Nürnberg: Kein Grund zur Panik

Von Daniel Börlein
Hanno Balitsch soll den 1. FC Nürnberg aus dem Tabellenkeller führen
© Getty

Die Bundesligisten bereiten sich auf die Rückrunde vor. In den Tagen vor dem Start in die zweite Saisonhälfte beleuchtet SPOX alle 18 Klubs. Dieses Mal: 1. FC Nürnberg.

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Auf Platz 15 steht der Club nach 17 Spielen - damit könnte man auch nach 34 Partien gut leben. Damit dieses Ziel erreicht wird, rüsteten die Franken in der Winterpause nochmal nach. Adam Hlousek, in der letzten Saison an den 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen, kam aus Jablonec. Der Tscheche soll die linke Seite beackern und dort womöglich Javier Pinola ersetzen, der nach einer Schambeinentzündung aber voraussichtlich zum Rückrundenstart wieder fit ist.

Gleich zum Kreis der Führungsspieler soll Hanno Balitsch gehören, der nach der Suspendierung in Leverkusen ablösefrei verpflichtet werden konnte.

So lief die Vorrunde

Der Club war eine der positiven Überraschungen der letzten Saison - und bestätigte dies auch zu Beginn dieser Spielzeit. Neun Punkte aus den ersten fünf Partien ließen Fans und Verantwortliche von einer zweiten sorgenfreien Saison in Folge träumen.

Dann allerdings folgte der Absturz. In elf Partien gelang Nürnberg nur ein Sieg. Erst der Überraschungserfolg in Leverkusen am letzten Hinrundenspieltag sorgte für ein Ende der Talfahrt und dafür, dass der Club auf einem Nichtabstiegsplatz (15., 18 Punkte) überwintert.

"Wir wussten, dass es eine lange Saison mit Abstiegskampf werden kann", sagt Coach Dieter Hecking, der bei den FCN-Verantwortlichen noch unumstritten ist und vollstes Vertrauen genießt.

Was die Sache für die Franken bislang noch schwerer macht, ist die Vielzahl an Verletzungen: Die Stammkräfte Raphael Schäfer, Markus Feulner, Javier Pinola und Daniel Didavi fielen teils lange aus, Per Nilsson hat in dieser Saison noch keine Minute gespielt.

Das war gut

Der Club geht seinen Weg, auf junge Talente zu setzen, bislang recht konsequent weiter. Die deutschen U-Nationalspieler Marvin Plattenhardt, Markus Mendler und Julian Wießmeier kamen immer wieder zu Einsätzen, U-21-Angreifer Alexander Esswein darf sich sogar als Stammkraft fühlen.

Mit Tomas Pekhart (22), Wilson Kamavuaka (21), Timm Klose (23), Patrick Rakovsky (18) und Stuttgart-Leihgabe Daniel Didavi (21) schafften neue Youngster den Sprung auf die Bundesliga-Bühne. Und Timothy Chandler und Philipp Wollscheid, ebenfalls erst 21 bzw. 22 Jahre alt, sind ohnehin längst etabliert.

Die beiden Letztgenannten sind auch hauptverantwortlich dafür, dass der Club dank einer kompakten Defensive für viele Mannschaften ein unbequem zu spielender Gegner ist. Nur der FC Bayern ließ in der Vorrunde weniger Torschüsse als die Franken zu (183). Vor allem in der Luft ist der Club stark: Mit 69 Prozent gewonnenen Defensiv-Kopfbällen ist Nürnberg ligaweit die Nummer eins.

Das muss besser werden

Obwohl der Club wenige Torschüsse zulässt, kassierte die Hecking-Elf relativ viele Treffer. Unter den letzten sechs Teams der Liga mussten nur Freiburg und Mainz mehr Tore hinnehmen. Das Problem: Lange Zeit steht Nürnbergs Defensive gut - eine Unkonzentriertheit und in der Hinrunde auch die eine oder andere Schiedsrichterentscheidung brachten die Franken allerdings häufig um den Lohn.

Und liegt der Club einmal hinten, wird es schwer. Nach Rückstand gewann man in der Vorrunde kein einziges Spiel mehr - was vor allem an der kränkelnden Offensive liegt. Nur Augsburg, Berlin und Köln erarbeiteten sich weniger Torchancen als der FCN. Das Schlimme: Während Hertha und Köln immerhin 34 bzw. 42 Prozent dieser Chancen nutzten, kommt Nürnberg nur auf 24 Prozent.

Dem Kader mangelt es insgesamt an Torgefahr: Pekhart ist mit vier Treffern bester Torschütze, dahinter folgt schon Mittelfeldabräumer Timmy Simons mit drei Toren - zwei davon per Elfmeter. Ob die im Trainingslager ausprobierte 4-4-2-Formation die Offensive besser anzukurbeln vermag als das übliche 4-2-3-1/4-1-4-1, wird sich zeigen müssen.

Der Spieler im Fokus

Philipp Wollscheid. Sein Wechsel nach Leverkusen steht bereits fest. Und dennoch ist der Abwehrmann auch für die Rückrunde der große Hoffnungsträger beim Club. Denn: Einen ähnlich starken Innenverteidiger hat von den Konkurrenten im Abstiegskampf niemand zu bieten.

Kann Wollscheid in der Rückrunde nochmal eine Schippe drauflegen, wäre das ein großes Plus im Kampf um den Klassenerhalt.

Prognose

Was vor der Saison galt, gilt auch jetzt: Der Club wird wohl bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen. Möglich ist der allerdings allemal. Trotz einer insgesamt mäßigen Hinrunde überwintert man auf Platz 15. Das Zeug, Teams wie Augsburg, Freiburg oder Kaiserslautern hinter sich zu lassen, besitzt die Mannschaft zweifellos.

Allerdings dürfen nicht erneut wichtige Spieler lange ausfallen. Und: Einige Leistungsträger müssen sich schnell stabilisieren (Simons, Pinola, Eigler), andere ihr Top-Niveau dauerhaft abrufen (Wollscheid, Pekhart, Didavi, Esswein).

Neuzugang Balitsch, der Erfahrung, Willen und von vielen unterschätzte fußballerische Fähigkeiten mitbringt, könnte sich als Trumpf erweisen.

Der Kader des 1. FC Nürnberg im Überblick