Horst Heldt: So sieht mein Schalke 2015 aus

Von Interview: Haruka Gruber
Schalkes Sport-Vorstand Horst Heldt freut sich auf die Zukunft mit den Königsblauen
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SPOX: Sie sprechen Unnerstall an, die neue Nummer eins. Haben Sie jemals erlebt, dass ein Spieler, der in der Regionalliga-Mannschaft kaum auffällt, sich innerhalb weniger Wochen so steigert?

Heldt: Das ging wirklich rasant. Entscheidend war seine Gier. Und dass er im Sommer die Möglichkeit bekam, zu den Lizenzspielern gezogen zu werden und unter der Regie von Torwart-Trainer Bernd Dreher professionell und mit der nötigen Intensität zu trainieren. Seine Stabilität ist erstaunlich.

SPOX: Dennoch heißt es, dass sich Schalke mit Rene Adler beschäftigt, der in Leverkusen aussortiert wurde.

Heldt: Wir können nicht vermeiden, dass er mit uns in Verbindung gebracht wird. Aber: Wir sind nicht verpflichtet, Stellung zu Was-wäre-wenn-Fragen zu beziehen.

SPOX: Ein Dementi?

Heldt: Man muss sich nur die Mühe machen und ein paar Monate zurückblicken. Wir verlieren mit Neuer den weltbesten Torwart, dann verletzt sich sein Nachfolger Fährmann und dennoch meistern wir dank Unnerstall die schwierige Situation. Das ist ein Beweis für die Qualität der Torhüter, die unter Vertrag stehen. Das ist das Einzige, was ich dazu sagen kann.

SPOX: Unruhe wird durch zwei weitere Personalien in die Mannschaft getragen: Raul und Jefferson Farfan, deren Verträge im Sommer auslaufen. Raul beispielsweise liegt angeblich ein Angebot aus Katar vor. Welche Auswirkungen hat dies auf die angepeilten Verhandlungen?

Heldt: Ich habe davon gelesen und es würde mich nicht wundern. Es wird auch in Zukunft so sein, dass viele Vereine an diesem Weltklassespieler interessiert sind. Mir persönlich hat niemand etwas gesagt - und das ist das Wichtigste. Raul und Schalke setzen weiter auf den direkten Austausch und gehen gemeinsam den vorher festgelegten Weg. Heißt: Gespräche finden entweder noch im Dezember oder - was wahrscheinlich ist - im Januar statt. Wir werden dann erörtern, was sich Raul vorstellt und was Schalke. Dann erst wissen wir, ob wir einen gemeinsamen Nenner finden. Die Chance auf eine Verlängerung ist da - aber das ist ein Thema, das wir erst mit ihm besprechen wollen. Für ihn wird es sicher keine leichte Entscheidung. Raul ist ein erstklassiger Spieler. Er ist jedoch in einem Alter, in dem man planen möchte. Da hängt eine ganze Familie hintendran und das muss gut überlegt sein.

SPOX: Spekulationen gibt es ebenfalls um Farfan - und einen möglichen Nachfolger. Wie gefällt Ihnen Arsenals Andrei Arschawin?

Heldt: In der Tat: Er ist mit uns in Verbindung gebracht worden. Sowohl von seinem Management aus, als auch von unserer Seite gab es aber keine Gespräche. Wer immer den Namen ins Spiel gebracht hat - es war sicher nicht Schalke 04.

SPOX: Wegen Schalkes russischem Hauptsponsor Gazprom würde eine Verpflichtung des besten russischen Spielers Sinn machen.

Heldt: Es ist ein Gerücht und dabei belassen wir es.

SPOX: Schalke weist nach der letzten Bilanz Verbindlichkeiten in Höhe von 170 Millionen Euro auf. Sind Transfers in Dimensionen eines Klaas-Jan Huntelaar oder Jose Jurado überhaupt noch wünschenswert?

Heldt: Das ist schwierig zu beantworten. Wir wandeln auf einem schmalen Grat. Zum einen werden wir an unserem Konsolidierungsweg festhalten. Zum anderen lautet unser Anspruch, konkurrenzfähig zu bleiben. Das ist kein Widerspruch, wenn wir Erfolge feiern und Einnahmen generieren, um diese weiter zu investieren. Sollten die Erfolge jedoch fehlen, werden wir nicht mehr über unseren Verhältnissen leben. Es macht daher keinen Sinn, genaue Ablösesummen zu nennen, ab wann wir nicht mehr bereit sind zu zahlen.

SPOX: Ihnen ist es ein zentrales Anliegen, wirtschaftliche Vernunft zu verkörpern. Liegt das auch daran, weil nach der unschönen Trennung in Stuttgart von VfB-Seite der Vorwurf im Raum steht, dass Sie nicht haushalten können und einen aufgeblasenen Kostenapparat hinterlassen haben?

Heldt: Wer immer sich zum Thema äußert, müsste genau hinschauen. Dann weiß er, dass dieser Vorwurf schlichtweg falsch ist. Ich habe damals in Stuttgart die zwei wichtigsten Aspekte erfüllt: Der sportliche Erfolg hat mit der Deutschen Meisterschaft und der jeweils zweimaligen Teilnahme an der Champions League und der Europa League immer gestimmt, parallel hat der Verein in jedem Jahr ein sattes Plus erwirtschaftet. Das sind Fakten, die sich belegen lassen. Dass Stuttgart heute nicht international vertreten ist, sollte kein Thema sein, womit ich mich beschäftigen muss.

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