Das Meisterteam des BVB in der Einzelkritik

Von Jochen Tittmar
Borussia Dortmunds Spieler feiern den Gewinn der achten Meisterschaft der BVB-Geschichte
© Getty
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Shinji Kagawa: Zum Saisonstart mit einigen durchwachsenen Darbietungen und nicht so dominant wie dann in der Rückrunde, als er neun Tore schoss und fünf Vorlagen lieferte. Seine enge Ballbehandlung inklusive blitzschneller Wendungen ist in der Bundesliga einzigartig. Löst seine Duelle mit brillanter Technik und enormer Spielfreude auf und setzt chirurgisch genaue Zuspiele in die gegnerischen Schnittstellen. Hat Dortmunds Angebot auf Vertragsverlängerung noch nicht angenommen und würde Stand jetzt nur bei einem Wechsel im Sommer eine Ablösesumme garantieren.

Kevin Großkreutz: Gewann das Duell mit Perisic aufgrund seiner Vorteile bei defensivtaktischen Abläufen. Erledigte lauf- und kampfstark wie gewohnt seine Aufgaben, blieb dabei allerdings oftmals blass und geriet nach überwiegend durchschnittlichen Leistungen Stück für Stück aus dem Blickfeld der Nationalmannschaft. Ob er mit zur EM reisen darf, ist nach seinem unsportlichen Verhalten nach dem Siegtreffer in Fürth, als er mit Gerald Asamoah aneinandergeriet, mehr als fraglich. Sieben Tore sind für einen Mittelfeldspieler aber eine gute Quote.

Robert Lewandowski: Machte im Vergleich zum Vorjahr einen Quantensprung und ließ den verletzten Barrios vollkommen vergessen. 20 Tore erzielte ein Stürmer in Dortmund letztmals 1992 (Stephane Chapuisat) - und die Saison ist ja noch nicht beendet. Technisch stark und körperlich unglaublich robust, an sein Durchsetzungsvermögen bei langen Zuspielen reicht kein Angreifer in der Bundesliga heran. Zudem extrem beweglich, schafft dadurch etliche Räume für seine Teamkollegen. Als Persönlichkeit lockerer geworden, seine Verbissenheit stand ihm im Vorjahr noch des Öfteren im Weg.

Ivan Perisic: Mit nur sieben Startelfeinsätzen viertbester Torschütze im Kader (6 Treffer). Beschwerte sich öffentlich über seine Reservistenrolle. Da es ihm aber in der Defensivbewegung an einer klaren Linie fehlt und er mitunter zu ungestüm zu Werke geht, reichte es nicht für einen Stammplatz. Offensiv jedoch mit gutem Auge und Passspiel, dazu außerordentlich kopfballstark. Als Spieler, der von der Bank aus für neuen Schwung sorgen soll, meist eine gute Wahl.

Lucas Barrios: Hatte doppeltes Pech, dass ihn zu Beginn der Spielzeit ein Muskelbündelriss außer Gefecht setzte und zeitgleich Lewandowskis Form explodierte. Der beste Torschütze der vergangenen beiden Saisons (35 Treffer) kam so nur zu zwei Einsätzen in der Anfangsformation und bewies dabei, dass ihm das Selbstvertrauen fast vollständig abhanden gekommen ist. Auch als Einwechselspieler meist ohne Impulse. Stand im Winter hauchdünn vor einem Wechsel zum FC Fulham und wird den BVB im Sommer so gut wie sicher verlassen. Machte trotz seiner offensichtlichen Unzufriedenheit aber keinen Stunk und ordnete sich unter.

Felipe Santana: Auch ein Pechvogel, was aber nichts mit Verletzungen zu tun hat. Schaute wie in den Vorjahren deshalb in die Röhre, weil Subotic und Hummels weiterhin nicht aufhören wollen, ideal miteinander zu harmonieren. Vertrat Subotic nach dessen Blessur aber bärenstark und stand Millimeter vor dem Stammplatz. Sehr schneller Spieler mit Stärken im Luftzweikampf und Schwächen in der Spieleröffnung. Es ist davon auszugehen, dass er sich nicht eine weitere Saison auf der Bank antun und deshalb den Verein verlassen wird. An ordentlichen Angeboten dürfte es ihm nicht mangeln.

Moritz Leitner: Stand nur zweimal in der Startformation und erfüllte meist den offensiven Part auf der Sechserposition, kam aber auch hin und wieder als Zehner ins Spiel und sorgte meist für neue Impulse. Stand er auf dem Platz, verlor der BVB kein einziges Mal und musste nur in Augsburg Punkte abgeben. Agiert leichtfüßig und frech, im Defensivzweikampf aber mitunter zu schmächtig. Gab in seiner ersten Bundesligasaison ein vielversprechendes Bewerbungsschreiben ab.

Chris Löwe: Spielte im Vorjahr noch in der 4. Liga und wurde wegen Schmelzers Abwesenheit zu Saisonbeginn ins kalte Wasser geworfen. Machte dabei seine Sache links hinten absolut ordentlich und fand auch immer wieder den Weg nach vorne, wo ihm gute Flanken und Standards gelangen. Seit dem 9. Spieltag jedoch ohne weitere Einsatzminute. Insgesamt aber ein Backup mit Perspektive.

Patrick Owomoyela: Hatte vor und während der Saison mit Verletzungen zu kämpfen und stand daher nur einmal als Rechtsverteidiger in der Anfangsformation. Erzielte dabei aber in Bremen, als Dortmund in Unterzahl spielte, das wichtige Tor zum 2:0-Endstand. Ansonsten nur mit Kurzeinsätzen, in denen er mithalf, die Uhr herunter laufen zu lassen. Wird sich auch in Zukunft weiter hinter Piszczek anstellen müssen, der bald wieder genesene Julian Koch stellt einen weiteren Konkurrenten für ihn dar.

Mitchell Langerak: Tadelloser Ersatzkeeper, der wie im Vorjahr - damals beim Dreier in München - einmal in der Liga zwischen den Pfosten stand. Sah in Hamburg beim Ehrentor aber nicht gut aus, weil er nach einer Flanke den Ball gegen Zhi-Gin Lam nicht unter Kontrolle brachte und Paolo Guerrero so zum Tor verhalf. Bekam im DFB-Pokal gegen Dresden und in Kiel die von Klopp versprochenen Bewährungschancen und hielt ordentlich.

Antonio da Silva: Seine Einsatzzeiten gingen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück (von 22 auf bislang 5 Partien), stand seit dem 16. Spieltag nur noch zehn Minuten auf dem Feld. Bei seinen wenigen Vorstellungen nicht gut genug, um den Anforderungen auf der Sechs zu genügen. Verhielt sich aber stets loyal und wird die Borussia am Saisonende verlassen.

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