Werder ohne Mumm im Endspurt um Europa

SID
Die Spieler von Werder Bremen schleichen nach dem Unentschieden gegen Köln vom Platz
© Getty

Seine Abschiedstour hat sich Tim Wiese anders vorgestellt. Schon im Kabinengang beschlich den im Sommer nach sieben Jahren Werder Bremen zu einem noch unbekannten Klub wechselnden Torhüter ein komisches Gefühl.

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"Wenn man schon mit gesenktem Kopf anfängt", sagte der 30-Jährige nach dem 1:1 beim 1. FC Köln. Der erste, der geht, war wieder der beste - und schimpfte: "Es fehlt uns an Körpersprache, die ist extrem wichtig."

Werder zweifelt nach nur zwei Siegen in diesem Jahr und zwölf Punkten aus zwölf Spielen und hat Angst vor der eigenen Courage. "Das war zu wenig für unsere Ansprüche", sagte Wiese.

Dabei dachten alle, die abstiegsbedrohten Kölner stünden mit dem Rücken zur Wand und würden sich ängstlich fühlen. Dem mutigen Wiese war es zu verdanken, dass Werder nach dem Tor von Rosenberg (34. Minute) und dem Ausgleich von Jemal (39.) wenigstens einen Punkt mitnehmen konnte.

Werder profitiert von der Schwäche der Konkurrenz

Dass Werder trotz vier siegloser Spiele nacheinander noch immer im Rennen um die Europa-League-Plätze ist, liegt an der Schwäche der Konkurrenz. Denn wäre die Rückserie der Maßstab, müsste Werder wie im vorigen Jahr um den Verbleib in der Bundesliga zittern. Nur einen Heimsieg (3:0 gegen Hannover) und einen Auswärtssieg (3:1 beim HSV) verbuchten die Grün-Weißen seit Weihnachten.

Doch die Mitstreiter um die Plätze fünf bis sieben, Hannover (0:3 auf Schalke), Leverkusen (1:1 beim HSV) und Wolfsburg (1:3 gegen Dortmund) machen es nicht besser, sodass der Kampf um Europa nicht minder spannend ist wie der um den Titel oder gegen den Abstieg. Auch Stuttgart, das als Fünfter zwei Zähler vor den punktgleichen Leverkusen und Bremen rangiert, ist noch nicht durch. Allerdings muss Werder am nächsten Samstag nach Stuttgart.

Wiese fordert Kampfgeist ein

Vielleicht ist dann schon alles vorbei, das Saisonziel verpasst, die Personalplanung durchkreuzt und die im Vergleich zur Champions League bescheidenen Einnahmen aus dem Europacup verplempert. Zumal an diesem Dienstag (19.45 Uhr im LIVE-TICKER) Borussia Mönchengladbach ins Weserstadion kommt.

"Die spielen auch nicht mehr ihren Hurra-Fußball", sagte Wiese. Überdies bangt der schwächelnde Tabellenvierte um Topstar Marco Reus, nachdem der beim 0:0 gegen Hertha einen Pferdekuss versetzt bekam.

Naldo nach Muskelfaserriss zurück im Team

"Ob es dann geht, werden wir am Dienstag wissen", sagte Trainer Lucien Favre. Sein Kollege Schaaf konnte dagegen am Montag die Rückkehr von Naldo melden, der sich vor gut einer Woche gegen Mainz (0:3) einen Muskelfaserriss in der Hüfte zugezogen hatte.

Während Bargfrede, Arnautovic und Prödl weiter fehlen, absolvierte der Brasilianer das Abschlusstraining beschwerdefrei. Schaaf: "Er hat voll durchgezogen und hatte keine Probleme."

"Wir müssen zusehen, dass wir auf den Platz gehen, den Kopf oben haben und durch die Wand gehen", sagte Wiese. Der Nationalkeeper wäre gerne in Bremen geblieben und hätte beim Aufbau einer neuen Mannschaft mitgeholfen.

Als ihm Werder aber kein konkretes Angebot machte, kündigte er - und wird womöglich zu Schalke 04 gehen, das am letzten Spieltag nach Bremen kommt.

Pizarro soll "Korsettstange" sein

Während die Spekulationen immer rabiater werden, schweigt Geschäftsführer Klaus Allofs - und lässt die Zukunft der zwölf anderen Spieler mit auslaufenden Verträgen offen. Naldo wird sicherlich einer derer sein, die gehen sollen. Zwar hat der Brasilianer noch ein Jahr Vertrag, aber er will zurück in die Heimat.

Als eine der "Korsettstangen" des geplanten radikalen Umbruchs haben Allofs und Schaaf vor allem Claudio Pizarro vorgesehen. Aber auch Kapitän Clemens Fritz und den Griechen Sokratis, der mit seinen 23 Jahren der Souverän in der Abwehr ist, sollen die Youngster führen.

Doch Pizarro ist von den Bayern umworben und hat zuletzt einen eher lustlosen, vor allem aber erfolglosen Eindruck vermittelt.

Will der 33-Jährige überhaupt in Bremen bleiben? Seinen Vertrag hat der Peruaner gekündigt und sich alle Optionen offengehalten. Es geht ums Geld; geschätzte vier Millionen Euro bekommt Pizarro momentan. Vor allem aber um die sportliche Perspektive und das Gesicht der Mannschaft - ohne den letzten aktuellen Nationalspieler Tim Wiese.

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