Borussia als gutes Beispiel für den FC

Von SPOX
November 2010: Gladbach gewinnt das Derby in Köln glatt mit 4:0
© Getty

Der 14. Bundesliga-Spieltag startet mit dem Derby-Kracher Köln gegen Mönchengladbach (20.15 Uhr im LIVE-TICKER). Im Vorjahr gewann die Borussia beide Duelle klar und jetzt reist sie als Tabellendritter mit viel Selbstvertrauen an. Doch wie sind die beiden Traditionsvereine grundsätzlich aufgestellt? Ein Vergleich in vier Punkten.

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Sportlich:

Köln: Die Kölner haben sich nach anfänglichen Problemen im Mittelfeld festgesetzt. Allerdings gleichen die FC-Ergebnisse immer noch einer Achterbahnfahrt: Seit dem 7. Spieltag wechselten sich Sieg und Niederlage ab. Trotzdem: Die Mannschaft verinnerlicht die Vorstellungen von Stale Solbakken von Woche zu Woche besser, angefangen bei der Viererkette, die in den letzten drei Heimspielen kein Gegentor zuließ. Auch deshalb ist der FC wieder auf dem Weg zu alter Heimstärke. Laut Solbakken haben alle Spieler "das Konzept verstanden. Das ist kein Problem. Alle haben Vertrauen in das Konzept." Jetzt noch etwas Konstanz in die Leistungen, und mit dem FC ist wieder zu rechnen.

Dass es bisher nicht für ganz oben reicht, liegt an den Auswärtsspielen, in denen sich die Kölner mehr als nur einmal indisponiert zeigten. Solbakken sagt dazu im "Kicker": "Und wenn wir schlecht spielen, spielen wir richtig schlecht." Alles andere als schlecht spielt Lukas Podolski. Der 26-Jährige hat in elf Spielen bereits neun Tore und fünf Vorlagen gesammelt und sorgte bei den letzten drei Heimsiegen für fünf der sieben Tore. Für Solbakken ist er deshalb "derzeit der beste Spieler der Bundesliga".

Wie gut kehren die neuen Besen? Solbakkens erste Bilanz

Gladbach: Der Trainerwechsel im Februar 2011 war ein Glücksgriff. Sehnte man sich im Umfeld nach einem Feuerwehrmann der Marke Hans Meyer, installierte die Borussia Lucien Favre als Übungsleiter. Der Schweizer, der eher in die Schublade Konzepttrainer passte, hatte anfangs nicht viele Möglichkeiten, Grundlegendes zu verändern: Das Transferfenster war geschlossen, so dass Favre intern nach Lösungen suchen musste. Nicht nur, dass Favre mit Marc-Andre ter Stegen auf den Torhüter setzte, der heute schon bei Joachim Löw ein Thema ist. Auch Spieler wie Tony Jantschke und Roman Neustädter lebten unter Favre förmlich auf.

Favre verfolgt bisher einen Drei-Stufen-Plan: "Erst mussten wir die hohe Anzahl der Gegentore minimieren. Das hatte mit Bundesliga nichts zu tun", so Favre. Inzwischen hat Gladbach die zweitbeste Defensive der Bundesliga, kassierte nur neun Treffer. Der zweite Schritt: "Chancen kreieren", so Favre. Auch hier ist Gladbach deutlich gefährlicher als noch in der Vorsaison, was natürlich auch mit dem Aufschwung von Marco Reus zusammenhängt. Der Offensivspieler war schon in der Vorsaison auf einem hohen Niveau, nur passte oft das gesamte Gefüge nicht, so dass Reus' Leistungen nicht den erhofften Erfolg einbrachten. Inzwischen ist die Truppe homogen, so dass Einzelkönner wie Reus, aber auch Juan Arango oder Patrick Hermann besser zur Geltung kommen. Stufe Nummer drei in Gladbach soll nun die Chancenverwertung sein, die Favre noch bemängelt. Insbesondere die Angreifer Mike Hanke, Igor de Camargo oder Backup Raul Bobadilla könnten das eine oder andere Tor mehr gut vertragen.

 

Finanziell:

Köln: Die Lage beim FC ist immer noch problematisch, kolportierte 30 Millionen Euro Schulden plagen den Verein angeblich. " Wir reizen derzeit unsere Möglichkeiten aus", sagte der Ex-Verwaltungsratchef Rolf Martin Schmitz dem "Express." Schmitz: "Aber wir gehen keine unkalkulierbaren Risiken ein. Klar ist: Es ist nicht so, als hätten wir große Reserven, von denen wir in den kommenden zehn Jahren zehren könnten. Da ist mit den Ab- und Aufstiegen zu viel passiert. " Die Vertragsverhandlungen mit Lukas Podolski soll das aber nicht stören. Der FC könne sich Podolski leisten, sagt Schmitz: "Ein Verbleib von Lukas Podolski hat nichts mit der aktuellen Finanzlage zu tun."

Neben den Schulden muss sich der Verein auch damit auseinandersetzen, dass Finanzinvestoren wie Franz-Josef Wernze an etwaigen Transfererlösen beteiligt sind. Außerdem müssen die Kölner in Sachen Partner-Akquise zukünftig auch auf den Faktor Wolfang Overath verzichten - ein herber Verlust laut Schmitz, der vor Overaths Rücktritt sagte: "Ohne ihn stünde der Klub wirtschaftlich weitaus schlechter da. Er ist bei den Sponsoren ein absolutes Aushängeschild. Er geht Klinken putzen, geht betteln, macht sich für den FC klein."

Geschäftsführer Oliver Leki gibt den zukünftigen Weg vor, der von Transferüberschüssen geprägt sein soll: "Das Modell ist Werder Bremen, die über Jahre damit gut gefahren sind. Und dann muss man auch mal gut verkaufen. An den letzten großen Transfer kann sich hier doch keiner mehr erinnern." Langfristig sollen auch die Investoren-Beteiligungen an Transfers zurückgeschraubt werden. "Das ist kein Modell für die Zukunft. Wir müssen schauen, dass wir Werte schaffen und die im Klub behalten", sagt Leki.

Gladbach: "Wir sind nicht reich, aber gesund", sagt man in Mönchengladbach immer wieder. Zwar hat der Klub immer noch mit den Nachwehen des Stadionbaus zu kämpfen, aber insgesamt beruhigt die wirtschaftliche Situation des Klubs die Gemüter immer mehr. Gladbach ist im Trend und für Sponsoren weiter sehr interessant. Doch nicht nur die Akquirierung neuer Geldgeber und die Tatsache, dass der Borussia-Park immer gefüllt ist, sorgen für den finanziellen Aufschwung: Ein Grund hierfür ist sicherlich auch die gesunde Transferpolitik.

Teure Einkäufe werden nach ein paar Fehlversuchen in der Vergangenheit nur noch selten getätigt. Auf der anderen Seite kann es sich der Klub leisten, seine Leistungsträger zu halten und Millionenangeboten der Konkurrenz zu widerstehen. Dante ist trotz vieler Angebote geblieben - von Marco Reus (bisher) ganz zu schweigen. Gladbach kann es sich inzwischen auch schon leisten, mit Spielern wie ter Stegen nicht nur zu verlängern, sondern auch auf ein Millionengehalt aufzustocken.

Teil 2: Außendarstellung und Struktur