Neuers Zwickmühle

SID
Manuel Neuer will mit dem FC Bayern im neuen Jahr richtig durchstarten
© Getty

Manuel Neuer fühlt sich richtig heimisch in Katar. Als er am Freitagmorgen auf den Trainingsplatz des Aspire-Zentrums marschierte, lauerten ihm schon seine ehemaligen Kollegen von Schalke 04 auf.

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90 Minuten Schwitzen in der Winterhitze am persischen Golf, das braucht Neuer. "Denn es werden noch die Spiele kommen, in denen er sich auszeichnen kann. Er wird noch ganz wichtig für uns", sagte Bastian Schweinsteiger.

Neuer scheint das zu wissen, denn er wirkt schon jetzt, fünf Tage nach dem Start der Vorbereitung von Bundesliga-Tabellenführer Bayern München wie in einem mentalen Tunnel. "Es war bei meinem Transfer selbstverständlich, dass ich Verantwortung übernehme. Ich bin auch verpflichtet, das Team zu organisieren", sagte der Nationaltorhüter am Freitagmittag.

Bisher hat Neuer im Bayern-Trikot kaum etwas zu tun gehabt. 2012 aber stehen die Herausforderungen an, für die er für rund 18 Millionen an die Isar gelockt wurde. In den K.o.-Spielen der Champions League, im DFB-Pokal und im Endspurt der Liga muss Neuer ein Rückhalt sein. Bisher konnte er das noch nicht.

Zweitbester der Welt? "Wusste ich nicht"

"Er wirkt, als wäre er schon zehn Jahre bei Bayern", lobte Sportdirektor Christian Nerlinger. Der 25-Jährige selbst aber gab zu, dass ihm die Umstellung zu einem in der Hinrunde teilweise beschäftigungslosen Torhüter zunächst "sehr schwer" fiel. Einmal, beim 2:1 gegen den FC Augsburg hielt Neuer in der abgelaufenen Hinrunde einen Sieg fest.

Die Tage in Doha, in denen Trainer Jupp Heynckes erstaunlich oft auf dem Feld spielen lässt, genießt Neuer daher: "Es geht immer hin und her. Als Torwart hat man bei Bayern im Training viel zu tun. Es kommen immer Topstürmer auf dich zugerannt." Im Training wird er häufig mehr gefordert als in den Spielen. Eben das ist Neuers Zwickmühle.

Weltklassetorhüter wollen sich auszeichnen

Denn sein Auftritt beim 13:0 im ersten Testspiel gegen den katarischen Zweitligisten SC Sailiya sprach am Donnerstagabend Bände. Kein ernstzunehmender Ball kam auf das Gehäuse des früheren Schalkers. Ein Zu-Null-Spiel, wie es in der Hinserie zwölf in Serie gab, ist für einen Keeper immer ein Erfolg - Weltklassetorhüter wollen sich aber auch mal auszeichnen. Wie sonst soll es gelingen, den spanischen Nationaltorhüter Iker Casillas über kurz oder lang als Nummer eins der Welt abzulösen?

Bei einer Experten-Wahl der Internationalen Föderation für Fußball-Geschichte und -Statistik (IFFHS) wurde Neuer für das Jahr 2011 auf Platz zwei gewählt. "Sehen Sie, das wusste ich noch nicht mal", kommentierte er kurz und bündig.

Erst der Liga-Alltag, dann die Champions League

Neuer weiß, was die Stunde geschlagen hat. Vier Titel werden 2012 vergeben. Im Vergleich zu Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Co. wirkt Neuer aber nahezu emotionslos, spricht man ihn auf den Champions-League-Titel an: "Ich möchte in meinem ersten Jahr bei Bayern den Meistertitel holen."

Seinen ehemaligen Klub und Nachbar in Doha sieht Neuer durchaus als ernsthaften Konkurrenten für sein Primärziel an. "Ich habe schon damit gerechnet, dass sie so weit vorne sind. Das ist doch Klasse", sagte er. An der engen Verbundenheit zu seinem Ex-Klub ändert die aktuelle Tabellenlage nichts - im Gegenteil. "Alle Freundschaften sind noch da. Wenn wir es schaffen, unternehmen wir hier etwas", sagte Neuer. Zeit, kurz aus dem Tunnel zu schauen - und zu lachen.

Manuel Neuer im Steckbrief

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