Abstieg, Abschied und Rekordjagd

Von Adrian Bohrdt
Auch wenn hier nicht so aussieht, aber Huntelaar (2.v.l.) und Gomez (r.) sind die Toptorjäger der Liga
© Getty

Abstieg, Rekordjagd, Europa League: Der letzte Spieltag hat noch einige Entscheidungen zu bieten. Die sportlich wichtigste steht im Abstiegskampf an, weiter oben in der Tabelle können noch einige Rekorde purzeln.

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Der Abstiegskampf: Während die Hertha auf Kölner Punktverluste angewiesen ist, hat der FC im Kampf um den Relegationsplatz die Entscheidung selbst in der Hand: Ein Sieg über den FC Bayern und Köln geht sicher in die Relegation.

Um überhaupt noch eine Chance zu haben, muss die Hertha zu Hause Hoffenheim schlagen, das mit Ex-Trainer Markus Babbel in die Hauptstadt kommt. "Wer nur acht Punkte in der Rückrunde holt, hat es nicht verdient, in der Liga zu bleiben.", lautet dessen freche Kampfansage an seinen Ex-Klub. In der Tat kassierte Berlin bereits zehn Heimniederlagen, so viele wie noch nie in einer Saison.

Köln seinerseits wartet seit acht Spielen auf einen Dreier - so lange wie keine andere Mannschaft. Zwar kassierte Bayern gegen Köln in seiner Bundesliga-Geschichte die zweitmeisten Niederlagen (23), aber der FC hat in dieser Saison gegen die Top-4 der Tabelle noch keinen einzigen Zähler geholt.

Auch ein Unentschieden wäre für die Domstädter zu wenig, um die Relegation aus eigener Kraft zu schaffen. Siegt dann die Hertha, ist der FC auf Grund des schlechteren Torverhältnisses abgestiegen.

Der Kampf um die Europa League: Gleich zwei Duelle gibt es bei den internationalen Plätzen: Leverkusen (in Nürnberg) liegt, mit schlechterem Torverhältnis, einen Zähler vor Stuttgart (gegen Wolfsburg). Beide kämpfen noch um Platz fünf, der die direkte Qualifikation für die Europa League verspricht.

Gleichzeitig haben noch vier Teams Hoffnung auf Platz sieben, um sich überhaupt noch für Europa zu qualifizieren: Hannover (7., 45 Punkte), Wolfsburg (8., 44 Punkte), Bremen (9., 42 Punkte) und Nürnberg (10., 42 Punkte) kämpfen um den letzten internationalen Platz.

Die vermeintlich einfachste Aufgabe hat dabei Hannover, das nicht nur aus eigener Kraft mit einem Sieg den siebten Platz sichern kann, sondern auch das abgestiegene Schlusslicht Kaiserslautern empfängt. Bremen (gegen Schalke), sowie Nürnberg und Wolfsburg müssen also auf Lauterer Schützenhilfe hoffen, und natürlich gleichzeitig das eigene Spiel gewinnen.

Besonders pikant sind dabei also die Duelle Stuttgart gegen Wolfsburg und Nürnberg gegen Leverkusen, in denen beide Heim-Mannschaften gewinnen müssen um die Chance auf den fünften beziehungsweise siebten Platz zu wahren.

Die Torjägerkanone: Mit seinem Doppelpack gegen die Hertha ist Klaas-Jan Huntelaar an Mario Gomez vorbei gezogen, der erstmals seit August nicht mehr die Torschützenliste anführt. Huntelaar (27 Treffer) macht klar: "Ich will am Samstag auf jeden Fall eine Trophäe vom ‚Kicker'. Wenn nicht die Kanone, dann eine für die Scorerpunkte."

Der Niederländer könnte mit einem Doppelpack in Bremen am letzten Spieltag sogar mit Klaus Fischer gleichziehen, der noch immer den Schalker Rekord hält. 29 Tore wären auch eine neue Bestmarke seit Karl-Heinz Rummennigge 1980/81, der für den FC Bayern so viele Treffer erzielte.

Auch für Gomez (26 Tore) hätte der erneute gewinn der Torjägerkanone etwas Historisches: Seit Ulf Kirsten 1996 bis 98 hat kein Spieler mehr zwei Mal in Folge die meisten Treffer in einer Saison erzielt. Entsprechend motiviert geht der 26-Jährige in das letzte Saisonspiel beim abstiegsbedrohten 1. FC Köln: "Wenn man zwei Spieltage vor Saisonende gleichauf ist, will jeder der zwei die Kanone holen. Deswegen werde ich am Samstag in Köln alles versuchen."

Rekordjagd: Auf stolze 78 Zähler kommt Borussia Dortmund einen Spieltag vor Saisonende. Erst zwei Mal wurde diese Marke überboten, 1972 und 1973 jeweils vom FC Bayern, der umgerechnet auf die Drei-Punkte-Wertung jeweils 79 Punkte holte. Die 80-Punkte-Marke, die mit einem Sieg über Freiburg fallen würde, wäre ein Bundesliga-Novum.

Es ist ein Rekord, der dem Meister viel bedeutet: "Wir sind deutscher Meister geworden, viel mehr geht nicht. Aber die 81 Punkte wollen wir unbedingt holen", stellt Kapitän Sebastian Kehl klar, während Jürgen Klopp schlicht erkennt: "Das Schicksal hat es gut mit uns gemeint."

Aber auch noch andere Rekorde sind gefährdet. Köln droht der fünfte Abstieg binnen 15 Jahren - das wäre Ligarekord. Gladbach hat mit nur 24 Gegentoren nach 33 Spielen bereits seine bisherige Bestmarke geknackt, und will diese Zahl gegen die zuletzt drei Mal in Folge torlosen Mainzer zementieren.

Eine eher unrühmliche Marke will dagegen der HSV vermeiden: Verlieren die Hamburger beim FC Augsburg, stünde mit Rang 15 die schlechteste Endplatzierung der Vereinsgeschichte fest.

Vernünftig verabschieden: Jahrelang haben sie in ihren Teams die Tore geschossen, jetzt verlassen einige Offensivkräfte ihren Verein. Für Raul, der nach zwei Jahren Schalke den Rücken kehrt, fand bereits am vergangenen Spieltag der emotionale Abschied von den eigenen Fans statt, gegen Bremen könnte er aber noch ein paar Bundesliga-Tore sammeln: Sechs seiner 28 Treffer in der Liga erzielte er gegen Werder.

Emotionaler dürfte es in Köln werden, sollte der FC absteigen - es wäre nicht nur der Sturz in die Zweitklassigkeit, sondern auch das vorerst letzte Spiel von Podolski für die Kölner.

Der fehlte am Freitag wegen Magen- und Darmproblemen beim Training, sollte bis zum Spiel aber fit sein. Dann muss er an seiner Bilanz gegen Bayern arbeiten: Bislang gewann er nur eines von neun Bundesliga-Spielen gegen den Rekordmeister.

Auch in weniger bedeutsamen Spielen laufen einige Leistungsträger zum letzten Mal für ihren Verein auf: Lucas Barrios (49 Tore, 17 Vorlagen in 101 Spielen für den BVB) verlässt Dortmund und wechselt nach China, im tabellarisch ebenfalls bedeutungslosen Spiel zwischen Mainz und Gladbach werden Marco Reus (39 Tore, 27 Assists in 108 Spielen) und Dante (8 Tore in 102 Spielen) das letzte Mal für Mönchengladbach auflaufen.

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