Das Meisterteam des BVB in der Einzelkritik

Von Jochen Tittmar
Borussia Dortmunds Spieler feiern den Gewinn der achten Meisterschaft der BVB-Geschichte
© Getty

Der seit 26 Bundesligaspielen unbesiegte Titelverteidiger Borussia Dortmund braucht noch einen Punkt, um die starke Vorsaison zu toppen. Einige Spieler des neuen Deutschen Meisters machten noch einmal einen Qualitätssprung nach vorne. Andere hatten einfach nur Pech. Die 21 von Trainer Jürgen Klopp eingesetzten Spieler im Saisoncheck.

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Roman Weidenfeller: Der Torhüter, der bislang lediglich 23 Mal hinter sich greifen musste, bestätigte seine starke Vorsaison und leistete sich nur vor dem Gegentor in Köln einen folgenschweren Patzer. Nicht immer souverän in der Strafraumbeherrschung und teils mit überstürztem Herauslaufen. Dafür hielt er den immens wichtigen Elfmeter im Rückspiel gegen die Bayern - und sicherte dem BVB damit die Vorentscheidung in der Meisterfrage.

Lukasz Piszczek: Der Pole avancierte in dieser Saison zum besten Rechtsverteidiger der Bundesliga. Bereitete sieben Treffer vor und schoss selbst vier - kein Abwehrspieler hat eine bessere Quote vorzuweisen. Ungemein laufstarker Spieler, der dank exzellenter Technik und gutem Spielverständnis auch immer wieder in der Offensive glänzt und sowohl mit Götze als auch mit Kumpel Kuba eine ideale Balance in der Abstimmung zwischen Offensive und Defensive fand. Der Spieler in Dortmunds Kader, der sich unter Jürgen Klopp am meisten weiterentwickelt hat.

Neven Subotic: Leistete sich in der Champions League einige unerklärliche Fehler, auf nationaler Ebene jedoch gewohnt resolut im Zweikampf und kompromisslos in Luftduellen. Verpasste durch einen Mittelgesichtsbruch das Ende der Hinrunde und hatte in Santana einen vollwertigen Kontrahenten. In der Spieleröffnung vor allem mit seinen Diagonalbällen nicht mehr so präzise wie im Vorjahr. Noch ohne Saisontor.

Mats Hummels: Neben Bayerns Holger Badstuber bester Innenverteidiger der Liga. Nach Nuri Sahins Abgang und Gündogans anfänglicher Formkrise entwickelte er sich früh in der Saison zum ersten Impulsgeber der Dortmunder Spieleröffnung, dessen genaue Pässe manche Gegner mittels Manndeckung zu unterbinden versuchten. Mit herausragender Antizipationsgabe, die es ihm ermöglicht, eine Vielzahl von Zweikämpfen gar nicht erst führen zu müssen. Seine Wette vom Saisonbeginn, zehn Tore erzielen zu wollen, verliert er jedoch haushoch.

Marcel Schmelzer: Da er den Großteil der Sommervorbereitung verpasste und ihm auch danach das Verletzungspech treu blieb, fand der Linksverteidiger nur schwer in die Saison. Oftmals unglücklich im Vorwärtsgang und mit einigen schwachen Hereingaben. Steigerte sich jedoch zum Ende der Hinserie und spielte im Großen und Ganzen einen soliden, aber längst nicht so starken Part wie noch im Vorjahr. Traf gegen Köln aber immerhin endlich das erste Mal in der Bundesliga ins Tor.

Sebastian Kehl: Der so oft verletzte Pechvogel der letzten Jahre blieb endlich eine gesamte Saison gesund und dankte es mit durchweg blitzsauberen Auftritten. Durfte zwar erst am 7. Spieltag sein Startelfdebüt feiern, mit ihm an der Seite von Sven Bender fand der BVB aber zur abhanden gekommenen Stabilität im zentralen Mittelfeld. Spielt klar, schnörkellos und abgebrüht. Abseits des Spielfelds ein wichtiger Wortführer. Dass er als Kapitän auch auf dem Platz eine solch dominante Rolle einnehmen würde, war nicht (mehr) zu erwarten.

Ilkay Gündogan: Hatte schon in der Vorbereitungsphase ordentlich an der Intensität beim BVB zu knabbern, genoss anfänglich aber dennoch Klopps Vertrauen auf der offensiven Sechserposition. Verschleppte dort das Tempo allerdings zu sehr, so dass er nach meist schwachen Leistungen aus der Mannschaft flog und sogar bis zum Tribünenplatz durchgereicht wurde. Nutzte aber im letzten Saisondrittel die Fehlzeiten von Kehl und Bender und spielt seitdem wie ausgewechselt. Er weiß nun intuitiv, in welche Räume er sich zu bewegen hat, um sein ausgezeichnetes Passspiel durchzubringen. Schoss die Borussia mit einem Last-Second-Treffer in Fürth ins Pokalfinale.

Sven Bender: Kieferbruch, Bänderriss, schwere Gesichtsprellungen - Bender erwischte es in dieser Spielzeit mal wieder knüppeldick. Meldete sich jedoch wie so oft frühzeitig wieder fit und riss Kilometer ohne Ende ab. Enorm robust und bissig im Zweikampf sowie mit guter Übersicht im Spiel gegen den Ball, die es ihm erlaubt, frühzeitig Löcher stopfen zu können. Wurde auch in der Offensive zielstrebiger und ist bislang an doppelt so vielen Toren beteiligt wie im Vorjahr. Musste am Saisonende seinem leerem Akku Tribut zollen und stand seither nur zweimal in den letzten sieben Partien in der Anfangself.

Mario Götze: Spielte rechts im Mittelfeld eine sensationelle Hinserie (zehn Torbeteiligungen). Aufgrund einer enormen Grundschnelligkeit im Dribbling kaum vom Ball zu trennen und mit fast ausschließlich durchdachten Ideen bei Ballbesitz.Hat auch in seiner körperlichen Robustheit zugelegt und lässt sich im Zweikampf nicht mehr so leicht wegdrücken. Fiel jedoch die gesamte Rückrunde mit einer Schambeinentzündung aus und feierte erst am 32. Spieltag ein 17-minütiges Comeback.

Jakub Blaszczykowski: Kam 2011 nicht über einen Bankplatz hinaus und war der Erste im Team, der sich über seine Rolle öffentlich beschwerte. Profitierte dann von Götzes Verletzung und zeigte ab dem 16. Spieltag reichlich überraschend seine besten Leistungen im BVB-Trikot. Trat anders als in der Vergangenheit mit breiter Brust und gesteigertem Selbstbewusstsein auf, das er durch etliche Tempodribblings, zahlreiche Torvorlagen und vier eigene Treffer (persönlicher Rekord) auf den Platz brachte. Kaum zu verbessernde Abstimmung mit Landsmann Piszczek und nun auch mit der nötigen Gier, sich in Defensivzweikämpfe zu stürzen.

Seite 2: Von Kagawa bis da Silva

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