Hertha vs. Düsseldorf: Es geht um zu viel

SID
Otto Rehhagel (l.) und Michael Preetz haben ein Schicksalsspiel für die Hertha vor der Nase
© Getty

Es ist das spannungsgeladene Finale einer verkorksten Saison für Hertha BSC. Und es wird viele Fragen beantworten, etwa die Frage nach der Bezeichnung des Hertha-Trainers Otto Rehhagel im Boulevard: Heißt er am Ende "Schrotto" oder doch wieder "König Otto"? Und wird Berlins unglücklich agierender Manager Michael Preetz nur ein Lüftchen oder ein richtig kräftiger Gegenwind bei der Mitgliederversammlung am 29. Mai ins Gesicht wehen?

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Aber all die persönlichen Geschichten spielen vor dem ersten Relegationsspiel am Donnerstag (ab 20.15 Uhr im LIVE-TICKER) zuhause gegen Fortuna Düsseldorf angeblich keine Rolle. "Es geht um zu viel. Es geht hier um den Verbleib in der Bundesliga. Das ist Bedeutung genug", sagt der gebürtige Düsseldorfer Preetz.

Nach einer furchtbaren Saison hat sich Hertha BSC dank eines 3:1-Erfolges gegen 1899 Hoffenheim am letzten Spieltag in die Relegation gerettet. Und dass Preetz das Persönliche vor dem Spiel gerne ausblendet, hat freilich auch damit zu tun, dass Herthas Situation nicht losgelöst vom Wirken des Managers zu betrachten ist.

Dass Hertha trotz des Missmanagements und der mitunter eklatanten Leistungen speziell in den Heimspielen überhaupt noch die Möglichkeit bekommt, sich über die Relegation in der Liga zu halten, konnten sie sich in Berlin zuletzt nur noch mit höherem Beistand erklären. Vom "lieben Gott", sagte Defensivallrounder Peter Niemeyer, habe man trotz "der beschissenen Rückrunde" noch eine letzte Chance erhalten.

Hertha wähnte sich schon in der Zweiten Liga

Und vielleicht, so denken sie jetzt bei Hertha, kann sich die verkorkste Rückrunde doch noch als vorteilhaft erweisen. Man wähnte sich schon in der Zweiten Liga, ist aber recht unverhofft dem direkten Abstieg im letzten Augenblick noch von der Schippe gesprungen.

Diesen psychologischen Vorteil beanspruchen die Berliner nun für sich - zumal Fortuna Düsseldorf nach einem zittrigen Unentschieden im letzten Spiel gegen den MSV Duisburg und einer ohnehin wackligen Rückrunde nicht gerade mit breiter Brust nach Berlin fährt. "Wir taumeln jetzt nicht in die Relegationsspiele", sagt Preetz. Und Rehhagel ist wie selbstverständlich der Auffassung: "Wir sind der Favorit."

Der 73-Jährige blüht in den letzten Tagen seiner Amtszeit bei Hertha wieder auf. In den vergangenen Wochen war das nicht immer der Fall. Dass er einer ist, "der an beiden Enden brennt", wie Dortmunds Trainer Jürgen Klopp kurz nach Rehhagels Engagement bei Hertha behauptete - diesen Beweis blieb Rehhagel eigentlich von Anfang an schuldig. Aber was soll's? Auch ein Scheitern bei Hertha könne seine Reputation nicht beschädigen, sagte er schon bei Amtsantritt.

In Berlin wussten sie nie so recht, ob sie diese altersmilde Gleichgültigkeit für ein probates Mittel im Kampf um den Klassenverbleib halten sollten oder nicht. Doch der Sieg gegen Hoffenheim scheint das Feuer des alten Lehrmeisters neu entfacht zu haben.

Angriffslustig und schlagfertig präsentierte er sich den Journalisten vor dem Spiel gegen Düsseldorf. "Darüber habt ihr viel zu viel geschrieben", antwortete er etwa auf die Frage nach Sinn und Zweck von abgeschotteten Trainingseinheiten.

"In euren Redaktionsstuben werdet ihr doch auch nicht ständig fotografiert." Auch einen Kalauer hatte er am Ende noch parat, als er über die Trainingseinheiten bei Hertha plauderte: "Am besten spielen wir immer, wenn der Gegner nicht da ist. Dann kombinieren wir wunderbar und schießen Tore am Fließband."

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