Weihnachtskind Rauball wird 65 Jahre alt

SID
Seit August 2007 ist Reinhard Rauball Vorsitzender der DFL
© spox

Er ist ein Weihnachtskind. Am 25. Dezember Geburtstag feiern zu müssen, war in der Kindheit nicht das Allerangenehmste. "Das mit den Geschenken hatte sich dann meist erledigt", sagt Reinhard Rauball. Am Sonntag ist es ein besonderer Ehrentag, den der Präsident von Borussia Dortmund und Vorsitzende der DFL begeht.

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Im Kalender steht, dass Rauball sein 65. Wiegenfest feiern könnte. Aber er macht sich nichts daraus. "Der Tag ist nichts Besonderes. Geburtstag hatte ich schon 64 Mal. Mein größter Wunsch an alle ist: ein besuchs- und telefonfreier Festtag", sagte Rauball.

Er ist der höchste Repräsentant des deutschen Profifußballs, aber mit Borussia Dortmund fühlt sich Rauball besonders intensiv verbunden.

Ohne Rauball würde es keinen BVB mehr geben

In der Ruhrgebietsstadt müsste Rauball eigentlich ein Denkmal gesetzt werden. Denn ohne das Engagement des Juristen würde es den Verein wohl nicht mehr geben. Seit 2004 befindet er sich in seiner dritten Amtszeit als Präsident des BVB, dreimal war er maßgeblich daran beteiligt, dass bei der Borussia nicht die Lichter ausgingen.

Zuletzt hing 2005 "das Wohl und Wehe des Vereins an einem äußerst dünnen Faden", wie er sagt. Rauball organisierte die Abwendung der akut drohenden Insolvenz und holte - unter anderem mit Hans-Joachim Watzke - jene Leute zum BVB, die den Klub wieder in ruhigeres Fahrwasser steuerten.

"Ich habe es so empfunden, dass im März 2005 die Wiedergeburt des Vereins stattgefunden hat", erklärt Rauball. In diesem Jahr konnte er endlich mit der Meisterschaft seinen ersten Titel als Präsident feiern. "Das war etwas hoch Emotionales, eigentlich das Emotionalste, was ich außerhalb meiner Familie erleben durfte."

Jüngster Präsident eines Bundesliga-Klubs

Angefangen hatte alles 1979, als er mit 32 Jahren jüngster Präsident eines Bundesligisten wurde. "Die Anwaltssozietät, in die ich 1975 eingetreten bin, hat Borussia Dortmund in Rechtsfragen vertreten", sagt Rauball. Vier Jahre später trat der Vorsitzende der Sparkasse an Rauball heran, um ihm das Präsidentenamt schmackhaft zu machen.

"Ich war ein junger Mann mit junger Familie, jung im Beruf. Ich habe irgendwann den Satz gesagt, den ich im Leben nie wieder sagen würde: Wenn Sie gar keinen finden, können Sie ja noch mal vorbeikommen.

Das war der Moment, in dem die Suche eingestellt wurde." Er musste erst Mitglied beim BVB werden, um kurz danach zum Präsidenten gewählt zu werden. Damals wurde ihm der Spitzname "kleiner Doktor" verliehen.

Keine Verträge für Spieler, die älter als Rauball waren

Als Novize in dem Geschäft verfügte Rauball, allen Spielern, die älter waren als er selbst, keine neuen Verträge zu geben. Unter diesen waren Härtefälle wie Siggi Held. Und Rauball verpflichtete in Udo Lattek einen bekannten Trainer, der ihm mit seiner Persönlichkeit quasi ein Schutzschild bot.

Seine Maßnahmen hatten Erfolg, die Borussia erreichte 1982 den UEFA-Cup. Sein Engagement in dem Ehrenamt endete aber wie vereinbart nach drei Jahren, schließlich musste er als Vater zweier Töchter Geld verdienen.

Aber selbstverständlich war Rauball erneut als Präsident zur Stelle, als es 1984 wieder lichterloh brannte. Die Lizenzerteilung stand infrage.

1986 hielt Dortmund mit der legendären Relegation gegen Fortuna Köln die Klasse, im Folgejahr führte der personelle Umbau mit Spielern wie Frank Mill, Norbert Dickel oder Teddy de Beer den Verein auf den vierten Rang und damit in den Europapokal.

Einst Anwalt von Katrin Krabbe

Das Wirken von Rauball war und ist aber nicht nur auf Dortmund reduziert. Seit 2007 ist er als Ligapräsident eine der wichtigsten Persönlichkeiten im deutschen Fußball. Rauball ist zudem ein anerkannter Sportrechtsexperte, vertrat unter anderem Anfang der 1990er Jahre die damalige Sprint-Doppel-Weltmeisterin Katrin Krabbe.

Mit seinem Doktorvater verfasste Rauball zum Bundesliga-Skandal ein Gutachten, nach dem lebenslange Sperren verfassungswidrig sind.

Die ausgesprochenen Sanktionen der Schalker wurden daraufhin auf zwei Jahre verkürzt. Bis heute ist Rauball, allerdings weitgehend unbemerkt, als Sportjurist tätig, meist auf internationaler Ebene wie dem CAS, dem internationalen Sportgerichtshof.

Jeden Freitag spielt Rauball selbst

Rauball spielt aber auch jeden Freitag selbst Fußball bei seinem Stammverein Eintracht Dortmund, "draußen, auch bei Regen, Schnee und Eis". Die Ehrenämter des BVB- und des DFL-Präsidenten halten ihn frisch.

"Ich fühle mich mehr denn je in einem Alter zwischen 44 und 46 Jahren, 46, wenn es mir einmal etwas schlecht geht", sagt er scherzhaft. 65 Jahre, das ist für ihn nicht mit dem Eintritt ins Rentenalter verbunden.

"Ich bin körperlich, gesundheitlich, gedanklich fit - das hoffe ich zumindest. Und ich habe Spaß an dem, was ich tue", sagt er. Reinhard Rauball will das noch ein paar Jährchen weitermachen.

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