Amerell kündigt Klage gegen DFB an

SID
Der Streit zwischen Manfred Amerell und dem DFB geht in eine neue Runde
© Getty

Die gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dem ehemaligen Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell gehen in die nächste Runde. Am Dienstag kündigte Amerell im oberbayerischen Oberhaching an, er werde den DFB wegen der Verletzungen seiner Persönlichkeitsrechte verklagen.

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"Herr Amerell ist bis zum heutigen Tage nicht einmal angemessen zu den Anschuldigungen angehört worden", begründete sein Anwalt Jürgen Langer.

Die bereits vorbereitete Schadensersatzklage wolle er bis spätestens Ende Mai einreichen. Zudem wolle er zwei weitere "noch aktive Schiedsrichter" des Verbandes "auf Widerruf" verklagen. Diese hatten in der Untersuchung beim DFB gegen ihn ausgesagt.

"Wir wollten das nicht, dass diese Namen auch noch an die Öffentlichkeit kommen, es bleibt uns aber keine andere Wahl", erklärte Amerell. Eigentlich hätte am Dienstagmorgen ein weiteres Gespräch zu den Details eines Vergleichs mit DFB-Offiziellen stattfinden sollen, diese sagten jedoch kurzfristig ab.

Der DFB reagierte gelassen: "Seine heutige Ankündigung, den DFB abermals verklagen zu wollen, haben wir zur Kenntnis genommen. Das weitere Verfahren warten wir nun ab", hieß es in einer Mitteilung. Und weiter: "Fakt ist, dass aktuell zwischen dem DFB und Herrn Amerell keine Verfahren vor staatlichen Gerichten anhängig sind."

Neue Klage trotz bestehenden Vergleichs

Zu dem als "abschließende Besprechung" titulierten Treffen, zu dem Amerells über Anwalt Jürgen Langer auch Medienvertreter eingeladen hatte, waren die Vizepräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Rainer Koch (zuständig für Rechts- und Satzungsfragen), Hans-Dieter Drewitz (zuständig für Jugendfußball) und der stellvertretende DFB-Generalsekretär und Finanzdirektor Stefan Hans eingeladen. "Dieser Termin wurde storniert, weil es offenbar aufgestoßen ist, dass wir der Öffentlichkeit den aktuellen Stand mitteilen wollen", sagte Amerells Anwalt Langer.

Anfang Dezember 2011 hatten Manfred Amerell und DFB-Referee Michael Kempter ihren fast zwei Jahre währenden Rechtsstreit mit einem Vergleich vor dem Oberlandesgericht Stuttgart beigelegt.

Der frühere FIFA-Referee Kempter zog danach seine 2010 in mehreren Interviews getätigten Aussagen zurück, nach denen er Amerell klar und deutlich zum Ausdruck gebracht hätte, keine sexuellen Kontakte zu wollen. Damit war die Schadensersatzklage Amerells gegen Kempter vom Tisch.

Enttäuscht von neuem DFB-Präsidium um Niersbach

Im März 2012 hatte dann auch der DFB die sportgerichtlichen Ermittlungen gegen Amerell zurückgezogen. Eine "umfassende" Aufarbeitung soll ihm Liga-Präsident Reinhard Rauball zudem in einem Telefonat am 23. Dezember 2011 zugesichert haben. "Aber man hat alles unter den Tisch fallen lassen", sagte Amerell. Zudem sei es für ihn unverständlich, dass Kempter weiterhin in der Schiedsrichterliste des DFB geführt werde.

Mit einem detaillierten Ablaufplan ließ der 65-Jährige im "Meditationsraum" der Sportschule Oberhaching auf einem Flipchart die Ereignisse seit dem Rauball-Anruf Revue passieren, zeigte Telefonprotokolle, verteilte E-Mail-Ausdrucke. Von dem neuen Präsidium um Wolfgang Niersbach hatte sich Amerell Unterstützung erhofft, "aber das ist alter Käse in neuer Schachtel. Nur der Frontmann ist ein anderer."

Die Liste auf dem Flipchart endete am 24. April, für Amerell aber geht sie weiter. "Zu gegebener Zeit kommen noch ein paar Fakten auf den Tisch, die dem DFB nicht gefallen werden", kündigte er an. Denn: "Seit dem 1. Februar 2010 lebe ich nicht mehr, ich existiere nur noch." Damals erfuhr Amerell in Frankfurt am Main erstmals von den Vorwürfen gegen ihn.

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