Das Halbjahr Heynckes

Von Florian Bogner
Das erste Halbjahr nach Jupp Heynckes' Rückkehr als Bayern-Trainer neigt sich dem Ende
© Getty
Cookie-Einstellungen

Wie sich Heynckes bisher schlug, was seine Spieler sagten - die Chronologie:

27. Juni: Trainingsauftakt. Heynckes übernimmt zum dritten Mal beim FCB das Ruder und sagt: " Ich fühle mich hier sauwohl. Es ist so, als wäre ich nach Hause gekommen." Seine erste Message: "Ich habe in den Gesprächen mit dem Vorstand mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass der FC Bayern eine bessere Balance braucht." Taktisch kündigt er an, sowohl einem 4-3-3 als auch einem System "mit zwei Mittelstürmern" eine Chance zu geben. Beim ersten Training begrüßt der FCB die Neuzugänge Manuel Neuer, Rafinha und Stürmer Nils Petersen.

2. Juli: Bayern feiert in der Allianz Arena die offizielle Saisoneröffnung. Die Nationalspieler sind erstmals dabei, Manuel Neuer erntet Beifall. Nur vereinzelt sind Pfiffe zu hören. "Er ist unser Wunschtrainer. Jupp ist der richtige Mann am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt", sagt Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

3. bis 9. Juli: Der FCB absolviert sein Sommertrainingslager zum zweiten Mal in Folge am Gardasee. Heynckes leitet die Spieler an, ohne oberlehrerhaft zu wirken, führt viele Einzelgespräche und lobt überschwänglich. Daniel Van Buyten, Anatolij Tymoschtschuk, David Alaba, Toni Kroos und Petersen stechen hervor. Heynckes verspricht: "Für mich ist Leistung für die Nominierung entscheidend, nicht der Status" und sagt in Richtung Franck Ribery: "Er muss sich wie jeder andere auch integrieren."

17. Juli: Bayern stellt Jerome Boateng (Heynckes: "Mein Wunschspieler") und Takashi Usami ("Ein guter Junge") vor, Arturo Vidal kommt nicht. Der Chilene unterschreibt lieber bei Juventus Turin, was Heynckes kränkt. Bayern schließt die Einkaufstour damit ab.

7. August: Erster Frust. Der Liga-Auftakt geht mit 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach in die Hose, Neuer nimmt das kuriose Gegentor auf seine Kappe. Franz Beckenbauer sieht schwarz, rügt die Heynckes-Truppe und meint: "Wer weiß, für was diese Niederlage gut war. Wobei ich das Gute im Moment eigentlich nicht sehe..."Heynckes bemängelt fehlendes Tempo, fehlende Härte und zu wenige Sprits: "Wir hätten den Sieg erzwingen müssen. Man muss die Gier haben, das Spiel zu gewinnen."

23. August: CL-Quali geschafft, der FC Zürich (2:0, 1:0) war zwei Nummern zu klein für den FC Bayern. Nach dem Hinspiel wird berichtet, dass Uli Hoeneß zur Halbzeit in der Kabine war. Der Präsident soll der Mannschaft Dampf gemacht haben. Heynckes dementiert später: "Ich würde es niemals zulassen, dass der Präsident in der Halbzeit zur Mannschaft spricht."

27. August: Bayern kommt nach dem Ausrutscher gegen Gladbach besser in Tritt, steht nach einem 3:0 in Kaiserslautern erstmals an der Tabellenspitze.

12. September: Heynckes formuliert vor dem CL-Start gegen den FC Villarreal in einem "Kicker"-Interview Ansprüche: "Der FC Bayern sollte jedes Jahr ein, zwei absolute Topspieler holen." Die Bosse lassen die Forderung unkommentiert.

20. September: Die gemietete Villa von Abwehrspieler Breno brennt ab. Die Polizei nimmt den Brasilianer später wegen Verdunklungsgefahr fest, Breno verbringt mehrere Tage in Untersuchungshaft. Heynckes ist betroffen: "Es war für uns ein großer Schock. Aber der Junge hat anscheinend persönliche Probleme gehabt, die auch unbemerkt blieben, weil er seine normale Reha gemacht hat." Der FCB setzt sich in den Wochen danach sehr für Breno ein und hinterlegt schließlich Kaution. Am 6. Oktober kommt Breno frei.

21. September: Uli Hoeneß adelt Heynckes: "Er hat einen Vertrag über zwei Jahre, und wenn er so weitermacht, wird er noch lange hier arbeiten".

24. September: Es läuft. In der Liga streichen die Münchner mit dem 3:0 gegen Bayer Leverkusen den fünften Zu-Null-Sieg in Folge ein. Rudi Völler schwenkt die weiße Fahne, stellt den FCB auf eine Stufe mit Barca und Real Madrid. Thomas Müller sagt: "Hinten stehen wir beängstigend gut." Mit einer höheren Verteidigung, einem aggressiven Spiel gegen den Ball und schnellem Umschaltverhalten klappt's beim FC Bayern auch ohne den seit dem 3. Spieltag verletzten Arjen Robben sehr gut.

27. September: 2:0 Villarreal, 2:0 ManCity. Die Bayern legen auch in der Königsklasse einen Traumstart hin. Toni Kroos ist aus dem offensiven Mittelfeld schon nicht mehr wegzudenken, Franck Ribery kommt langsam in Top-Form und Mario Gomez trifft, wie er will.

29. September: Der nächste Gratulant für Heynckes steht an. "Heynckes ist ein Glücksfall und der perfekte Trainer für den FC Bayern. Na klar ist es vorstellbar, dass Heynckes länger bleibt. Wieso nicht?", sagt Sportdirektor Christian Nerlinger.

1. Oktober: Etwas ausgelaugt vom City-Spiel holt der FCB in Hoffenheim nur ein 0:0. Vom Boulevard wird Heynckes ein Problem mit Arjen Robben nachgesagt. Der ist aber vor allem mit Schmerzen aufgrund eines Leistenbruchs beschäftigt, der ihn bald darauf wieder zu einer längeren Pause zwingt. Heynckes wird in der Mixed-Zone deutlich: "Glauben Sie mir, da ist nichts!" Ob Bayern Robben überhaupt noch brauche, fragt ein Journalist. Rummenigge antwortet patzig: "So etwas kann nur von jemandem kommen, der keine Ahnung hat!"

14. Oktober: Auch Rummenigge erklärt nun, dass man an einer längeren Zusammenarbeit mit Heynckes übers Vertragsende 2013 hinaus interessiert sei. Akuten Handlungsbedarf sieht er aber nicht: "Wir werden diese Gespräche führen, wenn beide Seiten der Meinung sind, dass der Zeitpunkt dafür gekommen ist."

Wie sich Heynckes bisher schlug, was seine Spieler sagten - die Chronologie Teil 2

Artikel und Videos zum Thema