Zwei Lichtblicke und Härtefälle ohne Ende

Von SPOX
Welten trennen den HSV (r.) derzeit von Hertha BSC. Nicht nur in der Tabelle...
© Getty

Acht Spieltage sind in der Bundesliga gespielt. Zeit für ein erstes Zwischenfazit. Was läuft gut bei den 18 Klubs? Was läuft schlecht? Und wo lauern Gefahren? Der erste Teil der Bundesliga-Bilanz beschäftigt sich mit der unteren Tabellenhälfte, die vom starken Aufsteiger Hertha BSC bis zum Problemfall Hamburger SV reicht.

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Hamburger SV

Das ist gut: Die Besonnenheit der HSV-Fans angesichts des schlechten Gesamtbildes. In ähnlichen Situationen gab es in der Bundesliga schon ganz andere Reaktionen von den Anhängern, Ende der vergangenen Saison etwa in Stuttgart oder Frankfurt. Das Hamburger Publikum dagegen blieb bislang ruhig, wohl auch weil erst acht Spieltage gespielt sind - es bleibt noch genügend Zeit, den totalen Absturz zu verhindern. Auch das ist immerhin ein kleiner Lichtblick. Zumal nach dem durchaus knackigen Auftaktprogramm jetzt auch die Gegner kommen, mit denen sich der HSV aktuell messen lassen muss: Freiburg, Wolfsburg, Kaiserslautern heißen die nächsten drei.

Das ist schlecht: Die Geduld und Beharrlichkeit, mit der Frank Arnesen den "perfekten" Trainer sucht, ist grundsätzlich nachvollziehbar. Die Tatsache allerdings, dass die Presse in der Regel mal wieder vor den potentiellen Kandidaten Bescheid weiß, macht die Verhandlungen nicht leichter, kostet weitere Imagepunkte und befördert die Hamburger Chaos-Atmosphäre. Ob daraus vor den immens wichtigen kommenden Wochen auch ein Alibi für die Spieler wird, muss sich zeigen. Denn dass die sportliche Gesamtsituation mehr als schlecht ist, versteht sich für den Tabellenletzten von selbst.

Hier lauern die Gefahren: Der HSV hängt weiterhin im luftleeren Raum: Rodolfo Cardoso bleibt als Trainer eine Interimslösung ohne mittelfristigen Auftrag, Arnesen als Teamchef ist de facto ein Strohmann für den Argentinier, der keine Lizenz besitzt. Das Problem: Sollte die nun präsentierte Lösung in den kommenden Spielen nicht funktionieren, rückt Arnesen noch mehr in den Fokus der Kritik. Im schlimmsten Fall macht sich die einzige sportliche Kompetenz in den Führungsgremien selbst unmöglich. Spätestens dann droht die Situation endgültig zu eskalieren - womöglich auch unter den Fans.

FC Augsburg

Das ist gut: Bisher bleiben die Verantwortlichen und das Umfeld trotz sehr überschaubarer Punktausbeute ruhig. Die Garantie für Trainer Luhukay erstickt etwaige Diskussionen - vorerst noch - im Keim. Bis auf die Partie in Dortmund hat der Aufsteiger bisher in den anderen Partien zumindest mitgehalten, wenngleich auch die nötige Cleverness für die erste Liga noch fehlt. Immer noch ein kleiner Pluspunkt: Augsburg ist für so ziemlich alle Experten Absteiger Nummer eins, aus dieser Underdog-Stellung könnte noch etwas zu machen sein. Der Konakt zur Konkurrenz ist noch nicht abgerissen.

Das ist schlecht: Die Mannschaft wird heimgesucht von einer nahezu unglaublichen Verletzungsmisere. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass sich ein weiterer Spieler teilweise übel verletzt. Von den Zugängen konnte die Hälfte bisher noch gar nicht zeigen, ob sie eine Verstärkung sein könnten, weil schlicht noch keine Chance auf einen Einsatz bestand. Die Defensive wackelt zu oft, frühere Leistungsträger wie Sankoh oder Möhrle laufen ihrer Form hinterher. Nach vorne fehlt es an Kreativität aus dem Mittelfeld und dem kühlen Abschluss im Sturm. Insgesamt geht 80 bis 90 Prozent der Spieler das Format für die Bundesliga ab. Geld für Nachbesserungen im Winter ist kaum da, trotzdem hat Luhukay bereits jetzt Nachkäufe prognostiziert.

Hier lauern die Gefahren: Je länger die sieglose Serie geht, desto größer dürften Selbstzweifel, Verunsicherung und Unruhe innerhalb der Mannschaft werden. Mit jedem Spiel ohne Stürmertor wird zudem die Kamelle Thurk aus dem Regal gekramt, auf Dauer ein Nerven raubender Zustand. Wenn sich die angespannte Personallage nicht sehr bald entspannt, hat der FCA kaum eine Chance, sich in der Liga zu halten.

1. FC Kaiserslautern

Das ist gut: Allzu viel Positives lässt sich nicht zusammentragen. Immerhin ist es vergleichsweise ruhig rund um den Betze, und die Verantwortlichen und die Spieler sind sich der Situation vollauf bewusst. Inhaltsleere Durchhalteparolen sind tabu. "Wir haben nicht gesagt, dass wir gegen den Abstieg spielen, weil uns nichts anderes eingefallen ist", sagt stellvertretend Klubchef Kuntz. Trainer Kurz sprach jüngst von einem "beschissenen Gefühl", das aber allein auf die mangelnde Effektivität seiner Mannschaft im Angriffsspiel zurückgehe. Raum für eine Steigerung sehe er durchaus. In der Tat: Die kollektive Formschwäche der Leistungsträger kann nicht ewig andauern. Tiffert etwa war in der vergangenen Saison der Vorlagenkönig der Liga (16 Assists), in dieser Spielzeit hat er noch keinen Treffer vorbereitet.

Das ist schlecht: Nur fünf Punkte. So schlecht stand der FCK nach acht Spieltagen noch nie da. Selbst in den Abstiegsaisons 1995/96 und 2005/06 sammelte man im gleichen Zeitraum immerhin sieben Zähler. Der Schuh drückt im Angriff. Welche Offensivstatistik man auch bemüht, der FCK ist auf dem letzten oder vorletzten Platz zu finden. Die Pfälzer spielen sich die wenigsten Chancen heraus und die versieben sie dann wie zuletzt beim 0:2 gegen Stuttgart auch noch meist kläglich. Drei der fünf Saisontreffer (Ligaschlusslicht) fielen gegen indisponierte Mainzer, ansonsten spielte man schon fünf Mal am falschen Ende zu null.

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Hier lauern die Gefahren: Bislang schlägt sich der FCK trotz ernüchternder Resultate tapfer, verweist darauf, dass der Umbruch nach dem Verlust des offensiv-kreativen Dreigestirns Ilicevic/Lakic/Moravek noch nicht abgeschlossen und die Leistung im Prinzip in Ordnung sei. Das Umfeld hält ebenfalls still. Noch zumindest. Spätestens nach dem 9. Spieltag, dem Auswärtsspiel auf Schalke, für das die Erwartungen eher gering sein sollten, ist dann aber mit großem Druck zu rechnen: Nacheinander geht es gegen Freiburg, im Pokal gegen Frankfurt und dann gegen den HSV. Sollten die Ergebnisse in diesen richtungsweisenden Spielen nicht stimmen, könnte es mit der Ruhe ganz schnell vorbei sein.

SC Freiburg

Das ist gut: Trotz einer schlechten Serie zu Saisonbeginn (vier Punkte aus sieben Spielen) ist es im beschaulichen Freiburg wie gewohnt ruhig geblieben. Diese Ruhe wurde mit dem 1:0 gegen Gladbach dann belohnt. Torjäger Cisse war während der Transferperiode und danach in aller Munde - seine Tore (6) macht er aber weiterhin. Auch die 13 Tore insgesamt können sich sehen lassen, nur drei Teams haben mehr Treffer erzielt. Mit Hinkel wurde in der vergangenen Woche ein erfahrener Spieler dazugeholt. Zudem scheint die Verletzungsmisere der Verteidiger überstanden: Nur Butscher fällt noch aus, Barth, Krmas und Ferati sind wieder im Training.

Das ist schlecht: Mit 22 Gegentoren stellt der SC die schlechteste Abwehr der Liga, besonders auswärts sind die Breisgauer mit 18 Gegentreffern in vier Partien eine einzige Schießbude. Nur einen Punkt holte das Sorg-Team in der Fremde, nur der FCK ist gleich schlecht. Sportdirektor Dufner bestätigte der "Badischen Zeitung", "dass wir in der Rückwärtsbewegung den einen oder anderen Fehler mehr machen, wie wir es gerne hätten." Coach Sorg lässt offensiver spielen, als Dutt im Vorjahr, doch der Mannschaft fehlt noch die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive.

Hier lauern die Gefahren: Das Wechsel-Theater um Torjäger Cisse dürfte spätestens Ende Dezember wieder losgehen, wenn die Winter-Transferperiode vor der Tür steht. Außerdem liegen die Vertragsverhandlungen mit Bastians nach einem Beraterwechsel des Linksverteidigers scheinbar endgültig auf Eis, die dadurch entstandenen Diskussionen sorgen für Unruhe im beschaulichen Breisgau. Die nächsten beiden Partien gegen die direkten Konkurrenten (HSV und FCK) werden zeigen, in welche Richtung es beim SC geht.

Seite 2: Labile Wolfsburger, respektable Nürnberger und Berliner