Gladbachs Luxus wird langsam zum Problem

SID
Gladbachs Sportchef Max Eberl (r.) beim Talentscouting?
© Getty

Ein Höhenflug in neue sportliche Sphären, der Vorstoß in neue finanzielle Dimensionen, doch bei Bundesligist Borussia Mönchengladbach bleibt man traditionell auf dem Boden. Man versucht es zumindest. Zwar hat Manager Max Eberl 22 Millionen Euro für neue Spieler zur Verfügung. Ersatz für die Abgänge der Leistungsträger Marco Reus, Dante und Roman Neustädter kann er aber immer noch nicht verkünden.

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"Natürlich gibt es viele Spieler, die in unseren Köpfen sind, aber die müssen auch finanzierbar sein, falls wir in zwei Jahren nicht mehr international spielen", sagte Eberl. Man wolle bei den Transfers ein überschaubares Risiko eingehen.

Das ist für die Borussia ein schmaler Grat. Auf der einen Seite soll das Tagesgeschäft Bundesliga nicht vernachlässigt und die zuletzt sprunghaft gestiegenen Erwartungen realistisch gehalten werden. Auf der anderen Seite müssen Spieler gefunden werden, die zur Philosophie des Klubs passen, dazu noch bezahlbar sind und im Idealfall das Überleben im Europapokal sichern.

"Dass wir noch keinen Abschluss haben, liegt nicht daran, dass wir untätig sind, sondern daran, dass wir Spieler finden müssen, die Reus und Dante von der Qualität her ersetzen müssen. Das nimmt Zeit in Anspruch", sagte Eberl.

Gerüchteküche brodelt

Deshalb brodelt die Gerüchteküche. Und die anderen Klubs wissen, dass die Gladbacher durch das Erreichen der Champions-League-Qualifikation investieren können. Auch deshalb ziehen sich die Verhandlungen mit potenziellen Zugängen. Mit dem Schweizer Talent Granit Xhaka ist sich die Borussia einig, der FC Basel feilscht aber noch um die Ablöse, die im zweistelligen Millionenbereich liegen soll.

Laut der niederländischen Zeitung "De Telegraaf" soll auch Luuk de Jong von Twente Enschede auf der Einkaufsliste stehen. Auch die Namen der Berliner Raffael und Adrian Ramos sowie David Hoilett (Blackburn Rovers) und Felipe Santana (Borussia Dortmund) geistern immer noch durch die Gazetten.

Namen kommentiert Eberl aus Prinzip nicht. Und neben dem Personal auf dem Platz verselbstständigt sich die Trainerfrage zur nächsten großen Baustelle. Seit gut einem halben Jahr will die Borussia den bis 2013 laufenden Vertrag mit Coach Lucien Favre vorzeitig verlängern. Doch der zögert und zaudert.

Die Aussage, dass er über das letzte Saisonspiel hinaus keinen Plan habe, sorgte zuletzt für weitere Irritationen. Wenn der Schweizer sich zu seinem Kontrakt äußert, dann betont er letztlich nur, dass der bis 2013 laufe. Vorzeitig verlängern will er derzeit nicht.

Favre schweigt

Auf der Mitgliederversammlung am Dienstag hätte Favre alle Spekulationen ein für allemal beenden können. Doch der 54-Jährige verfolgte beinahe teilnahmslos die nach der sensationellen Saison im Gegensatz zu den vergangenen Jahren feierliche Veranstaltung. Und heizte damit, ob gewollt oder ungewollt, die Gerüchte weiter an. Dafür sprachen andere. "Der Trainer macht sehr gute Arbeit.

Deshalb ist es doch klar, dass es Begehrlichkeiten gibt. Aber er hat einen Vertrag bei uns und wird ihn erfüllen", stellte Geschäftsführer Stephan Schippers klar. Und Eberl kündigte an, dass im Laufe der Saison eine Vertragsverlängerung mit Favre erzielt werden solle.

Dass die Gladbacher noch keinen Zugang vermelden können, macht die Sache aber nicht einfacher. Denn Favre ist ein gebranntes Kind. Nachdem ihm bei Hertha BSC nach einer ähnlich guten Saison die Leistungsträger wegliefen, brachen die Berliner sportlich ein und der Schweizer musste gehen. Trotz aller Höhenflüge in der Vergangenheit.

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