Köln droht Machtkampf zur Unzeit

SID
Beim Effzeh geht es drunter und drüber. Nur Mut, Lukas: Bald hast du es überstanden.
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Ein ruhiges, sachliches Vereinsleben scheint beim 1. FC Köln ein Fremdwort zu bleiben. Ausgerechnet in der entscheidenden Phase im Abstiegskampf hat der dreimalige Meister einen Nebenkriegsschauplatz mit höchster Brisanz aufgetan. Die Präsidentensuche droht die Kölner wieder einmal ins Chaos zu stürzen.

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Zwei Tage nach dem 1:6-Debakel gegen Dortmund und kurz vor dem Auswärtsspiel beim FC Augsburg hat der langjährige Bundesligaprofi Karl-Heinz Thielen seinen Hut in den Ring geworfen, um die Macht beim "Geißbock"-Klub zu übernehmen. Das aber stört die Pläne des Verwaltungsrat, seinen eigenen Kandidaten in Harmonie durchzusetzen.

"Ich habe Verwaltungsrats-Vorstand Werner Wolf informiert, dass ich mit meiner Mannschaft bereit bin, das Amt des Präsidenten zu übernehmen. Ich gebe dies frühzeitig bekannt, denn ich möchte eine Schlammschlacht auf Kosten des Klubs vermeiden", sagte Thielen, der als Spieler mit dem Verein Meister wurde und den Klub 1978 als Manager zum Double geführt hatte, dem Kölner "Express".

Verwaltungsrat in der Bredouille

Der 71 Jahre alte Thielen, der auch schon einmal Vizepräsident und Schatzmeister des FC war, wäre mit seinem guten Ruf in der Stadt als Nachfolger des am 13. November vergangenen Jahres zurückgetretenen Overath eine logische Wahl. Dummerweise hat sich die Findungskommission in ihrer monatelangen Suche - zwischenzeitlich kursierten auch die Namen von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher und des früheren Handball-Bundestrainers Heiner Brand - auf einen anderen Kandidaten geeinigt.

Werner Spinner, ein früheres Vorstandsmitglied der Bayer AG, soll es werden. Nach Informationen von "Bild" und "Express" hat sich dieser die Unterstützung von Ex-Nationaltorhüter Harald Schumacher als möglichen Vizepräsidenten gesichert. Über Spinner als Präsidentschaftskandidaten sollte der Verwaltungsrat auf seiner Sitzung am Mittwoch entscheiden. Thielen stand nicht auf der Gästeliste.

So droht auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 23. April eine Kampfabstimmung. Sollte der Kandidat des Verwaltungsrats - in diesem Fall Spinner - auch nach dem zweiten Wahlgang nicht die Mehrheit erhalten, käme es schließlich zu einer direkten Abstimmung.

So könnte es - vielleicht in der entscheidenden Phase der Saison - zu einer Reihe von turbulenten Mitgliederversammlungen kommen. Nicht zuletzt ein Grund, warum der eitle Ex-Präsident Wolfgang Overath entnervt aufgegeben hatte.

Führungslos auch auf sportlicher Ebene

Die Führungslosigkeit dürfte auch in der sportlichen Leitung noch geraume Zeit anhalten wird. Denn bei der Besetzung des Sportdirektoren-Postens in Nachfolge des kürzlich entsrgten Volker Finke soll der neue Klubchef womöglich ein Wörtchen mitreden. Alles andere als optimale Voraussetzungen in einer Phase, in der andere Klubs längst mit ihrer Kaderplanung für die nächste Saison im finalen Stadium sind.

Dazu kommt die sportliche Krise. Ein Pünktchen trennt den FC vor dem Kellerduell in Augsburg am Samstag (15.30 Uhr) noch vom Relegationsplatz. Das 1:6 gegen Borussia Dortmund kam - wie so oft schon in dieser Saison - einem sportlichen Offenbarungseid gleich. Doch die sportliche Kompetenz beim FC ist abgesehen von Trainer Stale Solbakken überschaubar.

Gehandelt wird rund um das Geißbockheim, so denn das Projekt mit dem Norweger scheitern sollte, immer wieder der Name von Nachwuchscoach Frank Schaefer. Der hatte in der vergangenen Saison drei Spieltage vor Schluss seinen Rücktritt als FC-Trainer erklärt, Finke übernahm für drei Spiele, die mit drei Siegen endeten. Dass Schaefer die Kölner nun als "Feuerwehrmann" retten sollte, wenn Solbakken scheitert, wäre nur ein weiteres seltsames Kapitel des immer turbulenten 1. FC Köln.

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