Milde Strafe des 1. FC Köln für Lukas Podolski

Von dapd
Lukas Podolski nutzte seine Verletzungspause zur Fundamentalkritik am 1. FC Köln
© spox

Der 1. FC Köln hat mit einer milden Strafe auf die Fundamentalkritik von Lukas Podolski reagiert und dem Nationalspieler auferlegt, ein soziales Projekt in Köln zu unterstützen. Dies ist das Ergebnis der Unterredung zwischen Podolski, seinem Berater Kon Schramm, FC-Geschäftsführer Claus Horstmann und Sportdirektor Volker Finke.

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Lukas Podolski kam mit seinem Berater Kon Schramm zum Rapport. Auf der Gegenseite saßen Claus Horstmann, der Geschäftsführer Finanzen des 1. FC Köln, und Volker Finke, der Geschäftsführer Sport.

Am Ende des Gesprächs am Montag war eine milde Strafe für Podolski für dessen harte Fundamentalkritik am Verein ausgehandelt worden. Dem Nationalspieler wurde auferlegt, ein soziales Projekt in Köln zu unterstützen.

Schneller Frieden für die Karnevalssitzung des FC

Nach dem Eklat vom Vortag fand das Gespräch ein friedliches Ende. "Dabei konnten alle relevanten Themen angesprochen und abschließend geklärt werden", hieß es in einer Pressemitteilung des Vereins. Ob es einem bleibenden Frieden dient, müssen die nächsten Wochen zeigen.

Es ging vor allem darum, nach der von Podolski verursachten Aufregung vom Sonntag, die Situation schnell zu beruhigen und am Abend bei der Karnevalssitzung des Vereins den Frieden zu verkünden.

"Poldi" auf der Tribüne: Gute Miene zum bösen Spiel

Am Abend zuvor hatte Podolski auf der Tribüne des Kölner Stadions gesessen und gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Seiner prächtigen Laune tat die Trauervorstellung seines Klubs gegen den Hamburger SV lange keinen Abbruch.

Erst als der HSV durch ein listiges Tor von Paolo Guerrero zwei Minuten vor Schluss die 0:1 (0:0)-Niederlage besiegelte, war auch der 26-Jährige komplett bedient.

Nach der entscheidenden Fehlleistung bei einem furchtbaren Auftritt, der ihn in der Einschätzung bestätigte, im Verein ginge nichts voran, sprang Podolski auf und machte einen wütende Geste in Richtung des Spielfelds. Der 1. FC Köln war in den Abstiegskampf zurückgekehrt.

Horstmann nannte Podolskis Kritik einen Affront

Doch noch aufgeregter waren die Kölner vorher über die Provokation Podolskis, der tiefe Verärgerung auslöste. Seine inhaltlich nicht neue, aber im Ton sehr harte Kritik an der Entwicklung des "Geißbock"-Klubs, der seine Versprechungen ihm gegenüber in Bezug auf den Aufbau eines Spitzenteams nicht eingehalten habe, rief eine ebenso harte Reaktion der Verantwortlichen hervor.

Die Wortwahl von Horstmann ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Dass ein Spieler, der wegen einer Verletzung nicht einmal dem Kader angehöre, mit einem am Spieltag veröffentlichten Interview mit "Massivität" den Verein angreife und "sich bewusst arbeitsrechtlichen Regelungen widersetzt", sei "ein Affront".

Doch die Strafe fiel dann weniger happig aus als die markigen Worte.

Daum: "Lukas hat lange nicht alles erzählt"

Podolski spürte offenbar, dass er sehr weit gegangen war. "Von den aktuell handelnden Personen habe ich keinen angegriffen. Wenn der Verein es kritisch sieht, dass ich das Interview nicht habe autorisieren lassen, kann ich das nachvollziehen", erklärte er.

Wobei sein Interview mit der "Bild am Sonntag" durchaus zunächst durch die Kontrolle des Vereins gelaufen war, der eine entscheidende Kritik strich. Doch in der Zeitung erschien schließlich doch die scharfe Version.

Für diese erhielt Podolski Unterstützung von Christoph Daum. "Er bringt den Mut zu sagen, was der Realität entspricht. Ich sage, Lukas hat noch lange nicht alles erzählt. Das war noch moderat", sagte Daum, der derzeit Trainer des FC Brügge ist.

Der frühere Kölner Trainer, auf den sich Podolski in dem Interview bezogen hatte, sagte: "Lukas hat das angesprochen, warum ich Köln verlassen habe." Podolski sei, wie er selbst damals, eine Identifikationsfigur für den Verein.

Ist der Abschied näher gerückt?

Deswegen schlugen die Vorwürfe von Podolski, die sich wie eine halbe Abschiedserklärung aus Köln lasen, hohe Wellen. Sein vorzeitiger Abgang im Sommer, wenn der Verein ein Jahr vor dem Auslaufen des Vertrages noch eine hohe Ablösesumme kassieren kann, dürfte trotz der milden Strafe näher gerückt sein.

Trainer Stale Solbakken reagierte anders als Finke zunächst sogar mit Verständnis für Podolski. Er habe Recht, sagte der Norweger, wenn man die vergangenen Jahre betrachte. Erst später bemerkte Solbakken wohl, dass die Einschätzung nicht zur Vereinspolitik passt.

Sportliche Sorgen hat er genug. Nächstes Wochenende, wenn in Köln der Karneval seinen Höhepunkt erlebt, muss seine Mannschaft nach Nürnberg zu einem "Abstiegsduell", danach kommt Leverkusen zum Derby in die Domstadt. Dann will auch Streitfigur Podolski zurückkommen.

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