High Noon im Tabellenkeller

Von SPOX
Der 1. FC Köln und der Hamburger SV stecken noch mittendrin im Abstiegskampf
© Getty
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FC Augsburg (14., 30 Punkte, 30:42 Tore)

Situation: Der FCA lebt. In den Spielen der Rückrunde holte die Luhukay-Elf bereits so viele Punkte wie in der gesamten Hinrunde. Die Mannschaft gibt sich als Einheit, ist inzwischen ein richtig unbequemer Gegner und wird von ihren Trainer regelmäßig perfekt auf den Gegner eingestellt. Und: Die Tatsache, von vielen Experten frühzeitig abgeschrieben worden zu sein, ist zu einer Zusatzmotivation geworden. Die Folge: Seit sechs Spielen ist Augsburg ungeschlagen, zuhause liegt die letzte Niederlage bereits fünf Monate zurück. Sorge machte zuletzt nur die Chancenverwertung.

Ausblick: Die Rückrunde hat bewiesen: Augsburg braucht sich vor niemandem mehr zu fürchten. Allerdings: "Wir sind noch lange nicht durch. Unser Restprogramm ist extrem schwer", sagt Luhukay. Mit Ausnahme des Saisonfinales gegen den HSV, geht es nur noch gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte. Was Mut macht: In der Vorrunde holte man in diesen sechs Spielen sieben Punkte. Das würde wohl reichen für den Klassenerhalt. Und: Mit Nando Rafael meldete sich gegen Köln eine weitere wichtige Alternative für die Offensive zurück.

Restprogramm: Bayern (A), Stuttgart (H), Wolfsburg (A), Schalke (H), Gladbach (A), Hamburg (H)

Wieviele Punkte holt Augsburg aus den letzten sechs Spielen? Jetzt nachrechnen

 

Hamburger SV (15., 30 Punkte, 32:50 Tore)

Situation: Gerade mal sechs Wochen ist es her, dass der HSV das Abstiegsgespenst nach Siegen über Hertha, einem Remis gegen die Bayern und einem Dreier in Köln endgültig vertrieben zu haben schien. Durchaus nicht unambitioniert ging man in die folgenden Aufgaben. Doch was kam, war der große Rückfall. Nur einen Punkt ergatterte man in den folgenden sechs Spielen und die frappierende Heim- und Abwehrschwäche trat gegen Stuttgart (0:4) und Freiburg (1:3) besonders deutlich zu Tage. Die Horrorserie wurde in Kaiserslautern gestoppt. Nach dem 1:0 war die Erleichterung so riesig, als sei man schon gerettet. Mladen Petric sprach von einem "geilen Gefühl", Dennis Aogo war einfach nur "stolz" darauf, "dass wir hier gewonnen haben".

Ausblick: Der HSV ist noch lange nicht durch, dafür ist die Mannschaft viel zu labil und unbeständig. Immerhin scheint man diesmal nicht den Fehler zu begehen, nach einem Erfolgserlebnis sofort in Selbstgefälligkeit zu verfallen. Dazu passt die Aussage von Trainer Thorsten Fink nach dem Sieg am Betze: "Die Situation bleibt prekär, das sage ich ganz deutlich - auch ich habe das kapiert." Sicher kein Nachteil ist es für den HSV im Endspurt, dass man potenzielle Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt auswärts zu spielen hat, wo man sich deutlich leichter tut und erstaunlicherweise die sechstbeste Bilanz der Liga aufweist. Mut sollte dem HSV auch der unübersehbare Formanstieg bei Heiko Westermann, David Jarolim und - Überraschung - Marcus Berg machen.

Restprogramm: Leverkusen (H), Hoffenheim (A), Hannover (H), Nürnberg (A), Mainz (H), Augsburg (A)

HSV: Frühzeitig gerettet oder zittern bis zum Schluss? Jetzt nachrechnen

 

1. FC Köln (16., 28 Punkte, 35:58 Tore)

Situation: Noch vor zwei Monaten hatte Köln auf Platz neun gelegen - und wurde nun bis auf Relegationsplatz 16 durchgereicht. Sechs Niederlagen aus den letzten acht Spielen sprechen eine klare Sprache. Desolat die Schwächen offensiv wie defensiv. Von Kaiserslautern abgesehen spielt sich keine andere Mannschaft so wenige Torchancen heraus. Und 58 Gegentore sind ohnehin mit weitem Abstand Liga-Minuswert. Die Krise zehrt an den Nerven aller, zumal durch das vakante Sportdirektoren- und Präsidenten-Amt keine Ruhe einkehrt.

Ausblick: Köln bleibt ein Pulverfass. Trainer Solbakken darf vorerst bleiben, steht aber unter genauer Beobachtung von Geschäftsführer Horstmann. Die angekündigten "drastischen Veränderungen" folgten am Dienstag: Vier Spieler, unter anderem Milivoje Novakovic, wurden aus dem Kader gestrichen. Fakt ist: Der FC blickt dem Abgrund entgegen angesichts des Restprogramms. Eichner: "Es ist eines der schwersten Restprogramme aller Mannschaften im Tabellenkeller".

Restprogramm: Bremen (H), Mainz (A), Gladbach (A), Stuttgart (H), Freiburg (A), Bayern (H)

FC: Klassenerhalt, Relegation oder Abstieg? Jetzt nachrechnen

 

Hertha BSC (17., 26 Punkte, 30:52 Tore)

Situation: Der Trend zeigt eindeutig nach unten. In den letzten 17 Spielen gab's gerade mal zwei Siege für die Berliner. Der Effekt des Trainerwechsels ist relativ wirkungslos verpufft, inzwischen steht die Hertha sogar auf einem direkten Abstiegsplatz. Was Sorgen macht: Rehhagel wird von Teilen der Mannschaft, Fans und Medien sehr kritisch beäugt. Anders als bei einigen Mitkonkurrenten scheinen in Berlin nicht alle an einem Strang zu ziehen. Was auffällt: Nach Rückschlägen brechen gerne mal alle Dämme, siehe die Partien gegen Bayern (0:6), Augsburg (0:3) oder Stuttgart (0:5). Manager Preetz übt sich trotzdem in Optimismus: "Ich bin überzeugt, dass wir den Klassenerhalt packen - im Notfall über die Relegation."

Ausblick: Das Restprogramm ist machbar, allerdings muss die Hertha auch erstmal den Rückstand zur Konkurrenz aufholen. "Wir können auch in den letzten sechs Spielen gegen jeden Gegner punkten", sagt Preetz, der allerdings auch weiß, dass sich kein Hertha-Spieler momentan in einer wirklich guten Verfassung befindet. Die sportliche Rettung steht derzeit an erster Stelle, doch auch sonst gibt es viele offene Fragen in der Hauptstadt. Wer ist ab Sommer Trainer in Berlin? Was wird aus Preetz? Zudem wurden sämtliche Vertragsgespräche gestoppt. "Im Moment konzentrieren wir alle uns auf den Klassenerhalt", so Preetz.

Restprogramm: Gladbach (A), Freiburg (H), Leverkusen (A), Kaiserslautern (H), Schalke (A), Hoffenheim (H)

Wie kann Hertha noch in der Liga bleiben? Jetzt nachrechnen

 

1. FC Kaiserslautern (18., 20 Punkte, 17:39 Tore)

Situation: 16 Wochen ist es nun schon her, dass der FCK auf einem Nichtabstiegsplatz stand. Die Roten Teufel warten seit 18 Spielen auf einen Sieg, auch der Trainerwechsel brachte nichts Zählbares ein (zwei Spiele, zwei Niederlagen). Schlimmer als die bloßen Zahlen ist allerdings die fehlende Leidenschaft, die Lautern im Abstiegskampf an den Tag legt. Bei acht Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz wirkt die Stimmung resignierend: "Man muss es ganz ehrlich sagen, momentan können sie auch nicht mehr", gestand der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz und wirkte dabei so, als hätte er sich mit dem Abstieg längst abgefunden.

Ausblick: Nach dem verlorenen "Endspiel" (Balakow) folgt nun gegen Hoffenheim das "Finale". Der Neu-Coach stellt klar: "Wenn wir das Spiel auch nicht gewinnen, können wir für die Zweite Liga planen." Immerhin: Am 32. Spieltag geht es noch gegen den direkten Konkurrenten aus Berlin, doch das übrige Restprogramm hat es in sich. Optimistische Fans beschwören den Geist von 2008. Damals hatte der FCK zum gleichen Zeitpunkt in Liga zwei ebenfalls acht Punkte Rückstand auf das rettende Ufer, holte aber aus den letzten sechs Spielen 13 Punkte und machte das Unmögliche noch möglich.

Restprogramm: Hoffenheim (H), Leverkusen (A), Nürnberg (H), Berlin (A), Dortmund (H), Hannover (A)

Wie schafft Lautern das Wunder und hält die Liga? Jetzt nachrechnen

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