Guck mal, wer da spricht!

Von Max-Jacob Ost
Bruno Labbadia bestellt sich einen Kaffee mit zwei Stück Zucker
© Getty
Cookie-Einstellungen

6. Augsburger Aggressionen: Einen größeren Fäkalwortschatz in Körpersprache hat in der Bundesliga wohl nur der FC Augsburg zu bieten. Dort versucht man sich nun schon einige Spieltage lang erfolgreich daran, die Schuldenkrise Griechenlands als Tanzspiel darzustellen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, lieferte der FCA am Wochenende bei Dortmund sein Meisterstück. Nicht einmal Robbenbabys auf Valium hätten so wenig Widerstand gegen den Deutschen Meister gezeigt. Ein beeindruckender Auftritt. Seien Sie also auch nächsten Spieltag wieder dabei, wenn es heißt: Vorhang auf und hereinspaziert. Jos Luhukay präsentiert: die Augsburger Luschenkiste!

7. Lust auf Bockwurst: Ob das so geplant war? Gegen Hertha BSC präsentierte Ex-Blue-Man-Group-Mitglied Stale Solbakken eine neue taktische Variante. Lukas Podolski durfte sich als hängende Spitze präsentieren. Neu war vor allem die Konsequenz, mit der er das machte. Bei ihm hing einfach alles: Von den Schultern bis zum Kopf.

Oder um es mit den Worten von LigaTotal-Experte Toni Schumacher zu sagen: "Lukas ist ein guter Fußballer, aber die Konstanz fehlt ihm einfach. Wenn es 2:0 für den Gegner steht, hat er keinen Bock mehr." Stellt sich nur noch die Frage: Was ist schlimmer, wenn man beim 1. FC Köln spielen muss: Eigentlich ein guter Fußballer zu sein - oder keinen Bock zu haben?

8. Sprechende Torhüter: Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Selbstredend war das die einzig treffende Einschätzung des literarischen Vorbilds von Philipp Lahm. Glaubt Ihr nicht? Dann lest und genießt Toni Schumachers Einschätzung von Hertha BSC:

"Es gibt in der Bundesliga keine Mannschaft, die permanent Bayern-Jäger ist. Das ist mal Leverkusen, mal Bremen, dann mal Schalke. Aber Hertha hätte als Hauptstadt eigentlich das Potenzial, jedes Jahr Bayern-Jäger Nummer 1 zu sein!"

Was für ein Fest! Da reibt sich Sky als Konkurrent von LigaTotal natürlich hämisch die Hände. Immerhin hatte man dort mit Jens Lehmann einen Experten, der nicht nur durch Kompetenz sondern auch durch gewissenhafte Vorbereitung überzeugt. Als Ben-Hatira und Lasogga groß aufspielten (beides U-21-Nationalspieler), erkundigte er sich sogleich. "Sind die für Deutschland spielberechtigt?" In your face, Toni Schumacher!

9. Philantrop Arnautovic: Zu den Dingen, die man nicht gebraucht erwerben sollte, gehören neben Zahnbürsten, Schwangerschaftstests und Hackfleisch ganz bestimmt auch Tage. Fragt mal nach bei Philipp Bargfrede. Der sah gegen Hannover 96 zeitweise aus wie ein Wackelpudding auf Rollschuhen. Bruno Labbadia hätte es bei diesem Anblick die Körpersprache verschlagen. Bei allen drei Gegentreffern war Werders Ein-Mann-Abwehrtollwerk beteiligt.

Doch wie so oft im Leben zeigte sich auch bei Werder in der Schwäche ihre eigentliche Stärke. Es ist dieser unglaubliche Zusammenhalt. Denn was macht Plastikliebhaber Marko Arnautovic, als er die missliche Lage seines Mannschaftskollegen bemerkt? Er holt sich eine Rote Karte, die auf der nach oben offenen Dummheitsskala irgendwo zwischen "zum Hells Angels-Treffen ein Justin-Bieber-T-Shirt tragen" und "beim Waldlauf mit Felix Magath 'Das Wandern ist des Müllers Lust' pfeifen" liegt. Und schon reden alle wieder nur über den bösesten Ösi ohne Gouverneurs-Vergangenheit. Tolle Geste!

10. Einmal drei Punkte zum Mitnehmen, bitte: So ist das einfach mit Vorurteilen: Sie müssen gefüttert werden wie ein Phrasenschwein. Denn wer will schon die eigenen Klischees hinterfragen? Gehen wir also lieber davon aus, dass Normalzustand in der Liga herrscht. Magath scheucht seine Mannschaft gerade zum 1932sten Mal den aus Recyclingpapier aufgeschichteten Meisterhügel hinauf, Uli Hoeneß übt bereits für seinen Gastauftritt als flammender Verteidiger in "Law & Order" und Jürgen Klopp übt vor dem Spiegel seine Torjubel-Imitation eines Säbelzahntigers auf Ecstasy.

Niemand möchte unnötig verwirrt werden, schon gar nicht am Feiertag. Und deshalb vermuten wir einfach mal, dass Jermaine Jones & Co. hier gerade nur einen Salat mit stillem Mineralwasser bestellen, während Huub Stevens vor der Burgerbude den Fans seinen neuen Fan-Gesang "Schalke 1:0 ein Leben lang" beibringt. Alles andere führt nur zu Schnappatmung und einem zu hohen Cholesterinwert. Ist auch nicht gut für die Körpersprache, glaubt uns.

11. Wir sind unwürdig! Wir sind unwürdig! Es gibt sie einfach, diese Spielzeiten, in denen sich die Bayern-Verfolger anstellen, als wären sie beim Tandem-Sackhüpfen mit Bud Spencer. Und während die Verfolger übereinander purzeln wie eine Kindergartengruppe, der man zum Frühstück ein Altherrengedeck serviert hat, marschieren die Bayern relativ gelangweilt vorneweg. Die Frage nach der Meisterschaft wartet mit der Spannung einer Live-Übertragung eines Schweigegelübdes auf.

Höchste Zeit also für eine Kampfansage, die sich gewaschen hat, oder? Wir übergeben das Wort an BVB-Boss Watzke: "Wir haben schon vor der Saison gesagt: Bayern München wird Deutscher Meister! Alles, was dahinter kommt, ist wieder unser Thema. Aber Bayern hat eine überragende Truppe. Die werden Meister - das ist so sicher wie das Amen in der Kirche." Und während Watzke das sagte, warf er sich körpersprachlich im Bayern-Schlafanzug vor Uli Hoeneß in den Staub. Bruno Labbadia wäre entzückt gewesen. Mit diesem unmenschlichen Druck müssen die Bayern erst einmal fertig werden. Höchste Zeit für das Körpersprache-Seminar "Kratzen, Beißen, Bellen" von Oliver Kahn!

12. Verlängerung: Bevor Ihr nachdenken müsst: Was war besser als die Alternative Liste dieser Woche? Richtig. Die Alternative Piste.

 

Artikel und Videos zum Thema