Von Lothar Matthäus geschieden

Von Björn Thar
Der Isrealische Nationalspieler Itay Shechter traf bereits zweimal für den 1. FC Kaiserslautern
© Getty

Von der Familie gefördert und von Lothar Matthäus geprägt: Itay Shechter wechselte im Sommer von Hapoel Tel Aviv zum 1. FC Kaiserslautern. Mit zwei Saisontoren ist er bereits bester Torschütze bei den Pfälzern. Am Freitag gegen den VfB Stuttgart (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) versucht er diese Bilanz auszubauen.

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In Israel ist Itay Shechter ein gefeierter Star. Dort wird er auch von den Fans auf der Straße erkannt. Etwas, was ihm in Deutschland aktuell (noch) nicht widerfährt. Jedoch tue ihm diese Ruhe um ihn auch mal ganz gut, erklärt der 24-Jährige: "Wenn ich nach Isreal komme, ist immer sofort Chaos."

Aber das war sicher nicht der Grund, warum der Stürmer zum 1. FC Kaiserslautern wechselte. Es war vielmehr an der Zeit für ihn, den nächsten Karriereschritt zu vollziehen. "Der Verein gibt mir die Möglichkeit, in einer der besten Ligen der Welt zu spielen, in den tollsten Stadien." Nicht nur der FCK war an dem Israeli interessiert. Auch West Bromwich und Hannover 96 wollten ihn verpflichten.

Ausschlaggebend für seine Entscheidung sei der Wohlfühlfaktor gewesen. "Ich fühle mich wohl in Kaiserslautern. Das, was ein Fußballer zunächst einmal braucht, ist die Wärme und Unterstützung rundherum", sagt Shechter: "Ich war sofort auf einer Wellenlänge mit Stefan Kuntz und Marco Kurz. Dazu haben sie mir koscheres Essen angeboten. Damit haben sie mein Herz gewonnen."

FCK als Sprungbrett

Auf den ersten Blick ist der Wechsel nicht unbedingt eine Verbesserung für den israelischen Nationalspieler. Mit Hapoel spielte er in der Champions League, beim FCK sieht es momentan danach aus, als würde er gegen den Abstieg kämpfen.

Trotzdem, es leuchtet ein, warum er diesen Schritt gewagt hat: Es ist die Bühne, die die Bundesliga bietet, sich für andere Vereine zu empfehlen. Und natürlich hat er sich für die Zeit in Kaiserslautern auch schon jede Menge vorgenommen. "Ich träume von einem Tor gegen Bayern." Das Ziel dürfte aber eher sein, irgendwann für die Bayern zu spielen.

Besonders lange hat Shechter nicht gebraucht, um bei den Pfälzern Fuß zu fassen. Bereits in seinem zweiten Spiel schoss er sein erstes Tor und rettet seinem Klub damit einen Punkt beim 1:1 gegen Augsburg.

Richtig zufrieden mit sich selbst ist der 24-Jährige aber noch nicht. "Ich denke, dass ich einfacher spielen müsste und ich bin oft noch auf mich allein gestellt", analysiert er seine ersten Wochen in der neuen Heimat. Aber das werde sich mit der Zeit ändern, denn das ganze Team werde sich peu a peu einspielen und dann würden auch weitere Siege dazukommen, ist sich Shechter sicher.

"Mit Lothar ist es wie in einer Ehe"

Ähnliches Selbstvertrauen legte auch Lothar Matthäus stets an den Tag, unter dem der Stürmer einst für Maccabi Netanya spielte. Besonders gute Erinnerungen hat Shechter an die gemeinsame Zeit aber nicht. Es habe Meinungsverscheidenheiten gegeben. "Mit Lothar, das ist wie zwischen Mann und Frau, wie in einer Ehe. Er hat ab und zu schwierige Reaktionen gezeigt, die man nicht immer nachvollziehen konnte."

Matthäus attestierte dem Israeli indes die Aufmerksamkeitsspanne eines Clowns. Er soll auch gesagt haben, dass es Shechter nie in die Bundesliga schaffen würde. Die Realität sieht jedoch anders aus: Shechter ist in Deutschland angekommen und musste dafür nicht mal seine Spaßvogel-Qualitäten ablegen, von denen er übrigens selber sagt, dass er sie besitzt: "Ich bin bestimmt ein Spieler, der gerne Spaß macht."

Dazu gehört das Singen orientalischer Lieder in der Kabine oder auch, dass er dem einen oder anderen Teamkollegen hin und wieder ein Bein stellt.

"Hier gibt es das beste Publikum"

Den Zuschauern bereitet seine offene Art am meisten Spaß. Der kontaktfreudige Stürmer hatte von Anfang an keine Schwierigkeiten, sich mit dem FCK zu identifizieren. "Ich bin froh, dass ich hierher gekommen bin. Hier gibt es das beste Publikum", sagte Shechter nach den ersten Wochen.

Noch ehe er den Vertrag bei Lautern unterzeichnet hatte, hatte er schon ein Haus, ein deutsches Handy und ein deutsches Konto. Und damit er sich voll auf den Fußball konzentrieren konnte, ist sein Vater für die erste Zeit mit nach Deutschland gereist und hat sich um sämtliche Angelegenheiten abseits des Spielfeldes gekümmert.

Seine Familie gehöre einer modernen Generation an. Auch aus diesem Grund sei der Schritt, nach Deutschland zu gehen, kein Problem gewesen, so Itay Shechter. Und der 24-Jährige ist glücklich, dass seine Familie diese Einstellung vertritt und ihn bei jedem seiner Schritte unterstützt. Denn wie er selbst sagt, "die Wärme und Liebe der Familie sind für mich das Wichtigste".

Itay Shechter im Steckbrief

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