"Gedanklich und emotional ein anderer Tag"

SID
Der Tod von Robert Enke jährt sich am 10. November zum zweiten Mal
© Getty

In ihren Gedanken sind sie vereint. Andreas Bergmann, der Trainer des VfL Bochum. Hanno Balitsch, der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen. Florian Fromlowitz, der Torhüter des MSV Duisburg. Das Leben hat sie auseinander getrieben. Weg von Hannover 96. Der Tod wird sie immer verbinden. Zumindest einmal im Jahr. Am Donnerstag kommen die Erinnerungen zurück. An Robert Enke. An den 10. November 2009. An das Unvorstellbare.

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An einem Bahnübergang hatte Enke damals Suizid begangen. Innerlich zerrissen, von Depressionen getrieben. Von dieser so tückischen Krankheit, die die Hürden des Alltags unüberwindbar erscheinen lässt.

Als Enke ging, blieb Trauer. Und Machtlosigkeit. Und Entsetzen. Es war die Zeit, in der die Fußball-Welt innehielt. Als alle Bewegungen ein wenig langsamer erschienen und nur die Tränen in hoher Geschwindigkeit an so mancher Wange herunter flossen.

Leere beim ehemaligen 96-Trainer

Es herrschte Leere. Beim damaligen 96-Trainer Bergmann, der nach der Nachricht wie gelähmt durch seine Hamburger Wohnung taumelte.

Bei Balitsch, der Enke in Hannovers Mannschaft mit am nächsten stand. Bei Fromlowitz, der zu Deutschlands damaliger Nummer Eins aufsah und es als eine Ehre empfand, mit ihm den Trainingsplatz zu teilen. Aber auch bei Millionen von Fans. Von Enkes familiärem und unmittelbarem Umfeld ganz zu schweigen.

"Ich bin mir sicher, dass Roberts Tod etwas bewirkt hat"

Nur wenige Personen wussten von den Problemen des Torhüters. Er hatte Angst, sich zu öffnen. Angst, eine vermeintliche Schwäche zu zeigen. Der Machismo regiert die Branche noch immer.

Doch er beginnt zu bröckeln. Langsam zwar, aber immerhin. Manch Profi, der unter ähnlichen Krankheitssymptomen leidet, hat sich offenbart. "Ich bin mir sicher, dass Roberts Tod etwas bewirkt hat. Ich halte es für Populismus, wenn behauptet wird, dass sich danach nichts geändert hat", sagt Jörg Neblung.

Tempo des Alltags lässt sich kaum bremsen

Der Berater stand Enke jahrelang als Freund zur Seite und hat nach dem Tod des Torhüters zahlreiche Veränderungen in der Sport-Szene wahrgenommen: "Man muss sich aber die Mühe machen und genau hinschauen. Es gibt inzwischen eine höhere, leider nicht messbare Sensibilität im Umgang mit diesen Problemen."

Doch das Tempo des Alltags lässt sich kaum bremsen. Es muss weitergehen.

Zumindest am Donnerstag wird mancherorts ein wenig Ruhe einkehren. In Bochum, in Leverkusen, in Duisburg, in Hannover. "Gedanklich und emotional wird das sicher ein anderer Tag", sagt 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke. Er ist mit diesem Gefühl nicht allein.