Ein Derby, das angeblich keines ist

SID
Es geht zur Sache: Der VfB Stuttgart und 1899 Hoffenheim werden sich nichts schenken
© Getty

Stuttgart und Hoffenheim trennen nur knapp 60 Kilometer Luftlinie. Die Beziehung der beiden Bundesligisten ist eine besondere, von einem Derby allerdings will zumindest der VfB-Sportdirektor nichts wissen.

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Ein Derby? Blödsinn, meint Fredi Bobic. "Fragen Sie doch mal unsere Fans, was die davon halten. Die akzeptieren es nicht, dass das Spiel schon ein Derby sein soll", sagt der Sportdirektor des VfB Stuttgart.

Tatsächlich haben der VfB Stuttgart und die TSG 1899 Hoffenheim erst sechs Mal in der Bundesliga gegeneinander gespielt, und viel Tradition hat diese Begegnung daher nicht. Und dennoch ist das Aufeinandertreffen etwas Besonderes - schließlich ist Hoffenheim so etwas wie eine Filiale von Stuttgart.

Ex-Stuttgarter in Hoffenheim

Marvin Compper, Matthias Jaissle, Boris Vukcevic, Tobias Weis und Andreas Beck, zuletzt Sebastian Rudy und Sven Schipplock - sie alle spielten einst für den VfB Stuttgart, ehe sie zum Emporkömmling aus Hoffenheim wechselten.

"Damals", sagte Bobic in den Tagen vor dem Derby, das in seinen ja Augen keines ist, "haben sie ihren Weg so gewählt." Zugleich betonte er: "Die Tür steht immer offen." Er wollte damit sagen: Wer immer in Zukunft von Hoffenheim zurück nach Stuttgart wechseln wolle, könne sich gerne bei ihm melden.

Beck verlängert Vertrag

"Ich danke Fredi Bobic, dass er die Tür offenhält", sagte der Hoffenheimer Trainer Holger Stanislawski dazu, und wahrscheinlich hat er gemeint: Sollen sie doch gerne weiter die etwa 85 Kilometer über die Autobahnen 81 und 6 von Stuttgart hochkommen, wenn sie wollen.

Andreas Beck jedenfalls hat die offene Türe einmal durchschritten, zu Zeiten, als ihn in Stuttgart niemand aufhalten wollte oder konnte - den Weg zurück geht er erst mal nicht: Am Freitag verlängerte der Mannschaftskapitän seinen Vertrag in Hoffenheim bis 2014.

Beck ist in Stuttgart auch längst kein Thema mehr, allerdings beschwerte sich der VfB zuletzt über den angeblichen Hoffenheimer "Talentklau". "Aufgrund der Hoffenheimer Vorgehensweise bestehen zweifelsohne atmosphärische Störungen, die es auszuräumen gilt", sagte Bobic dem "Mannheimer Morgen".

Auf Augenhöhe

Diese Aussagen lassen die Hoffenheimer kalt. Allerdings sprach auch Stanislawski nicht direkt von einem Derby, obwohl zwischen den Stadien beider Vereine nicht mal 60 Kilometer Luftlinie liegen. Allerdings wollte er vor dem Anpfiff am Samstag (Sa., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) "den besonderen Reiz des Spiels thematisieren".

Einmal, sagte er, bringe die "Tabellensituation die nötige Würze rein". Der VfB ist Siebter, 13 Punkte, 12:6 Tore; Hoffenheim ist Achter, 12:7 Tore, 13 Punkte. "Es wird ein Spiel zweier Mannschaften auf Augenhöhe", sagte Stanislawski. Beim VfB sähen sie das sicher gerne anders.

Und "sicherlich", ergänzte der Hoffenheimer Trainer, sei es auch eine Motivation, "dass wir sechs ehemalige Stuttgarter in der Mannschaft haben". Sechs deshalb, weil Jaissle derzeit verletzt ist (Achillessehnen-OP).

"Ein echtes Derby"

Beck, Compper, Weis und Rudy werden wohl auf jeden Fall spielen, Vukcevic und der junge Schipplock sind zunächst mal Reservisten. Beim VfB wird wie erwartet Zdravko Kuzmanovic nach einem Muskelfaserriss fehlen, womöglich auch Timo Gebhart (Risswunde am Knöchel).

Nur etwa 1000 Anhänger der Hoffenheimer wollen in Stuttgart dabei sein, weshalb Bobic vielleicht nicht ganz falsch liegt, wenn er meint, das Spiel sei kein Derby, oder zumindest noch lange nicht: "Wenn wir gegen den Karlsruher SC oder Freiburg spielen, kommt mehr rüber als gegen Hoffenheim."

Trainer Bruno Labbadia dagegen spricht von einem "echten Derby", was zumindest angesichts der Nähe der beiden Mannschaften zutrifft, auch wenn die eine aus Württemberg kommt (Stuttgart) und die andere aus Baden (Hoffenheim).

Derby hin oder her: Die TSG 1899 Hoffenheim hat noch keine der sechs Aufeinandertreffen in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart gewonnen. Das zumindest ist unbestritten.

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