Raus aus der Versenkung

Von SPOX
Sebastian Neumann durfte bisher lediglich im Pokal für Hertha BSC auflaufen - in der Liga noch nicht
© Imago

In Berlin herrscht Verteidiger-Notstand, deshalb hat Nachwuchsspieler Sebastian Neumann gute Chancen auf sein Bundesligadebüt. Beim VfB werden böse Erinnerungen geweckt, Augsburgs Daniel Baier bekommt große Konkurrenz. Und was gibt's Neues von Bremens Wesley?

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Hertha BSC: Die Berliner haben auf dem Transfermarkt nicht mehr zugeschlagen, vertrauen ihrem Kader bis zum Saisonende. Und das, obwohl in der Viererkette nach den Verletzungen von Christian Lell (Muskelbündelriss) und Christoph Janker (Jochbeinbruch) durchaus Bedarf bestanden hätte. Zumal Andre Mijatovic gegen Hannover wegen seiner fünften Gelben Karte passen muss und Roman Hubnik das letzte Spiel gegen Hamburg mit einer leichten Blessur am Knie beendete. Trainer Michael Skibbe wird sich sehr wahrscheinlich beim Nachwuchs bedienen müssen, aller Voraussicht nach winkt deshalb Sebastian Neumann gegen Hannover das Startelfdebüt. Der 20-Jährige spielte in dieser Saison einmal im Pokal gegen Essen und ward seitdem nicht mehr gesehen. Dabei galt er als großes Talent, war Kapitän der Hertha-Jugend, die 2010 deutscher Vizemeister wurde. Bei den Profis kam es aber nie zum Durchbruch. Im Dezember holte er sich noch einen heftigen Rüffel von Ex-Coach Markus Babbel ab, der ihn und John Anthony Brooks abwatschte: "Da kommt einfach zu wenig! Die müssen wissen, dass es hier um Arbeitsplätze geht. Da müssen sie langsam mal aus dem Quark kommen und mir was anbieten." Angesichts der sehr angespannten Personaldecke in der Abwehr dürfte die Zeit für den Innenverteidiger jetzt gekommen sein.

Mainz 05: Die Rückkehr des Publikumslieblings: Mohamed Zidan wechselte am letzten Transfertag von Dortmund zurück an die Stätte seiner größten Erfolge. "Ich bin glücklich, ich wollte unbedingt wieder nach Mainz", sagte der 30-Jährige, der beim FSV einen Vertrag bis Saisonende mit einer Option für zwei weitere Jahre bekam. Die große Frage ist jedoch: Bekommt Zidan in Mainz überhaupt die Einsatzzeiten, die er sich vorstellt? In der Hinrunde war die Mainz-Offensive noch die große Schwäche, doch in der Rückrunde gab es in zwei Spielen bereits fünf Tore zu bejubeln. Maxim Choupo-Moting zeigte mit seinem Doppelpack gegen Freiburg endlich sein Potenzial und ist gesetzt. Und Adam Szalai hinterließ nach fast einjähriger Pause einen überraschend starken und vor allem stabilen Eindruck. Thomas Tuchel ließ entsprechend durchblicken, dass es sehr gut sein kann, dass Zidan am nächsten Spieltag auf Schalke anfangs auf der Bank sitzt.

Borussia Dortmund: Ivan Perisic ist der teuerste Transfer der letzten neun Jahre beim BVB. 5,5 Millionen Euro überwiesen die Borussen im Sommer an den FC Brügge. Der große Durchbruch wollte dem Kroaten bislang allerdings noch nicht gelingen. Fünfmal stand der Mittelfeldspieler bislang in der Startelf und erzielte bei seinen 15-Bundesliga-Einsätzen zwei Treffer. Enttäuscht ist man in Dortmund von Perisic allerdings keineswegs. Bisher sorgte der 22-Jährige nach seinen Einwechslungen fast immer für Belebung, auch seine Einsätze von Beginn an machten Appetit auf mehr. Zuletzt betonte Jürgen Klopp, dass Perisic "ganz nah dran" sei an der ersten Elf. Durch Götzes Ausfall nun sogar mehr denn je. Perisic hat allerdings zwei Probleme: Im Defensivverhalten hat er noch nicht konstant das Niveau seiner Konkurrenten. Und: Weil sich Kuba, Kagawa und Großkreutz in der Rückrunde in überragender Form präsentieren, gibt es keinen Grund für Klopp, etwas zu ändern.

VfB Stuttgart: Die Meldung lässt alle VfB-Fans im ersten Moment mit Schrecken an einen der untauglichsten Transfers der Vereinsgeschichte zurückblicken: Bei Vedad Ibisevic wurde bei der sportmedizinischen Untersuchung vergangene Woche "eine kleine Knorpelveränderung im rechten Knie festgestellt", wie Stuttgarts Vereinsarzt Raymond Best jetzt bestätigte. Offenbar rührt die "Veränderung im Kniegelenk" noch von Ibisevic' Kreuzbandriss vom Januar 2009 her. Die Knorpelschicht sei demnach etwas dünner als in einem nicht durch eine Operation vorbelasteten Knie. Schnell werden da Erinnerungen wach an Didi, jenen brasilianischen Stürmer, der 1999 für 3,5 Millionen Mark eingekauft, aber ohne intaktes Kreuzband und mit einem erheblichen Knorpelschaden geliefert wurde. Grund zur Besorgnis bestehe bei Ibisevic aber nicht. "Fakt ist, dass sich der Spieler total fit präsentiert hat", so Manager Fredi Bobic.

Werder Bremen: Wesley und kein Ende. Gegen Leverkusen stand der Brasilianer nach einer Woche Denkpause wieder im Kader und durfte sogar noch ein paar Minuten ran. An der Tatsache, dass sich der 24-Jährige "Nicht so superglücklich in Bremen" fühle, wie Geschäftsführer Klaus Allofs es ausdrückt, dürfte der Kurzeinsatz aber kaum etwas ändern. Deshalb beordert Wesley seine Berater erneut nach Bremen. In der kommenden Woche soll es abermals Gespräche geben, wie es mit dem Sorgenkind in Bremen soll weitergehen - und ob überhaupt. Denn ein Wechsel nach Brasilien steht weiterhin im Raum. Bis zum 30. April dürfen brasilianische Klubs noch Spieler verpflichten. Anfragen liegen von verschiedenen Klubs vor, das bestätigte Allofs. Aber: "Es ist keine dabei, die unseren Vorstellungen entspricht." Und überhaupt habe man immer noch die Hoffnung, dass sich Wesley doch noch zurecht findet. "Wir wollen ihn nicht abgeben, wir wollen das mit ihm hinbekommen!"

SC Freiburg: Andreas Hinkel hatte sich von seinem Engagement im Breisgau die Rückkehr auf die große Bundesligabühne versprochen - und findet sich jetzt doch wieder nur auf Ersatzbank wieder. Gegen Mainz war er zwar im Kader, durfte aber wie schon davor gegen Augsburg keine Minute spielen. Bereits unter Marcus Sorg hatte Hinkel seinen Platz im Team verloren, sein letzter Einsatz datiert vom 26. November. In der Winterpause legte Hinkel ein grippaler Infekt flach, der sich auch noch leicht in den Start der Vorbereitung zog. Unter Sorgs Nachfolger Christian Streich geht Hinkels Leidenszeit weiter, Nachwuchshoffnung Oliver Sorg besetzt seinen Platz rechts in der Viererkette. Derzeit hat der 31-Jährige einiges aufzuholen.

FC Augsburg: Sportlich läuft es bei nur einem Punkt aus den beiden Sechs-Punkte-Spielen gegen Freiburg und Kaiserslautern noch nicht wirklich rund beim FCA, dafür wurden die offenen Planstellen im Kader mit drei Wintertransfers geschlossen. Die beiden Offensivspieler Jan Moravek und Ja-Cheol Koo sollen endlich das Kreativvakuum schließen, Matthias Ostrzolek füllt die Stelle des zweiten Linksverteidigers hinter Marcel de Jong aus. Damit sind alle Positionen im Kader mindestens doppelt besetzt. Richtig eng wird es jetzt allerdings für Daniel Baier. Bisher war der 27-Jährige mangels Alternativen gesetzt, stand in allen 19 Partien auf dem Platz. Zuletzt zeigte er gegen den FCK sogar wieder ansteigende Form. Mit Moravek und Koo entbrennt jetzt aber der Kampf um die Startelf erst so richtig.

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