Ballack: "Ich bin doch nicht Wayne Rooney"

Von Christian Bolzer
Am 34. Spieltag der Saison 2011/2012 verabschiedete sich Michael Ballack aus der Bundesliga
© Getty

Beim 4:1-Auswärtserfolg von Bayer Leverkusen beim 1.FC Nürnberg verabschiedete sich Michael Ballack von der Fußballbühne Bundesliga. Nun blickt er zurück auf seine Karriere. Auf den dramatisch verpassten "Sch...-Pokal" und ein Eigentor für die Geschichtsbücher. Dazu wagt er einen Blick in die Zukunft.

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So richtig glauben kann es der 98-malige DFB-Nationalspieler noch nicht, da "alles noch sehr frisch" sei, wie Ballack im Interview mit der "Bild" kundtat.

Im nächsten Atemzug betonte er jedoch auch, dass mit Sicherheit Wehmut aufkommen werde, "wenn ich merke, dass ich etwas zurückgelassen habe. Das mir etwas fehlt. Wenn ich an dem Punkt bin, kommen sicher ein paar Tage, an denen ich ein wenig der schönen Zeit nachtrauere."

Dem Champions-League-Finale 2008 mit dem FC Chelsea trauert der Ex-Londoner noch heute hinterher, als man erst im Elfmeterschießen Manchester United unterlag.

"Und du denkst: Das kann doch nicht sein"

"Du denkst dir: Bitte, John Terry, schieß ihn rein, dann haben wir endlich diesen Sch...-Pokal gewonnen. Terry rutscht weg und schießt an den Außenpfosten. Und du denkst: Das kann doch nicht sein", so Ballack.

Nachdem Manchester alle weiteren Elfmeter verwandelte und Nicolas Anelka auf Seiten der Londoner ebenso wie Terry nicht traf, zerplatzte der Traum von Triumph in der Königsklasse.

"Das ist eben Mannschaftssport. Manchmal machst du ein Eigentor, manchmal verschießt dein Kollege", so die rationale Einschätzung des ehemaligen Premier-League-Akteurs.

Legendäres Eigentor gegen Unterhaching

Mit Eigentoren hat der dreifache Familienvater in seiner Karriere auch bittere Erfahrungen machen müssen. Im Jahr 2000 hätte Leverkusen gegen die SpVgg Unterhaching ein Punkt gereicht und die damals von Christoph Daum betreute Bayer-Elf wäre erstmals Deutscher Meister gewesen.

Mit seinem Fehlschuss ins eigene Tor zum 0:1 leitete Ballack jedoch die Niederlage ein.

"Dieses Spiel wird meist auf mein Eigentor reduziert, aber das wäre korrigierbar gewesen", verteidigt sich dieser und fügt an: "Wir wussten in dem Jahr: Wir können jeden Rückstand umbiegen. Aber da konnten wir es nicht. Mit meiner Erfahrung von heute würde ich das Spiel gern noch mal spielen."

Spaß in der Karriere das Wichtigste

In seiner Karriere blieb für den 35-Jährigen wie auch im Jahr 2000 häufig nur der zweite Platz, weshalb er sich oft mit den Titeln "der Unvollendete" oder "der ewige Zweite" konfrontiert sah.

Ballack sieht das anders, für ihn sei der Spaß in seiner Karriere der Wichtigste. "Das Entscheidende ist, wie ich das persönlich einordne", so der Noch-Leverkusener.

Nun will sich der 267-malige Bundesligaspieler neu orientieren und noch ein paar Jahre Fußball spielen. Schon länger wird über einen möglichen Wechsel in die USA spekuliert, doch bis zum heutigen Zeitpunkt gibt es noch nichts zu verkünden.

Entscheidung über Zukunft bis Ende Mai

Bis Ende Mai will er eine Entscheidung treffen, wobei die nordamerikanische Major League Soccer (MLS) nur eine von mehreren Optionen sei.

Eins ist in jedem Fall sicher: unter die Autoren wird der gebürtige Görlitzer noch nicht gehen.

"Ich bin erst 35 und will noch was erleben, bevor ich aufs Leben zurückschaue. Ich bin ja nicht Wayne Rooney, der mit 21 Jahren seine Biografie schreibt", scherzte Ballack.

Michael Ballacks Vereinskarriere