Der Gewinner der Misere

Von SPOX
Atsuto Uchida (2. v.r.) ist bei Schalke nun wieder erste Wahl
© Getty

Schalke 04 plagen in der Defensive große Verletzungssorgen, Atsuto Uchida ist deshalb plötzlich wieder Stammspieler. In Bremen arbeitet sich ein weiterer Youngster an die Profi-Mannschaft heran und beim 1. FC Nürnberg hat ein Talent seine Chance erstmal nicht genutzt.

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FC Schalke 04: Manchmal ist man eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Noch vor wenigen Wochen waren Atsuto Uchidas Perspektive auf Schalke düster: Durch die Umstellung in der Abwehr und der erfolgreichen Verschiebung von Kapitän Benedikt Höwedes nach rechts verlor Rechtsverteidiger Uchida den Stammplatz. Im internen Ranking rutschte er hinter Allrounder Marco Höger sogar auf Platz drei, weswegen sogar ein vorzeitiger Abschied nicht auszuschließen war. Doch nun ist er unersetzlich: Zwar war seine Leistung auch zum Rückrundenstart gegen Stuttgart nur durchwachsen, dennoch wird er weitere Chancen bekommen. Warum? Weil Schalke keine Alternativen hat. Höwedes fällt aus und Höger wird im defensiven Mittelfeld gebraucht, weil dort der gesperrte Jermaine Jones und die verletzten Lewis Holtby und Peer Kluge ebenfalls nicht spielfähig sind. Tim Hoogland könnte ein Konkurrent sein, doch nach seiner zweijährigen Pause wird er behutsam aufgebaut. Heißt: Uchida ist Stammspieler - zumindest solange, bis Höwedes, Jones, Holtby und Kluge zurückkehren.

1. FC Kaiserslautern: Schon in der Hinrunde war die mangelnde Chancenverwertung das größte Manko der Roten Teufel. Mit drei Offensivverstärkungen sollte nach der Winterpause alles besser werden, doch gegen Bremen fiel man, was den Sturm anbetrifft, zurück in altbekannte Muster. Dorge Kouemaha spielte sich kaum Torgelegenheiten heraus und landete stattdessen seinen einzigen Volltreffer im Gesicht von Sebastian Prödl.Nebenmann Jakub Swierczok überzeugte zwar bei seinem FCK-Debüt als Wirbelwind am Werder-Strafraum, scheiterte aber mehrmals an Tim Wiese. Und der zweite Neu-Stürmer, Nicolai Jörgensen, fand nach seiner Einwechslung überhaupt nicht statt. Damit winkt spätestens seit Bekanntwerden von Kouemahas Verletzung (Adduktorenbündelriss - sechs Wochen Pause) die große Bewährungschance für den dritten Neuling im Lauterer Angriff: Sandro Wagner. Gegen Bremen durfte er auf Wunsch seines alten Arbeitgebers nicht mitmischen, in Augsburg soll er nun die schwächste Offensive der Liga beleben. Die dankbaren Kollegen haben die Messlatte zum Glück nicht allzu hoch gelegt.

Bayer Leverkusen: Das erste Mal ging für Danny da Costa ziemlich in die Hose. Der 18-Jährige gab in der Hinrunde bei der 0:3-Niederlage bei Bayern München sein Bundesliga-Debüt und hatte dabei im Duell gegen Franck Ribery das eine oder andere Mal das Nachsehen. Bei seiner zweiten Bewährungschance lief es nun deutlich besser. Gegen Mainz bereitete der Rechtsverteidiger die 1:0-Führung vor und war damit unmittelbar an Bayers erfolgreichem Rückrundenstart beteiligt. Auf seinen nächsten Startelfeinsatz wird da Costa deshalb wohl nicht wieder vier Monate warten müssen. Ganz im Gegenteil: Weil Daniel Schwaab mittlerweile als Innenverteidiger am stärksten ist, Hanno Balitsch verkauft wurde und Gonzalo Castro weiter vorne gebraucht wird, hat da Costa gute Chancen, sich rechts hinten dauerhaft beweisen zu dürfen.

1. FC Nürnberg: Schon unter Michael Oenning setzte der Club konsequent auf junge Spieler. Dieter Hecking hat diesen Kurs fortgesetzt und Talente wie Mehmet Ekici, Philipp Wollscheid oder Timothy Chandler zu gestandenen Bundesliga-Profis gemacht. Auch in dieser Saison gilt bei den Franken: Jugend forscht. Alleine fünf Spieler unter 23 gaben in dieser Spielzeit schon ihr Bundesliga-Debüt für den Club. Hinzu kamen weitere Youngster wie Alexander Esswein oder Marvin Plattenhardt regelmäßig zum Einsatz. Letzterer stand bereits achtmal in der Startelf und durfte sich in Javier Pinolas Abwesenheit als Linksverteidiger für künftige Aufgaben empfehlen - was dem bald 20-Jährigen nicht wirklich überzeugend gelang. Mit seinen Standards sorgte er zwar immer wieder für Gefahr, sonst kam allerdings gerade im Spiel nach vorne zu wenig. Mitte Februar soll Pinola sein Comeback feiern. Mit Neuzugang Adam Hlousek gibt es für Plattenhardt inzwischen allerdings noch einen zweiten ernsthaften Konkurrenten für links hinten. Der Tscheche machte bei seinem Debüt gegen Hertha eine gute Partie und wird wohl auch künftig erstmal den Vorzug erhalten, falls Pinola doch noch länger fehlt oder mal wieder ausfällt.

Werder Bremen: In der Vorbereitung war viel die Rede von Tom Trybull, der sich in die Mannschaft gekämpft und am Wochenende in Kaiserslautern ein sehr vernünftiges Bundesligadebüt gegeben hat. Im Hintergrund bereitet jetzt der nächste Youngster seinen Angriff auf die Profi-Elf vor: Stürmer Niclas Füllkrug stand gegen Kaiserslautern bereits im ausgedünnten 16er-Kader, die Konkurrenten Lennart Thy, Florian Trinks oder Wesley nicht. Sogar bei der U 23 wurden Thy und Trinks im Nachholspiel gegen Wehen-Wiesbaden nicht berücksichtigt. Füllkrug dagegen schon. Der 18-Jährige machte erneut auf sich aufmerksam, war in einem an Niveau sehr überschaubaren Spiel auffälligster Bremer Akteur und erzielte nach einer schönen Kombination seinen fünften Saisontreffer. Die nächste kleine Bewerbung für einen möglichen Einsatz am Wochenende gegen Bayer Leverkusen.

Hertha BSC: Die Sperre von Raffael hängt den Berlinern weiter nach. Ein Ersatzmann für den Zehner drängt sich nicht gerade auf, Vorbereitungsgewinner Ronny lieferte in Nürnberg eine extrem schwache Leistung ab und wurde nach 45 Minuten erlöst. Änis Ben-Hatira machte es an selber Stelle kaum besser. Nun könnte die Stunde des nächsten Kandidaten schlagen: Tunay Torun (ohne Startelfeinsatz seit dem 7. Spieltag) hat gegen seinen Ex-Klub Hamburger SV am Wochenende wohl die Möglichkeit, sich ins Team zu spielen. Allerdings: Würde Torun den Zuschlag erhalten, wäre das ein weiterer Affront gegen den sensiblen Ronny. "Er hat noch eine weitere Chance verdient. Aber er muss sie sich auch im Training erarbeiten", sagt Trainer Michael Skibbe. Raffael steht der Hertha erst am 21. Spieltag in Stuttgart wieder zur Verfügung.

FC Augsburg: Die katastrophale Leistung beim 0:1 in Freiburg stinkt Daniel Baier noch immer. "Wir haben es einfach so hingenommen", sagte Baier noch Tage danach. Mit seiner eigenen Vorstellung kann der 27-Jährige ebenfalls nicht zufrieden sein. Mangels Alternativen war er von Jos Luhukay auf die rechte Außenbahn beordert worden - nicht unbedingt Baiers bevorzugter Platz. Weil aber Thorsten Oehrl im Zentrum gesetzt ist und weder Akaki Gogla noch Marcel Ndjeng derzeit für die rechte Seite in Frage kommen, muss Baier mit der Positionsumstellung leben. Immerhin: Baier ist ein Dauerbrenner. Er stand in allen 18 Bundesligaspielen in der Startelf, kein Augsburger hat mehr Minuten in dieser Saison gespielt als Baier. Er fühlt sich wohl in Augsburg und bezeichnet den Bundesligaaufstieg mit den Schwaben als "Highlight meiner Karriere". Dennoch könnten sich die Wege bald trennen. Baiers Vertrag läuft am Saisonende aus, ein Bekenntnis zum FCA gibt es bislang nicht. "Dreieinhalb Jahre sind eine lange Zeit. Es gibt eine Tendenz, aber zu diesem Thema äußere ich mich nicht", so Baier.

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