Düsseldorf wundert sich über Herthas Geschenke

SID
War's das schon für die Hertha? Düsseldorf darf jedenfalls schon an der Bundesliga schnuppern
© Getty

Es war eine geteilte Szenerie, wie so oft beim Fußball: Während die Fans in der Ostkurve des Berliner Olympiastadions die letzten Minuten des Spiels in entsetztem Schweigen verfolgten, hüpfte der rote Block im Westen enthusiastisch auf und ab. Die mitgereisten Anhänger des Zweitliga-Dritten aus Düsseldorf sangen, dass man gegen Fortuna durchaus mal verlieren könne.

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Dabei wussten sie selbst nicht so recht, wie sie zu ihrem Glück gekommen waren, das sich am Donnerstagabend zu einem 2:1 (0:1)-Auswärtssieg im Relegationshinspiel bei Hertha BSC geformt hatte. "Wir haben ein schönes Ergebnis geholt hier in Berlin", bilanzierte Gästetrainer Norbert Meier. "Das war so nicht zu erwarten."

Nicht zu erwarten zum einen, weil Hertha mit dem Schwung des Hoffenheim-Spiels und einer beruhigenden 1:0-Halbzeitführung das Spiel im Griff zu haben schien. Und zum anderen, weil den harmlosen, biederen Düsseldorfern, bei denen einzig der quirlige Ur-Fortune Andreas Lambertz gesteigertes Interesse am Aufstieg zeigte, kein Tor zuzutrauen war.

Sogar Meier selbst schien sich redlich darum zu bemühen, mit seiner Elf ohne Treffer zu bleiben. Den besten Saisontorschützen (Sascha Rösler) hatte er überraschend draußen gelassen, den zweitbesten (Maximilian Beister) nach einer knappen Stunde vom Feld geholt. Auf der Pressetribüne wurden schon erste Sätze wohlfeilen Meier-Bashings formuliert - und plötzlich hatte der Fortuna-Coach alles richtig gemacht.

"Wir sind kaltblütig gewesen, es war ja klar, dass wir nicht im Minutentakt zu Torchancen kommen würden", sagte Meier. Kaltblütig stimmt insofern, als Thomas Bröker, der das 0:1 gegen Roman Hubnik verschuldet hatte, beim Ausgleich vor Hertha-Keeper Thomas Kraft Coolness walten ließ.

Diesen Ausgleich aber hatte allein Hertha zu verantworten. Hubnik, von den passiven Raffael und Holland gegen Bröker allein gelassen, ließ sich von diesem schließlich umkurven wie ein blau-weißer Reifenstapel von einem Formel-1-Flitzer.

Wie blanker Hohn mag es den Berliner Fans derweil vorkommen, dass dieser Bröker tatsächlich gebürtig aus Meppen stammt, diesem ewigen Inbegriff der Zweitklassigkeit. Nicht lange später traf dann Adrian Ramos mit einer kuriosen Uwe-Seeler-Adaption ins eigene Netz.

"Dürfen nicht anfangen zu spinnen"

Träumt Düsseldorf schon von der Bundesliga-Rückkehr nach 15 Jahren? "Wir dürfen jetzt nicht anfangen zu spinnen und denken, dass wir schon durch sind", sagte Adam Bodzek. "Es ist keine Entscheidung gefallen. Wir haben uns ein Endspiel zuhause verdient. Es ist wichtig, dass wir uns keine Riesenklatsche gefangen haben", sagte Meier.

Und Torschütze Bröker sagte: "Wir hatten auch ein wenig Glück, aber das brauchst du auch, wenn du hoch willst." Die Beurteilungen fielen also einhellig aus. Vielleicht weil man erkannt hatte, dass die Leistung nach passablem Beginn zwischen der 11. Minute und den beiden Berliner Gastgeschenken keinesfalls bundesligatauglich war.

Vielleicht aber auch, weil die Düsseldorfer Verantwortlichen Heim- und Auswärtstabelle der abgelaufenen Erstliga-Saison verglichen haben. Da gibt es nämlich eine deutliche Diskrepanz bei den Berlinern - zugunsten der Spiele in der Fremde. Bliebe zum Schluss nur noch die Causa Rösler zu klären. Was schnell geschehen ist:

Der 34-Jährige war Meier schlicht zu langsam gewesen für die Hektik der Relegation. "Der Trainer wollte über Konter mit Schnelligkeit kommen. Und Schnelligkeit ist nicht mehr so ganz meines", sagte Rösler. Und dann lief er lachend in die Kabine. Schließlich hatte der Trainer alles richtig gemacht.

Hertha BSC - Fortuna Düsseldorf: Daten zum Spiel

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