Alternative Liste - Spieltag 23: Glück auf, Ihr Dortmunder!

Von Max-Jacob Ost
Endlich hat er seinen Oscar: Fritz von Thurn und Taxis fühlt sich wohl bei Gomez und Co.
© spox

Bertolt Brecht wäre von den Verfremdungseffekten eines Mario Gomez entsetzt. Was ist hier Rolle, was nicht? Verstehen kann das keiner, nicht einmal Jessica Kastrop. Deshalb lachen wir lieber, rücken Frack und Zylinder zurecht und zücken die Umschläge: Vorhang auf für die Oscars-Verleihung der Alternativen Liste!
 

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Wer folgt auf Sven Ulreich, Lukas Podolski , Friedhelm Funkel und Huub Stevens als Gewinner der AL-Oscars? Nur der Umschlag kennt die Antwort!

1. Bester Hauptdarsteller: Jeder hat wenigstens einmal im Leben seinen Al-Pacino-Moment und packt den Zuschauer so fest am Gemächt, dass jenseits der Bildschirme die Kinnladen den Kontakt zum Fußboden suchen. Für ein paar Minuten ist das schon mal drin. Aber eine solche Leistung über Jahre hinweg bringen? Unglaublich.

Ladies and Gentlemen: Der Oscar für die beste Hauptrolle 2012 geht an Mario Gomez. Im Kassenschlager "Mario gegen die Schussblockade" mimt er den größten Pechvogel seit dem Kellner, der mit Angela Merkel ein Bierbad veranstaltet hat. Eine Hinrunde perfekter Knipser mit Mörder-Quote, jetzt Sensenmann für die Großchancen. Ein perfektes Schauspiel! Nur welche Rolle ist jetzt die echte? Bei so wenig Distanz zur Rolle hätte Bertolt Brecht epische Tränen geweint...

2. Beste Kabinenansprache: Nach dem 1:1 gegen Gladbach schwärmte Tolgay Arslan mit Herzchen in den Augen von der mitreißenden Ansprache Thorsten Finks in der Halbzeit. "In der Halbzeitansprache haben wir selber Gänsehaut bekommen. Ich denke, das hat er super hinbekommen", schmachtete er ins Mikrofon. Und auch wir sagen: Chapeau, Monsieur Fink! Uns wurde das Tape von der Gänsehaut-Szene in der Kabine auf dunklen Wegen übermittelt und wir müssen sagen: Endlich hat Al Pacino einen würdigen Nachfolger!

3. Bester Gag: "Natürlich hoffe ich weiter, ich habe das noch nicht abgeschrieben." Mike Hanke zu seinen Chancen auf die Europameisterschaft 2012. Auf die Fußball-Europameisterschaft. Die der Männer.

4. Bester Dialog: Uneinholbar auf Platz eins der Academy: Jessica "ich lach' lieber mal" Kastrop mit Lucien Favre zum Gegentor für Gladbach:

Kastrop (wittert einen Wutausbruch): Und dann steht da Arslan und der steht da, ich glaube, etwas... ähm... allein.

Favre (trockener als die Sahara): Wir spielen nicht Mann gegen Mann wie vor dreißig, vierzig Jahren, das kann passieren.

Kastrop (wittert die Goldene Kamera): Hahaha, wie soll ich das denn verstehen?

5. Bester Monolog: Er ist der Scorsese der AL-Oscars. So oft sah er wie der klare Gewinner aus, sein Lebenswerk ist einzigartiger als ein Good-Hair-Day bei Marko Arnautovic. Doch zu einem Oscar hat es für ihn lange nicht gereicht. Jetzt war es Fritz von Thurn und Taxis offenbar genug. Nach der fiesen Verletzung von einem dieser Bender-Drillinge (Lars? Sven? Manfred?) bewarb sich der alte Fritz zunächst als neue Kate Abdo und reichte brandheiße News weiter: "Der Nationalspieler ist soeben auf dem Weg ins Krankenhaus." Nur um dann mit Eiern dick wie Germknödel dem soeben Verletzten mit Anlauf in dieselbigen zu treten: "Da kann man nur sagen: Glück auf!" We double-check the envelope und sagen: Glückwunsch, Fritz, du alter Dortmund-Kenner!

6. Beste Ausrede: Klar, wir wären auch frustriert, gegen eine Mannschaft ohne Stürmer zu verlieren. Aber muss die Ausredensuche so billig sein, Huub Stevens? "Ich weiß nicht, was da los war: Wir haben gestern zwei Stunden auf das Gepäck warten müssen. Ich weiß nicht, ob das normal ist in München..." Lieber Huub: Wenn ihr Schalker am Flughafen ähnlich orientierungslos wie im Spiel gegen die Bayern wart, dann habt ihr unter Garantie zwei Stunden lang am Sushi-Laufband gestanden.

 

7. Beste Nebendarsteller: Kübler. Hector. Weiser. Schnellhardt. Ishak. Horn. Tese. Liest sich wie der Cast von "K11 - die Kommissare, Mallorca-Edition", ist aber die Kölner Auswechselbank bei Spielbeginn des Rührderbys gegen Leverkusen. Mit der sagenhaften Erfahrung von fünf Bundesligaspielen. Sagen wir es, wie es ist: Mit so einer Truppe darf man sogar gegen den Frodo Beutlin der Liga verlieren. Und wir können die großen Augen Robin Dutts kurz vor Öffnung der Schleusen eh nicht mehr sehen.

8. Bester Soundtrack: Er war jung und... nun ja. Er war jung.

9. Publikumspreis: Das ist die Sensation! Der Publikumspreis dieser Alternativen-Listen-Oscars geht an Wolfsburg und Hoffenheim! Wie unsere Korrespondenten berichten, waren deren Fußgängerzonen während des Spiels am Samstag Nachmittag geradezu leergefegt. Keine menschliche Seele zu sehen. Toll, wenn der Fußball eine ganze Region so fesselt.

10. Publikumspreis mal anders: Als Stuttgarter hat man es nicht leicht. Erst muss man widerwillig den eigenen Bahnhof unter die Erde bringen, dann kommt Bruno Labbadia auf Dienstreise vorbei und revolutioniert nach einem langen Gespräch mit Jessica Kastrop das Deckungsverhalten bei Standards und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gewinnt der VfB trotz alledem auch noch das kleine Derby gegen den SC Freiburg. Wer hätte sich da nicht auch beim Stand von 4:1 durch Pfiffe bei einem Rückpass von Kvist Luft verschafft? Auf Antrag von Bayern, Augsburg, Hoffenheim, Arminia Bielefeld und der Nationalmannschaft Mordors verleiht die SPOX-Academy deshalb in vollster Überzeugung: den Oscar für das schlechteste Publikum. Es darf jetzt gebuht werden.

11. Ehrenpreis: Er hat mehr Bundesligaspiele erlebt als Marko Arnautovic Friseurtermine. Er ist in der höchsten Spielklasse als Trainer schon gegen Fortuna Köln, den SV Wuppertal und Tennis Borussia Berlin angetreten. Er hat das Zitat Lucien Favres verstanden, weil er damals dabei war. Er hat keine Ahnung, wo Hoffenheim liegt. Kurz: Er ist die Personifikation der Bundesliga.

Der Ehrenpreis dieser Oscars-Ausgabe geht an den Mann, dessen Lebenswerk mindestens 25 Bände umfasst: Otto Rehhagel. Sprüche wie diese sollte man in Schulbüchern abdrucken:

 

  • "Ich ziehe mich jetzt um und ziehe meinen ‚Arbeitsanzug' an! Ich verstehe das manches Mal auch nicht: Die stehen da alle mit Krawatte rum - das ist doch Arbeit! Und du schwitzt doch da auch und regst dich auf. Da kann ich doch nicht mit Frack und Zylinder stehen!"
  • "Es muss mir gelingen, ans Herz der Spieler zu greifen, damit wir auf und neben dem Platz miteinander leben können."
  • "Man braucht Disziplin, darf sich nicht die Köpfe einschlagen, sonst schreitet die Frau ein."

 

Schön, dass Du wieder da bist, Otto. Bis auf die Hertha freut sich die ganze Liga. Und erst die Sponsoren! Wie viel Platz doch auf so einem Zylinder ist...

Der 23. Spieltag im Überblick

Artikel und Videos zum Thema