Rafati leidet unter Depressionen

SID
Babak Rafati hatte am Samstag einen Selbstmordversuch unternommen
© Getty

Babak Rafati hat am Freitag eine "Depressions-Erkrankung" als Ursache seines Selbstmordversuchs angegeben. Er will sich nun in eine Therapie begeben und im Erfolgsfall künftig auch wieder als Schiedsrichter aktiv sein.

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Babak Rafati hat sein Schweigen gebrochen. Sechs Tage nach seinem Selbstmordversuch in einem Kölner Hotel stellte der Schiedsrichter über seinen Anwalt Sven Menke am Freitagmittag klar, die "tatsächlichen Beweggründe" seiner Tat lägen in einer "Depressions-Erkrankung".

Keine privaten Gründe, auch keine familiären Probleme hätten ihn vergangenen Samstag dazu getrieben, sich die Pulsadern aufzuschneiden. "Es ist ein dringendes Anliegen von Herrn Rafati, diesen falschen Eindruck zu korrigieren", teilte Menke schriftlich mit. Die Depressions-Erkrankung sei erst in den vergangenen Tagen von den behandelnden Ärzten diagnostiziert worden, hieß es weiter.

Wunsch Rafatis

In der Stellungnahme von Menke, die dieser nach eigenen Angaben "auf ausdrücklichen Wunsch von Babak Rafati" veröffentlichte, steht aber auch: Der Fußball-Schiedsrichter war dem Leistungsdruck nicht mehr gewachsen.

Die mit der Depressions-Erkrankung einhergehenden Symptome seien nach Rafatis "persönlicher Einschätzung" vor etwa eineinhalb Jahren erstmals aufgetreten und hätten sich seither in ihrer Intensität immer weiter verstärkt.

"Im persönlichen Empfinden von Herrn Rafati wurde vor allem ein wachsender Leistungsdruck für ihn als Schiedsrichter und der damit verbundene mediale Druck in Kombination mit der ständigen Angst, Fehler zu machen, zu einer immer größeren Belastung."

Unlösbare Probleme

Diese Belastung, heißt es in der Stellungnahme weiter, hätten Rafati "irgendwann selbst Alltagsprobleme unlösbar erscheinen lassen", er habe sich diesen am Ende "nicht mehr gewachsen gefühlt". Dies hatte dann am Samstag dazu geführt, dass Rafati vor dem Bundesliga-Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FSV Mainz 05 einen Selbstmordversuch unternahm.

Seine Assistenten Patrick Ittrich, Holger Henschel und Frank Willenborg hatten den Schiedsrichter kurz nach 13.30 Uhr in seinem Zimmer entdeckt. Am Nachmittag hatte Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), den "ungeheuren Druck auf unsere Schiedsrichter" bereits als möglichen Auslöser der Tat ins Gespräch gebracht.

Am Montagnachmittag hatte die Kölnische Rundschau unter Berufung auf einen hochrangigen Ermittler der Kölner Polizei berichtet, private Probleme seien der Auslöser für Rafatis Tat gewesen. Der Beamte bezog sich dem Bericht zufolge auf die Notizzettel, die in Rafatis Hotelzimmer gefunden wurden.

DFB begrüßt Entscheidung

"Es geht nicht um Überforderung im Fußball", sagte der Polizist laut "Kölnischer Rundschau". Noch am gleichen Tag teilte der DFB nach Absprache mit Menke mit, Rafati habe sich in stationäre Behandlung begeben. Zudem verbreitete der Verband den von Rafatis Anwalt übermittelten Wunsch, "in enger Abstimmung mit dem DFB die Vorgänge ganz in Ruhe aufarbeiten zu wollen".

Der DFB teilte am Freitagnachmittag mit, er begrüße "ausdrücklich die Entscheidung von Babak Rafati, sich offen zu seiner Depressions-Erkrankung zu bekennen und in Ruhe fachärztlich behandeln zu lassen." Es sei ein "wichtiger und richtiger Schritt", sagte Präsident Zwanziger.

Hilfsangebot für Rafati

Zugleich sicherte er Rafati zu, der Verband werde ihn "mit all unseren Möglichkeiten unterstützen". Dem Schiedsrichter stünden zudem "selbstverständlich auch die Hilfsangebote der Robert-Enke-Stiftung zur Verfügung, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 2010 mit dem komplexen Krankheitsbild Depressionen beschäftigt." Rafatis Beispiel zeige erneut, wie wichtig die Arbeit der Stiftung sei.

Nach Mitteilung seines Anwalts am Freitag hat sich Rafati entschieden, mit seiner Krankheit "offen umzugehen und sich ihr zu stellen." Der 41 Jahre alte Niedersachse mit iranischen Wurzeln werde sich in fachärztliche Behandlung begeben, um die Ursachen der Depressions-Erkrankung therapieren zu lassen.

"Wie lange dies dauern wird, ist derzeit nicht absehbar", heißt es in der Mitteilung von Menke. Eines steht darin auch: Babak Rafati wünsche sich, dass er am Ende einer erfolgreichen Therapie "in sein normales Leben" zurückkehren könne - "auch als Schiedsrichter".

Der DFB teilte darüber hinaus mit, dass sich sein Präsidium auf seiner nächsten Sitzung am 2. Dezember intensiv mit der aktuellen Situation und dem Gesamtkomplex des deutschen Schiedsrichterwesens befassen werde.

 

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