Regen." Heftige Schauer am Ankunftstag des Rekordmeisters im Trentino, nachdem die Sonne bei der Ankunft erst einmal 30 Grad auf die Temperaturanzeige zauberte.

Von Regen und Schauern will sich Jupp Heynckes aber nicht aufhalten lassen, zumal die Wolken dann über Arco dann auch schnell wieder auflockerten. Die Mannschaft hat ein straffes Trainings- und Spielprogramm auf der Agenda: insgesamt neun Mal wird Bayern zwischen Sonntag und Freitag trainieren - grundsätzlich stehen zwei Trainingseinheiten täglich auf dem Programm.

Dazu gibt's zwei Testspiele: Am Dienstag geht es traditionell gegen eine Trentino-Auswahl - eher ein lockerer Aufgalopp am Gardasee, bevor es am Freitag zum echten Härtetest kommt. Dann spielen die Bayern in Arco gegen den letztjährigen Champions-League-Gegner SSC Neapel, das mit seinen besten Leuten vorstellig wird.

Für Jupp Heynckes wird es eine gute Gelegenheit zu sehen, wie weit seine Mannschaft dann nach fast zwei Wochen Training ist und wie sie sich ohne die Nationalspieler gegen einen hochkarätigen Gegner schlägt. Die Einnahmen der Partie gehen an die Erdbebenopfer aus Norditalien. Im Anschluss bricht Bayern seine Zelte ab, hält sich einen Tag in München auf und zieht dann weiter nach China, wo der FCB Testspiele absolvieren wird.

Wer ist alles dabei?

Jupp Heynckes begrüßte im Trentino drei "Neuzugänge": Arjen Robben, Anatolij Timoschtschuk sowie Mario Mandzukic feierten am Gardasee ihren persönlichen Trainingsauftakt, nachdem der EM-Urlaub des Trios nun vorbei ist. Die drei EM-Geschädigten (Vorrunden-Aus für die Ukraine, die Niederlande und Kroatien) absolvierten bereits in München einen Laktattest und machten dann am Gardasee die erste Einheit mit.

Noch nicht mit dabei ist Franck Ribery, der erst am Donnerstag mit dem Training beginnen soll - allerdings individuell in München. Er wird dann gemeinsam mit den deutschen Nationalspielern, die ebenfalls noch nicht mit dabei sind, am 22. Juli zur Mannschaft stoßen, die dann gesammelt nach China aufbrechen wird.

Trainer Heynckes nahm wie schon in den Einheiten in München gleich sieben Nachwuchsspieler mit ins Trainingslager. Sie sollen quantitativ die fehlenden acht Nationalspieler ersetzen und so für einen halbwegs geregelten Trainingsablauf sorgen. Für den einen oder anderen wird es aber auch eine gute Gelegenheit ein Empfehlungsschreiben für kommende Aufgaben abzugeben. Es wird erwartet, dass Heynckes im Test gegen die Trentino-Auswahl auf Kevin Friesenbichler und Co. setzen wird.

Welche Spieler stehen im Fokus?

Da gibt es einige. Zum einen die Neuzugänge Tom Starke, Dante, Mario Mandzukic, Claudio Pizarro, Xherdan Shaqiri und Mitchell Weiser. Die beiden Letzteren machten schon in München einen sehr guten ersten Eindruck, geben auch schon im Trainingslager ordentlich Gas. Sowohl für ihn, aber auch für Dante, Mandzukic und Pizarro gilt es, die Chance des zeitlichen Vorsprungs vor den (deutschen) Konkurrenten zu nutzen.

Dante mit Holger Badstuber, Mandzukic und Pizarro im direkten Duell aber vor allem mit Mario Gomez, Shaqiri mit Thomas Müller, Toni Kroos und womöglich auch mit Ribery und Robben: Die Bayern haben in der vorherigen Saison nicht dagewesene Konkurrenzsituationen, die auf dem Papier zunächst klare Tendenzen aufweisen, aber die Neuen machen Druck.

Eine Szene vom ersten Trainingstag war sinnbildlich: Ein perfektes Zusammenspiel zwischen Mandzukic und Shaqiri resultierte in einem sehr ansehnlichen Treffer beim Trainingsspiel. Erstmals gemeinsam auf dem Platz schon ein sehr guter Anfang - und ein Wink.

Ein Fokus liegt aber auch auf Arjen Robben, der nach schwierigem Halbjahr beim FC Bayern und dem bitteren EM-Aus mit der Niederlande vor allem im mentalen Bereich ein Fragezeichen darstellt. Als Erfahrener unter vielen jungen Spielern kann sich Robben im Trentino erst einmal freischwimmen. Die Unterstützung von ganz oben genießt er: "Ich bin ziemlich optimistisch, dass Arjen eine erfolgreiche Saison spielt. Er wird super motiviert sein und zeigen wollen, welche Qualitäten in ihm stecken", sagt Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Welche Rolle spielt Matthias Sammer?

Bei der Vorstellung Mario Mandzukics in München waren alle Augen auf einen Mann gerichtet - es war nicht Mandzukic, der immerhin für über zehn Millionen Euro zum FC Bayern kam und als einer der teuersten Bayern-Zugänge in die Geschichte eingeht: Nein, es war Sammer, dem die Aufmerksamkeit galt.

Doch Sammer schmetterte alle Fragen zur seiner Person ab und lenkte den Fokus auf seinen Schützling - mit dem Hinweis, dass er sich bald erklären werde; vielmehr dass er "seinen" FC Bayern erklären werde. Eine ausgiebige Pressekonferenz im Trentino ist zu erwarten, in der die Sammer-Welt in München auch für Außenstehende eine Gestalt bekommen wird.

Wie in München war auch Sammer im Trentino voll im Geschehen: Im Bayern-Trainingsanzug war er in unmittelbarer Nähe zur Mannschaft, saß auf der Bank, beobachtete das Treiben von Spieler, aber auch des Trainers, der früh ein enges Vertrauensverhältnis zu Sammer aufbaute. "Zwischen beide passt kein Blatt Papier", sagt Rummenigge. Dies wird und soll auch im Trainingslager weiter gefördert werden.

Bayern-Notizen des 1. Trainingstages

- Der Ball ist dein Freund: Vor rund 1.500 Zuschauern bat Jupp Heynckes in Arco zur ersten Trainingseinheit. Die Devise hieß: Nichts geht ohne Ball. Selbst das Aufwärmprogramm war in stetiger Begleitung des Spielgeräts.

- Heynckes "on fire": Bayerns fleißigster Mann des ersten Tages? Ganz klar Jupp Heynckes. Der Bayern-Trainer ist nicht mehr länger der stille Beobachter am Rande, der seine Assistenten gewähren lässt, sondern mitten im Geschehen: Unzählige Male unterbrach er Übungen, als er dann immer noch nicht zufrieden war, griff Heynckes sogar selbst mit ein. Die meisten - deutlichen - Gespräche führte Heynckes mit Claudio Pizarro und Youngster Kevin Friesenbichler.

- ...und Heynckes verletzt: Heynckes' emsiger Auftritt hatte auch unschöne Folgen: Wie nach dem Training bekannt wurde, erlitt Heynckes einen Muskelfaserriss und nahm deswegen auch nicht an der traditionellen Mannschaftspräsentation im Trentino teil.

- Wortführer Robben: Der am deutlichsten zu hörende Bayern-Profi war Arjen Robben. Der Niederländer gab laut Kommandos, gab klare Ansagen im Trainingsspiel und forderte selbst immer wieder den Ball. Nichts zu sehen vom EM-Frust. Als nach dem Training die Nachwuchsspieler das Tor wegtrugen, eilte Robben als einziger Profi herbei, um mitzuhelfen.

- Ein Beobachter: Mit dabei im Trainingslager ist auch Karsten Schumann, der schon beim DFB Matthias Sammers wissenschaftlicher Mitarbeiter war und dem neuen Sportvorstand zum FC Bayern gefolgt ist. Schumann saß auf der Tribüne in Arco, beobachtete das Training aus der Ferne und machte zahlreiche Notizen. Schumanns Beobachtungen werden Sammers Vorgehen entscheidend beeinflussen.

Der Kader von Bayern München

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