Heynckes: "Ich muss die Wende herbeiführen"

Von SPOX
Wirkt allmählich frustriert: Bayern-Trainer Jupp Heynckes (r.)
© Getty

Der Trainer nimmt die schlechten Leistungen der Bayern auf seine Kappe. Heynckes appelliert an die Spieler, wirkt dabei aber leicht resignierend. Boss Rummenigge packt die Mannschaft erneut an der Ehre. Das sensible Gebilde FC Bayern steht vor dem Spiel gegen Schalke 04 (So., 15.30 Uhr im LIVE-TICKER) auf sehr wackligen Füßen.

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Mit einem Lächeln betrat Jupp Heynckes am Freitagmittag das Mediencenter des FC Bayern München. Deutlich sichtbar für die ca. 50 anwesenden Journalisten. Die Botschaft: alles easy beim FC Bayern, erst recht in stürmischen Zeiten.

Wie es um Heynckes' Gemütszustand tatsächlich bestellt ist nach der 0:1-Pleite in der Champions League beim FC Basel, offenbarte sich in den darauffolgenden knapp 20 Minuten.

Mit besorgtem Blick und weicher Stimme sprach Heynckes über den sportlichen Niedergang seiner Mannschaft. Er hatte etwas mitzuteilen, wollte einen öffentlichen Appell an die Mannschaft richten.

"Wir müssen schnellstmöglich wieder zu einer Einheit werden. Es geht nur gemeinsam in eine Richtung. Individuelle Interessen müssen hinten angestellt werden", sagte Heynckes.

"Wir waren wohl zu sorglos"

Die gleichen Worte hatten die Bayern-Spieler bereits zwei Mal in dieser Woche gehört. Am Montag, als Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge zur Mannschaft sprach, um sie wachzurütteln, und am Mittwoch auf dem Bankett nach dem Basel-Spiel, als wiederum Rummenigge eindringlich an den Teamgeist appellierte, "um gemeinsam aus der Scheiße wieder rauszukommen".

Nun hat Heynckes öffentlich nachgezogen - und wirkte dabei angeschlagen. Der Trainer hat keine Erklärung für die schwachen Leistungen seiner Spieler in der Rückrunde: "Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung, dabei bleibe ich. Wir waren aber wohl etwas zu sorglos und haben gedacht: 'Das wird schon.'"

Bayern - Schalke: Die voraussichtlichen Aufstellungen

Heynckes muss sich den Vorwurf gefallen lassen, zu spät auf diese Genügsamkeit reagiert zu haben. Franz Beckenbauer warf ihm nach dem Basel-Spiel vor, zu lieb zu sein. "Er war erstaunlich locker. Dabei spielt die Mannschaft lethargisch", kritisierte der Bayern-Ehrenpräsident.

Heynckes' Forderung: Malochen!

Eigene Fehler oder Versäumnisse wollte sich Heynckes am Freitag nicht eingestehen ("Das sollen andere beurteilen"). Aber er steht gerade für die Entwicklungen der letzten Woche. "Ich bin der Verantwortliche und ich muss die Wende herbeischaffen", sagte Heynckes.

Die kann laut Heynckes nur gelingen, wenn die Mannschaft zu einer Einheit findet und anders Fußball spielt. "Wir müssen Fußball arbeiten und Ergebnisse erzielen. Dafür brauchen eine Kombination aus Kreativität und Maloche. Außerdem müssen die Spieler auf dem Platz viel mehr kommunizieren."

Kapitän Philipp Lahm nahm Heynckes von seiner Kritik ausdrücklich aus: "Philipp geht immer vorne weg und spricht intern sehr viel mit den Spielern."

Immerhin sieht Heynckes noch Zeichen dafür, dass die Mannschaft lebt. "Dass zwei Spieler (Badstuber und Müller, d. Red.) nach dem Basel-Spiel in der Kabine eine Meinungsverschiedenheit hatten, ist positiv. Eine gesunde Streitkultur ist ganz wichtig, das ist ja gerade in Bayern ein Thema." Der Coach ist sich sicher, dass durch die jüngste Niederlage "auch der Letzte aufgerüttelt wurde".

Rummenigge zum Dritten

Von oberster Stelle wird weiter Druck aufgebaut. Rummenigge schrieb in seinem Vorwort auf dass Spiel gegen den FC Schalke 04 im Programmheft "Bayern-Magazin": "Jetzt ist der Moment gekommen, an dem sich jeder einzelne Spieler fragen muss, ob sein Engagement und seine Leidenschaft ausreichen, um Erfolg zu haben. In den Wochen, die vor uns liegen, entscheidet sich für die Mannschaft, für den FC Bayern München, für uns alle, die Arbeit eines ganzen Jahres. Leidenschaft, Biss und Aggressivität sind in dieser Phase unabdingbar."

Dass der Boss höchstpersönlich drei Mal innerhalb einer Woche den Zeigefinger hebt und mehrfach an die Spieler mehrfach an der Ehre packt, ist selbst für den FC Bayern München sehr ungewöhnlich. Das "sensible Gebilde FC Bayern" (Ottmar Hitzfeld) steht derzeit auf sehr wackligen Füßen.

Für Hitzfeld war Lahms Aussage, der FC Bayern habe derzeit nicht viel Selbstvertrauen, ein Anzeichen, "dass die Mannschaft im Moment so ein bisschen auseinanderfällt".

"Uns fehlen Selbstverständnis, Ruhe und manchmal auch taktische Disziplin", sagte Heynckes. Alles Attribute, für die der FC Bayern normalerweise steht. Das "Mia san Mia" ist derzeit nicht vorhanden.

Noch sieht Heynckes die Saisonziele nicht als gefährdet an, schließlich habe man nach wie vor in allen Wettbewerben Titelchancen. Heynckes bleibt Optimist und kann nach wie vor "sehr gut schlafen". Der Trainer kämpft, wirkt aber bereits leicht resignierend. Ein Sieg gegen Schalke ist auch für den Trainer unabdingbar.

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